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Modernste, innovative Technik erlaubt erstmals einen virtuellen Blick in die „Carmen“-Kulisse der Bregenzer Festspiele und zeigt, was dem Auge oft verborgen bleibt.

Serie: Festspiele 2018

Festspiele bringen nicht nur großen monetären Nutzen für die Regionen, sondern den Opernfans heuer auch einige bühnentechnische Highlights.


Ein Blick in die „Carmen“-Bühnenkulisse auf der Seebühne in Bregenz (Vorarlberg). Hier: die Konstruktionsansicht. Foto: Bregenzer Festspiele / screenpix

Das Bühnenbild der „Carmen“-Inszenierung der Bregenzer Festspiele ist monumental: Sie steht auf rund 300 Lärchen-Pfählen und beinhaltet u. a. Garderoben, Maskenräume, Teeküchen und Betriebsräume. 20 m misst die Hand, die eine 6,3 m große Zigarette hält – der Abstand zur anderen Hand beträgt 43 m. Erstmals können Interessierte erfahren, welche technischen Details hinter den aufwändigen Inszenierungen stecken. Dazu entwickelten das Team der Bregenzer Festspiele gemeinsam mit 3D-Designer Simon Wimmer eine technisch einzigartige Innovation – den sogenannten Röntgenblick. Als Onlinetool erlaubt er einen Blick hinter, unter und durch die Kulissen der Seebühne.

Vorhandenes Know-how nutzen

„Die Idee zum Röntgenblick entstand bereits vor einigen Jahren“, erzählt Axel Renner, Kommunikationschef der Bregenzer Festspiele. Damit sollte dem Wunsch des Publikums, ein Gesamterlebnis zu schaffen, Rechnung getragen werden. Für die Umsetzung war der Großteil bereits vorhanden. Zu jeder Inszenierung gibt es hochwertige technische Daten, die es wert seien, gezeigt zu werden, so Renner: „Es wäre schade, spannende technische Details nur dem Regie-Team und Spezialisten, also einem sehr kleinen Personenkreis zugänglich zu machen. Deswegen haben wir überlegt, wie wir sie einer breiten Öffentlichkeit zeigen können.“ Das Rezept klingt plausibel: „85 Prozent des Produktes waren also bereits da, wir haben 15 Prozent an Budget und Know-how dazugegeben und ein 100 Prozent neues Produkt erschaffen“, erzählt Renner.

Die technische Umsetzung

Seit mehreren Jahren für die Bühnenbildplanung der Festspiele zuständig, ging der 3D-Designer Simon Wimmer für die Erstellung des Röntgenblicks bis ins Detail: „Nach der Planungsphase sind fast alle technischen Elemente in der Zeichnung vorhanden, hinzu kamen optische Details wie z. B. Wasseroberfläche und Sitzreihen.“ In Abstimmung mit den Festspielen habe er sich in weiterer Folge auf Ebenen geeinigt, die im Röntgenblick näher beleuchtet werden sollten, darunter die Ebenen Ton, Beleuchtung oder Unterwasser. Um die Panoramen zu erstellen, verwendete Wimmer das Visualisierungsprogramm Autodesk 3ds Max. Die Ebenen musste er einzeln vorbereiten und mit 3ds Max über den Computer rendern. Die Bilder führte Wimmer dann mithilfe des Programms Panotour zusammen. Eine Herausforderung seien die monumentalen Bildgrößen von 25.000 x 12.500 Pixel je Panorama gewesen. „Da war der Computer öfters an seiner Schmerzgrenze und hätte mehr als 64 GB Arbeitsspeicher benötigt“, lacht Wimmer.

Vor Ort kann man das Röntgenauge direkt mit dem echten Auge vergleichen. Das ist ein faszinierendes Erlebnis.

Axel Renner, Bregenzer Festspiele

Webseite statt App

Unterstützt wurde das Entwicklerteam von der Firma Duncrow GmbH, die den Webauftritt des Röntgenblicks verantwortet, den technischen Programmieraufwand übernahm und das Befüllen der Info-Flächen ermöglichte. Die Entscheidung, eine Webseite und keine App zu erstellen, sei eine bewusste gewesen, so Renner: „Die Webseite ist von jedem Ort der Welt und mit fast jedem Device abrufbar. Steht man direkt vor der Seebühne, greift das Hautnah-Erlebnis umso stärker. Eine App hätte zuerst heruntergeladen werden müssen. Das wollten wir vermeiden.“

Der Röntgenblick wird heuer zum ersten Mal eingesetzt. Auch für die nächsten Jahre soll er fortgeführt werden. Simon Wimmer arbeitet bereits daran, die 3D-Daten der nächsten Produktion „Rigoletto“ zu erstellen.

www.vtour.bregenzerfestspiele.com

Von Elisabeth Stuppnig

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