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Bei den diesjährigen Operettenfestspielen in Mörbisch steht, am Ufer des Neusiedlersees (Bgld.), eine Geige. Sie ist das Bühnenbild in Emmerich Kálmáns Operette „Gräfin Mariza“ und aufgrund ihrer Überdimension auch die Größte der Welt.

Serie: Festspiele 2018

Festspiele bringen nicht nur großen monetären Nutzen für die Regionen, sondern den Opernfans heuer auch einige bühnentechnische Highlights.


Foto: Jerzy Bin Photography

Dieses Objekt ist weit mehr als bloß ein spektakulärer Bestandteil des Bühnenbildes. Es ist ein symbolischer Rahmen für die Aufführung „Gräfin Mariza“. Die Geige als zentrales Element der Operette sowie als Versinnbildlichung von etwas Gediegenem ist ein Instrument, das bei den Menschen eine Stimmung erzeugt – und aufgrund ihrer spektakulären Fertigung auch Neugier und Vorfreude. „Die Idee war, ein poetisches und pannonisches Stimmungsbild zu entwickeln, das für das Stück und die Landschaft passend ist“, so der burgenländische Bühnenbildner Manfred Waba. Er hat für das Open-Air-Theater einen ganz besonderen Stil entwickelt.

Bühnenarchitektur und Kunst

Die Räume, die er schafft, dienen dazu, Musik sichtbar zu machen – und dies im Einklang mit dem natürlichen Raum, der die Bühne umgibt. Waba folgt bei seiner Bühnenarchitektur den Ideen des optisch-szenischen bzw. poetischen Realismus. Einerseits gilt es etwas auf die Bühne zu stellen, das als Objekt vom Publikum erkannt wird, andererseits geht es dem Künstler um die Verfremdung des Angedeuteten. Seit 2013 arbeitet er intensiv mit Projektion, Matte Paintings, Laser und Effekten wie dem Videomapping. Wohl in keiner anderen Operette steht die Geige derart im Mittelpunkt wie in diesem Werk von Emmerich Kálmán. Manfred Waba gibt auch gerne zu, dass er in Mörbisch an einem Spektakel mitwirkt, das für viele Menschen ausgelegt ist. „Open-Air-Theater ist zu einem gewissen Maß auch Entertainment“, weiß Waba, der sich dieser künstlerischen Ausdrucksform verpflichtet fühlt, sie aber nicht altmodisch aussehen lässt.

Ein Entwurfsbild der größten Geige der Welt, die heuer im Rahmen der Seefestspiele Mörbisch (Bgld.) zu sehen sein wird. Foto: Manfred Waba

Ausgeklügelte Geigenkonstruktion

Durch das „Oversizing“ der Geige bekam diese eine Länge von 43 m und eine Höhe von 14 m. „Zur Bühne ist zu sagen, dass dort mit ausgeklügelten und riesigen Klapp-, Schiebe- und Drehmechaniken eine komplette Szenerie dargestellt werden kann. Das Bühnenbild wird dadurch aufgebrochen und verwandelt sich so in die verschiedenen Schauplätze, die das Stück benötig. In die Dekoration sind 170 m2 LED-Wände eingebaut, zumal auf der Bühne mit 3D-Bildern und Mate Paintings gearbeitet wird“, blickt der Bühnenbildner hinter die Kulissen einer Aufführung, die mit verschiedenen Ebenen arbeitet und mit Hilfe dieser Effekte auch Illusion von Bewegung sowie von enormer Weite und Bühnentiefe erzeugt. Ein Blick auf die Baustelle zeigt, dass die Geige auf einer äußerst aufwendigen Unterkonstruktion basiert, die von schweren Gerüststangen getragen wird. Dieses Stahlgerüst wird mit Holz und Styropor verschalt und erhält letztlich eine farbige Lasur, welche nach dem Trocknen zu einer harten Oberfläche führt. Denn die Bühne muss schweren Stürmen und Gewittern standhalten. Der dazugehörige Geigenbogen wird vor der Bühne im Wasser stehend platziert.

Am 4. Juni werden die ersten Proben auf seiner Bühne stattfinden. Für die diesjährige Operettenproduktion der „Gräfin Mariza“ steht ein Budget von 8,5 Mio. Euro zur Verfügung.

www.seefestspiele-moerbisch.at

Von Thomas Duschlbauer

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