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Nach sieben Monaten Umrüstung war es pünktlich zu Silvester so weit: Am 31. Dezember 2017 hob sich mit der Vorstellung „The Merry Widow“ der Vorhang für das neu sanierte Joan Sutherland Theater. Ein Blick in das Innere von Sydneys Wahrzeichen.

Foto: Pixabay

Das Joan Sutherland Theater (JST) im Sydney Opera House bietet jährlich an die 330 Aufführungen aus den Bereichen Oper, Ballett, zeitgenössische Musik und Gespräche und ist eine der sieben Spielstätten des Opernhauses. Erbaut wurde es 1959 bis 1973 nach Plänen des dänischen Architekten Jørn Utzon. Die ursprüngliche Bühnenmaschinerie für das JST kam in den 60er-Jahren aus Österreich und verschaffte dem Unternehmen Waagner-Biro dadurch den internationalen Durchbruch im Bereich der Bühnentechnik. Nun, einige Jahrzehnte später, war es an der Zeit das JST, als zweitgrößte Spielstätte des Sydney Opera House, zu erneuern, um die in die Jahre gekommene Theatertechnik und Bühnenmaschinerie aufzupolieren. Wieder lag es an Waagner-Biro, die Bühnenmaschinerie zu liefern und Anlagen auszutauschen.

Nach der Renovierung – ein neuer Lift für die Hinterbühne soll einen sicheren Transport von Bühnenteilen und DarstellerInnen zur Bühne gewährleisten. Foto: Daniel Boud

Bühnentechnik am neuesten Stand

Eine der Reminiszenzen der 60er-Jahre ist der Stahlbau der Zylinderdrehbühne, der im Unterbühnenbereich besichtigt werden kann. Fasste die Zylinderdrehbühne in den 60er-Jahren noch einen Durchmesser von 15 m und eine Höhe von 12,5 m sowie zwei absenkbare Podien mit den Maßen 2,7 x 11 m, so sind nun zwei große Podien im hinteren Bühnenbereich hinzugekommen. Die beiden Hinterbühnenpodien sind nicht nur für den Transport von Gegenständen wie Bühnendekorationen, sondern auch für den Personentransport gedacht und kommen zudem auch szenisch zur Anwendung. Sie weisen die Maße 11,40 x 3,6 m auf und können 10,07 m ab- bzw. 0,64 m auffahren. Die gesamte Anlage kann künftig zentral von der ­Waagner-Biro CAT-Bühnensteuerung bedient werden. Und die Software scheint umfassend zu sein, schließlich ist die Bühnensteuerung nun mittels 3D-Visualisierung und -Simulation inklusive Kollisionsüberwachung möglich. Komplexe 3D-Fahrprofile ermöglichen das Fliegen von Artisten durch CAT Flying Carpet. Darüber hinaus verfügt die CAT-Steuerung über eine Schnittstelle zu der Lichtsteuerung, um fliegende Objekte oder auch Personen automatisch verfolgen zu können. Apropos Beleuchtungs- und Videotechnik: Auch hier mussten einige Änderungen vorgenommen werden. „Während es im Bau der 60er-Jahre nur unterschiedlich breite Zugstangen gab (vorne eine Breite von 15,50 m, hinten nur 7,50 m), die vorderen Züge fünfseilig und die hinteren Züge dreiseilig aufgehängt waren, wurden nun mehr als 100 Züge in der Obermaschinerie auf zwei Ebenen installiert: Während die obere Ebene als Maschinenraum dient, handelt es sich bei der unteren Ebene um den eigentlichen Schnürboden, der sicherer und frei von Seiltrassen ist sowie mehr Platz bietet, als noch in den Sechzigern“, weiß Philipp Olbeter, ehemaliger technischer Direktor des Landestheaters Linz, der während des Umbaus vor Ort war.

Vor der Renovierung – der ursprüngliche Backstage-Lift hatte ausgedient. Foto: Zak Zakarij

Audio- und Videotechnik-Upgrade

Neben der Bühnenmaschinerie wurden der Orchestergraben, die Sicherheit und die Akustik des Hauses verbessert. Auch die Zuschauerraumbeleuchtung wurde teilweise erneuert. Im Hinblick auf die Akustik ist zu erwähnen, dass eine Verstärkeranlage installiert wurde, um die Bedingungen nicht nur für MusikerInnen zu verbessern, sondern auch dem Publikum ein besseres Klangerlebnis zu bieten, indem der Orchesterklang besser im JST verteilt wird. Für das Upgrade der Audio- und Videotechnik war der deutsche Spezialist für Theateranwendungen Lawo zuständig, von dem das Produkt Nova73 als zentraler Audio-Router zum Einsatz kommt. Als mc2 HD-Core konfiguriert wird der Router über ein Lawo DALLIS I/O-System MADI-, RAVENNA- und Dante-Signale sowie herkömmliche Analog- und AES-Signale integriert. Die mxGUI von Lawo wird als primäre Steuerschnittstelle für den Router verwendet, sodass User ihre Snapshots für verschiedene Raumkonfigurationen laden und manuelle Anpassungen der Signal-Streams und Parameter vornehmen können. Um das System zu bedienen, dient eine mit Vistool ausgestattete Lawo crystal-Konsole. Das Equipment kommt im Joan Sutherland Theater für Proben oder kleinere Aufführungen zum Einsatz. Die crystal Engine kommuniziert mit der Nova73 über RAVENNA. Die crystal-Konsole wurde mit compact engine geliefert, konfiguriert und in Betrieb genommen. Seit Januar 2017 installiert bildet das System nun einen wesentlichen Teil der technischen Ausstattung des Theaters.

Weitere Bauvorhaben

Die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen. Gerade wird an einer Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten gearbeitet: So soll ein Gang auf der Westseite des Theaters zu einem neu erbauten Lift führen, der den Zugang zu allen Ebenen des Nordfoyers ermöglicht. Diese Arbeiten sollen Mitte 2018 abgeschlossen sein. Für das Jahr 2019 sind außerdem ein Upgrade des Hauptkonzertsaales sowie weitere Renovierungen der Bühne, des Backstage-Bereichs und der Akustik geplant.

Budgetrahmen

Die Regierung des südostaustralischen Bundesstaates New South Wales finanzierte die Sanierung des Konzertsaals und der Eingangsfoyers wie auch ein neues Veranstaltungszentrum und ein neues kreatives Lernzentrum mit einem Investment von 202 Millionen Dollar. Weitere 26 Millionen Dollar flossen von der Regierung unter anderem in die Verbesserung der Akustik, der Funktionalität und der Sicherheit des JST.

Von Elisabeth Stuppnig

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