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Veronika Leitl übernahm mit 1. Mai die Technische Leitung am Theater an der Wien und ist damit zurzeit die einzige Technische Direktorin an einem Theater/Opernhaus in Österreich. Im Gespräch mit Amanda Peniston-Bird erzählt sie über Herausforderungen und Zukünftiges.

Veronika Leitl, 1980 in Wien geboren, ist ausgebildete Ingenieurin für Innenraum­gestaltung und Möbeldesign. Ab 2008 war sie Technische Produktionsleiterin im Theater an der Wien. Mit 1. Mai hat sie die Technische Direktion übernommen. Foto: Franziska Dowansky

Wie sieht Ihr Alltag als Technische Direktorin am Theater an der Wien aus?

Zum Zeitpunkt meiner interimistischen Übernahme, im November 2017, waren wir mitten in der größten Produktion, die wir hier im Haus je gemacht haben, unserer „Ring-Trilogie“. Es war ein gewaltiges Projekt für alle Abteilungen. Dazu kam, dass der Probenplan sehr dicht war. Wir haben jeden zweiten Tag von einem Stück auf das andere umgebaut. Am Bühnenbild zu arbeiten war nur in den Nächten möglich. Es war meine Aufgabe, alles zu koordinieren. Schlussendlich gab es drei Premieren hintereinander und dann waren, wie immer, alle wieder glücklich.

Sie sind schon lange am Theater an der Wien tätig. Was hat sich durch die neue Position für Sie verändert?

Ich muss für alle mitdenken, die Übersicht behalten und alles in die richtigen Bahnen lenken. Wir haben keine eigenen Werkstätten hier im Haus, es gibt Ausschreibungen, wir haben Rahmenvereinbarungen und müssen uns an Gesetze halten. Logistisches und Organisatorisches beschäftigen mich, ich bin viel weniger im operativen Bereich tätig. Das heißt, ich kümmere mich auch um Mitarbeiterführung und Personalentwicklung für die Bereiche Bühnentechnik, Beleuchtung und Ton. In den letzten Monaten gab es viele personelle Veränderungen im Haus. Sowohl der Technische Leiter als auch der Beleuchtungschef haben gewechselt und der Tonchef geht in Pension, da sind wir auf der Suche nach einem Nachfolger.

Findet ein Generationswechsel statt?

Ja und nein, der Spirit im Team verändert sich durch die neuen Abteilungsleiter und wir sind in einer Aufbruchszeit. Für mich ist es eine große Veränderung, dass es keinen Technischen Direktor für die Vereinigten Bühnen Wien (Anm.: Raimund Theater, Ronacher und Theater an der Wien) über mir gibt, sondern aufgeteilt in Musical und Oper. Im Zuge dieser Aufbruchsstimmung sehe ich eine große Chance, etwas zu verändern.

Was möchten Sie verändern?

Mein größtes Anliegen ist es, die Kunst, die Vorstellung, wie das Theater an der Wien bespielt wird – von Intendant Roland Geyer und ich hoffe auch noch ab 2022 vom neuen Intendanten Stefan Herheim – auf technischer Ebene umsetzen zu können. Mir ist auch wichtig, dass es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht, dass sie motiviert zur Arbeit gehen und Spaß daran haben.

Sie haben eine sehr umfassende Ausbildung, welche Vorteile hat das in der Praxis?

Mein großer Vorteil ist, dass ich nicht nur in der Technik tätig war. Angefangen habe ich als Ankleiderin. Ich war als Aushelferin bei einem Festival als Bühnenbildassistentin tätig, dann bin ich in Richtung Technik gegangen. Ich musste an der HTL als Tischlerin ein Praktikum machen und konnte durchsetzen, dass ich es am Theater mache, nicht in einer Tischlerei. Der Bereich Theater und Oper war immer schon spannend für mich. Ich habe schon in meiner Schulzeit angefangen, Programmhefte zu verkaufen oder die Zuschauergarderobe betreut. Meine Mutter war im Opernbereich tätig, mein Stiefvater ist Komponist und Musiker, was mich auch sehr geprägt hat – wir hatten sogar Orchesterproben in unserer Wohnung.

Worauf freuen Sie sich in den kommenden Monaten?

Ich liebe das Theater an der Wien und mittlerweile auch die Kammeroper. Ich finde unser Programm super, Hut ab vor Roland Geyer und allen, die an der Programmierung mitarbeiten. Es ist spannend, wenn die Leading-Teams ihre Ideen präsentieren und wir gemeinsam mit den Kollegen vom Technischen Planungsbüro, den Produktionsleitern und Bühnenmeistern an der technischen Umsetzung arbeiten. Und unsere ‚Zauberspielzeit’ hat in der Planung schon längst begonnen, wir haben ganz viele Zaubertricks im Ärmel. Ich will nicht zu viel verraten, aber es wird nächstes Spieljahr einige Spezialeffekte im Theater an der Wien geben.

Von Amanda Peniston-Bird

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