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Die Akustik eines Raumes ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal für seine Nutzbarkeit. Doch eine gute Hörsamkeit zu erreichen ist oft eine Herausforderung, da diese von vielen Parametern abhängig ist.

Die neue Tonhalle Düsseldorf nach der Sanierung 2006. Foto: Tonhalle Düsseldorf + Peutz Consult GmbH/KHL

Viele Raumtypen heißen nach ihrer akustischen Nutzung, wie z. B. Konzert-, Opern-, Theater-, Kammermusik-, Hör- oder Probensaal. Damit auch Laien die Akustik als gut beurteilen, müssen für jede dieser Nutzungen bestimmte Werte akustischer Parameter erfüllt werden. Dazu zählt neben der Nachhallzeit das Volumen eines Raumes, das gemeinsam mit dieser den Nachhallpegel bestimmt. Beides beeinflusst den Halligkeitseindruck und die (Un-)Verständlichkeit des Dargebotenen ebenso wie die Lautstärke im Raum. Gemäß der Fachliteratur liegen günstige Nachhallzeiten je nach Nutzung zwischen ca. 0,3 s (Tonstudio) und < 4 s (Kirche). Zudem sollte der Rauminhalt zu den Anforderungen der jeweiligen Nutzung passen: Für Theater sind möglichst kleine Volumen geeignet, damit die Stimmenergie der Schauspieler ausgenutzt werden kann. Große Räume begrenzen die Lautstärke, wie es z. B. für Probenräume sinnvoll ist. Gerade für Musikaufführungsräume ist es wichtig, Raumgrößen im passenden Bereich zu wählen. Möchte man nun keine Kompromissakustik, sind flexible Maßnahmen wie variable architektonische Maßnahmen, variable Absorptionsmaßnahmen oder elektroakustische Nachhallanlagen unabdingbar.

Ein Raum ohne variable akustische Maßnahmen kann für verschiedene Nutzungen nicht gleich gut sein.

Optimierungspotenziale

Neben diesen Grundvoraussetzungen spielen für eine gute Hörsamkeit noch weitere Bedingungen und Faktoren eine Rolle: Begrenzung von Störschall von außerhalb und innerhalb der Räume (Lüftung etc.), Freiheit von (Flatter-)Echos, eine ausreichende räumliche Umhüllung und eine gute Bühnenakustik mit Kontakt aller Ausübenden zueinander. Für die Begrenzung der Schallpegelexposition von OrchestermusikerInnen und zur Bestimmung deren Exposition dienen mehrkanalige Schallpegelmessungen. Neben Verbesserungen der Podien- oder Grabengeometrie empfehlen sich dazu u. a. lokale akustische Maßnahmen wie Streukörper, Orchesterzimmer oder Schallschutzschirme.

Die Herausforderungen dabei

Diese Faktoren lassen sich Wertebereichen akustischer Parameter zuordnen, welche jedoch nicht voneinander unabhängig sind. Zudem beeinflussen akustische Maßnahmen oft mehrere Parameter zugleich; verschiedene Hörergruppen haben zudem unterschiedliche Klangerwartungen. Die akustische Beratung ist daher ein vielschichtiger Optimierungsprozess, basierend auf Erfahrung, wissenschaftlichen Untersuchungen und Randbedingungen wie Planungszeiten, Budgetierung und Architektur. Hilfsmittel sind Computersimulationen und Messungen z. B. der Absorption von Materialien im Labor und für Räume mit hohen Ansprüchen an die Raumakustik in Maßstabsmodellen sowie Auralisationen.

Fehlende Ausbildung

In Deutschland ist Akustik leider kein notwendiger Bestandteil der ArchitektInnenausbildung. Umso wichtiger sind praktische Übungen und Exkursionen, in denen Studierende Säle, Kirchen und andere besondere Räume akustisch erforschen können – so z. B. die Tonhalle Düsseldorf (in Zusammenarbeit mit der Universität Wuppertal). In Wien wurden mit Studierenden des Instituts für Musikwissenschaft u. a. die Säulenhalle des Parlaments, die Karlskirche, der Musikverein und das Konzerthaus untersucht.

Vier Faktoren guter Raum-Akustik

  • eine passende Raumgröße hinsichtlich Raumvolumen und Zuhöreranzahl
  • eine geeignete, beherrschbare Primärgeometrie (Breite, Höhe und Bühnenabstände im richtigen Bereich)
  • eine akustisch gut funktionierende Sekundärstrukturierung der Raumbegrenzungsflächen
  • ausreichend Einfluss eines guten Akustikberaters auf das Ergebnis von der ersten Skizze an

Von Klaus-Hendrik Lorenz-Kierakiewitz

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