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Mathis Huber, Intendant der steirischen Festspiele styriarte, sprach mit den Grazer Videoperformancekünstlern von OchoReSotto über ihre Arbeit für den „Julo Ascanio“ beim diesjährigen Festival.

Serie: Festspiele 2018

Festspiele bringen nicht nur großen monetären Nutzen für die Regionen, sondern den Opernfans heuer auch einige bühnentechnische Highlights.


Lia Rädler, Volker Sernetz und Stefan Sobotka-Grünewald (v.l.n.r.) bilden das Künstlerkollektiv OchoReSotto. Foto: Werner Kmetitsch

Ihr arbeitet bereits seit 15 Jahren mit digitaler Lichtkunst. Nun ging es erstmals auf eine Opernbühne...

Ja, für die Salzburger Festspiele realisierten wir bereits Projektionen, allerdings nur von außen auf das Haus für Mozart. Und die Oper Graz haben wir auch bereits außen bespielt. Bei der styriarte erfolgt nun der nächste Schritt, nämlich der auf die Bühne. Das bedeutet für uns natürlich neue Herausforderungen mit anderen und neuen Schwierigkeiten.

Seit wann beschäftigt ihr euch konkret mit diesem Projekt?

Das erste Gespräch fand im November statt und die konkrete Vorbereitung begann dann zu Weihnachten. Es war also schon sehr zeitintensiv.

Der styriarte ging es darum zu zeigen, was sich Johann Joseph Fux, ein begnadeter Bühnenkünstler des 17. Jahrhunderts, für einen Raum vorgestellt hat. Die Bühnenmaschinen des Barock sind ja wahre Wunderwerke, die heute herzustellen viel zu teuer und quasi unmöglich wäre. Also erging an euch nichts weniger, als die Aufgabe, den barocken Bühnenbildnern die Show zu stellen.

Genau, die Vorgabe der styriarte war: Ihr habt jegliche Freiheit. Und damit fing das Problem für uns schon an, denn wie nutzt man so viel Freiheit klug? Es ging also vorerst an die Recherche zur Bühnentechnik des Barock. Skizzen aus der Zeit gibt es, ebenso wie technische Geräte auf Abbildungen. Der Dramaturg Karl Böhmer führte uns mit seinem umfangreichen Wissen anfangs perfekt in die Hintergründe ein und gab uns wertvolle Tipps. Und auch mit dem Regisseur Wolfgang Atzenhofer arbeiteten wir intensiv zusammen.

Welche technischen Probleme gab es zu bewältigen?

Uns war es wichtig, die alte Technik ins Neue zu bringen, sprich, das alte Bühnenbild neu zu gestalten. Wir hatten für unsere Arbeit ursprünglich eine kleine Orchestermuschel zur Verfügung, die wir dann zu einer Projektionsfläche von 26 x 8 m vergrößerten, um dadurch einen Bühnenraum schaffen zu können. Probleme machte u. a. die Beamer-Technik, die nicht stören durfte. Diese ist nun im Seitengang positioniert und von dort nicht zu hören. Dann galt es auch zu erforschen, wie die Zuschauerinnen und Zuschauer die Bilder aus jedem Blickwinkel in der Halle wahrnehmen würden.

Und welche Technik steckt nun genau dahinter?

Wir haben am Beginn die Kostüme von Lilli Hartmann bei Schienenfahrten und mit Makroobjektiven abgefilmt, um damit wortwörtlich tief in den Stoff eindringen zu können. Diese Bilder wurden dann am Computer in den Szenen eingesetzt und die Bildarchitektur damit befüllt. Jede Szene musste in einem zehn Stunden dauernden Durchlauf am Computer gerendert werden. Und jeder Fehler, der da passierte, oder jede Änderung bedeutete: Zurück an den Start und noch einmal zehn Stunden Durchlauf. 40 solche Szenen gibt es. Das Bühnenbild besteht wiederum aus 140 einzelnen Layern, die wieder miteinander interagieren. Die Arbeit und die Rechnungsleistung dahinter kann man sich da durchaus vorstellen. Das Ganze ist ziemlich komplex.

Wie schaut nun das Bühnenbild konkret aus?

Die Geschichte findet an verschiedenen Orten statt. Der erste Teil der Oper ist der triumphale Einzug des Ascanius in Alba Longa nach seinem Sieg über die Arkader. Dies legte für uns natürlich gleich die Architektur des in Italien und Frankreich verbreiteten Triumphbogens nahe. Um diesen in ein modernes Bild zu übertragen, arbeiteten wir wie das Bauhaus mit simplen Bauklötzen und ihren geometrischen Formen wie Würfel, Pyramide, Quader oder Kegel und formten daraus einen Raum, der sich durch das ganze Geschehen durchzieht. Eine zerbröckelnde Felsenlandschaft symbolisiert die Wandlung der Geschichte und illustriert die Verwirrung der Gefühle der Protagonisten. Die letzte Szene findet im Palast des Ascanius statt, wo die geeinten ursprünglich verfeindeten Familien in eine surrealistisch, himmlische Szenerie gesetzt werden. Dieses Szenenbild bildet auch den Übergang zur Licenza. Die Licenza selbst findet auf einer Oscar-Showbühne statt. Diese wurde in ihrem Aussehen wirklich von verschiedenen Oscar-Shows abgekupfert. Perfekt also für diese Szene, wo die Umdeutung des Geschehens auf den zu Fux Zeiten aktuellen Herrscher Kaiser Joseph erfolgt.

Ein Blick in das Skizzen- und Moodboard zu „Julo Ascanio“ von OchoReSotto

www.ochoresotto.blogspot.com

www.styriarte.com

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