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Die Vereinigten Bühnen Wien zeigen vor wie im Theater verrichtete Berufe sichtbar gemacht werden können. Durch eine Kampagne in Kooperation mit der Karriereplattform Whatchado schaffen Ronacher, Raimund Theater und Theater an der Wien Aufmerksamkeit auf die vielseitigen Aufgaben hinter und auf den Bühnen. Leiterin der Human Ressources Abteilung der VBW, Eva Planötscher-Stroh, erzählt über die Organisation einer Videokampagne und die gesellschaftliche Relevanz des Theaters.

Maria Laza, Eva Planötscher-Stroh und Stefan Rendl (v. l.) bilden das Team der Human Ressources abteilung der Vereinigten Bühnen Wien. Foto ©: Gregor Buchhaus

Frau Planötscher-Stroh, was für eine Kampagne wurde von der Vereinigten Bühnen Wien erstellt?

Wir, die Mitarbeitenden der Human Ressources Abteilung, haben uns vor einiger Zeit dazu entschieden, gemeinsam mit der Berufsorientierungsplattform Whatchado Jobvideos zu produzieren, um authentische Einblicke in die Welt des Theaters zu ermöglichen. Jugendliche und auch branchenfremde Personen können sich oft wenig unter den verschiedenen Berufen am Theater vorstellen. Tatsächlich bietet der Arbeitsplatz „Theater“ eine Vielzahl an Aufgaben, von denen die meisten Menschen nichts wissen. Das soll die Videokampagne ändern! Daraus sind Berufsorientierungsvideos für die Bereiche Maske, Kostüm, Bühnentechnik, Publikumsdienst, Betriebstechnik, Requisite, Tontechnik, Beleuchtung, Dramaturgie, Abendspielleitung und Inspizienz entstanden.

Welche Themen behandelt die Videokampagne?

Es geht darum, typische Theaterberufe vorzustellen und authentische Einblicke in die Arbeitsweise, die Tätigkeiten und die Herausforderungen zu ermöglichen. Unsere Mitarbeitenden erzählen wie ihr individueller Werdegang war, um interessierten Personen den Berufsweg für einen Job am Theater realistisch zu skizzieren. Zukünftige Lehrlinge können so Zugang zu einer interessanten und bis dato nicht bekannten Lehrlingsausbildung finden. 

An wen richten sich die Videos?

Die Videos wurden 2018/19 produziert und werden laufend in unterschiedlichen Bereichen der Berufsorientierung, der Kulturvermittlung oder bei der Promotion von Stellenanzeigen eingesetzt. Wir wollen Menschen für die Arbeit am Theater begeistern aber das primäre Ziel ist junge Menschen und Berufseinsteiger:innen zu adressieren.

Wieso ist es wichtig, genau Theaterberufen Aufmerksamkeit zu schenken?

Wir benötigen für unsere Theaterhäuser gut ausgebildete Fachkräfte, meist mit technischen oder handwerklichen Berufsabschlüssen. Jedoch haben viele geeignete Jobkandidat:innen mit diesen Qualifikationen nicht unbedingt einen Theaterbetrieb als potenziellen Arbeitgeber am Radar. Deswegen möchten wir Jobvideos nutzen, um auf uns aufmerksam zu machen und Begeisterte hinter die Bühnen zu holen. Es gibt so viele schöne Aufgaben und Erlebnisse, die unseren Arbeitsalltag prägen, wenn wir das vermitteln können, dann haben wir bereits einen großen Teil geschafft.

Sie sprechen hier also von einem Fachkräftemangel in der Veranstaltungstechnik. Ist dieser in ganz Österreich präsent?

Ja, ich denke schon. Wir hatten in den vergangenen Jahren bei der Suche nach Lehrlingen für die Veranstaltungstechnik immer Glück. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses Berufsbild bei Jugendlichen, die die nachfolgenden Fachkräfte sind, nicht an erster Stelle steht, wenn es um Berufswünsche geht.

Wieso denken Sie ist das so?

Einerseits ist das Berufsbild der:des Veranstaltungstechniker:in bei jungen Menschen vermutlich nicht so bekannt, wie Automechaniker:in, Elektriker:in oder Einzelhändler:in. Andererseits erscheinen vielleicht die Rahmenbedingungen der Branche, wie z. B. Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende oder das Veranstaltungsverbot während der Corona Pandemie, auch als wenig erstrebenswert für junge Erwachsene.

Was bedeutet dieser angesprochene Mangel an Veranstaltungstechniker:innen für die Kulturszene?

Neben dem künstlerischen und darstellenden Personal brauchen nahezu alle Kulturveranstaltungen jene Menschen, die hinter den Kulissen zum Gelingen beitragen. Ohne diese technischen Fachkräfte kann man eigentlich kein Programm auf die Bühne bringen. Das würde im schlimmsten Fall das Angebot an kultureller Vielfalt erheblich einschränken und das wirkt sich enorm auf die Gesellschaft aus.

Was denken Sie würde eine Einschränkung von kultureller Vielfalt für die Gesellschaft bedeuten?

Das darf man nicht unterschätzen… Kunst und Kultur haben eine wichtige Bedeutung für die Gesellschaft. Sie spiegeln aktuelle gesellschaftliche Themen wider und sie regen zur Auseinandersetzung mit der Realität abseits des Alltags an. Sie fördern die offene Diskussion und sind daher für eine reflektierende und differenzierende Geisteshaltung unersetzlich.

Was ist ihr Wunsch für die Zukunft der Veranstaltungstechnik? 

„Veranstaltungstechnik“ ist ein sehr nüchterner und verallgemeinernder Begriff für ein weites und spannendes Aufgabenfeld, das einige erstrebenswerte Vorteile bietet, die sich viele Mitarbeitenden für ihre Arbeit wünschen: sichtbare Erfolge, positive Emotionen, direktes Feedback durch den Applaus des Publikums, kreative Möglichkeiten und echte, gelebte Teamarbeit. Wenn es uns in der Branche gelingt, diese positiven Aspekte der Arbeit breitenwirksam zu vermitteln, dann wäre das ein echter Gewinn.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen zur Lehrlingskampagne finden Sie hier

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