Gäste, die in einem der acht Wägen des italienischen Herstellers EOS Platz nehmen, werden mit voller Virtual-Reality-(VR)-Montur ausgestattet – mit einer VR-Brille und Kopfhörern der Marke Sony. Im nächsten Moment tauchen sie ein in die virtuelle Welt von „The Clown“. Man sieht einen freundlich winkenden Clown, er weist den Weg, die Fahrt beginnt. Die Wägen sind täglich mit je 1,5 kW Elektroantrieb und einer Geschwindigkeit von 0,5 m/sek im Einsatz und fahren bei einer Steigung und Neigung von 14 % sowohl hinauf als auch hinunter. Gebremst wird mithilfe eines der drei Kompressoren des benachbarten Fahrgeschäfts „Tagada“. Auf Dauer sei es ressourcenschonender, wenn bereits vorhandene Kompressionsenergie genutzt werde, erklärt „Tagada“-Geschäftsführer Marcus Vetter.
Österreichweit einzigartig
Die virtuelle Reise führt auf 150 m Länge und auf zwei Geschoßen zu beängstigenden Clowns und furchterregenden Metzgern. Zwar handelt es sich bei „The Clown“ im Wesentlichen um einen simplen Horrorfilm mit genretypisch abwechselnden Ruhe- und Schockmomenten, der Mehrwert ergebe sich aber durch die Bewegung, sagt Axel Dietrich, Geschäftsführer von vrisch, der Produktionsfirma, die den 3,5 min langen Film zur ebenso langen Fahrt durch das Geisterhaus konzipierte. Im Unterschied zu üblichen, interaktiven Anwendungen war bei der Produktion des VR-Films die zeitliche Komponente entscheidend: „Wir mussten mit der Postproduktion warten, bis die Geisterbahn fertig gebaut war. Anfang und Ende der Fahrt müssen schließlich exakt mit der Dauer der Filmsequenzen übereinstimmen“, berichtet Dietrich.
Aufwendige Film- und Tonproduktion
In nur vier Tagen wurde der Film gedreht, der mit 3D-Animationen ergänzt wurde. Passendes Gruselflair boten die Wiener Drehorte: eine aufgelassene Fleischerei mit Originalrequisiten, eine verlassene Villa in Hietzing und ein professionelles Filmstudio. Geschnitten wurde mit Adobe Premiere und speziellen Tools für 360°-Videos. Für Visual Effects, Composition, Stitching und Stereoworkflow arbeiteten Dietrich und sein Team auf Nuke und Cara. Die 3D-Effekte wurden in Maya, einer Software zur 3D-Visualisierung und -Animation gestaltet. Wie bei der Arbeit an einem 3D-Film wurden stereoskopische Aufnahmen mithilfe der 360°-Kamera Insta360 Pro angefertigt, um das Gefühl der Immersion zu verstärken. Der Unterschied zum reinen Kinovergnügen liegt im Ton: Dreht ein Fahrgast in der Geisterbahn seinen Kopf in Richtung des Bildes, ändert sich nicht nur die Blickrichtung, sondern auch die Richtung des Sounds. „Erscheint im linken Gesichtsfeld ein Clown zu dem man seinen Kopf wendet, kommt der Sound nicht mehr von links, wie im Kino, sondern von vorne“, erklärt Dietrich und macht klar: „Das unterstützt die Echtheit.“
Noch in der Testphase
Mit „The Clown“ befinde man sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Testphase. „Wir sind noch lange nicht fertig und nehmen laufend Veränderungen vor“, erklärt Thomas Sittler-Schaaf, Inhaber der VR-Bahn. Bald soll es eine abgeschwächte Version der Horror-Fahrt für Kinder ab 14 Jahren und eine Hardcore-Variante für Erwachsene geben. Bis dahin arbeiten Sittler-Schaaf und sein Team an den technischen Feinheiten und an Special Effects wie Wind, Hitze und Wasser, um die Fahrgäste noch mehr in die Geschichte hineinzuziehen.
Von Elisabeth Stuppnig