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Claus Guth hat Händels barocke Zauberoper „Orlando“ für das Theater an der Wien neu inszeniert. Dabei kam es nicht nur für die Künstler zur Premiere. Wer genauer hinsah, entdeckte auch im technischen Bereich Neues im Opernhaus.

Die neuen LED-Moving-Heads SolaFrame 750 der Marke High End Systems sind rechts und links über dem Orchester an den Brüstungen der Parkettlogen montiert. Foto: Amanda Peniston-Bird

Der Titelheld sitzt im oberen Stock eines recht tristen Wohngebäudes vor einer Leinwand. Orlando hat es sich mit einer Spielkonsole gemütlich gemacht und lässt seinen Avatar in Egoshooter-Manier Dschungel-Abenteuer erleben. 1733, als Händels Zauberoper „Orlando“ erstmals präsentiert wurde, gab es noch lange keine Computerspiele, Krieger aber schon. Die Textvorlage basiert auf Ariostos „Orlando furioso“, auch hier ist der Protagonist ein Kriegsheld, der aus Liebe zu Angelica gewalttätig wird und den Verstand verliert. Bei Claus Guth ist Orlando ein Kriegsheld, der wohl an posttraumatischen Belastungsstörungen leidet und seine Fantasie auf Wände und Menschen projiziert.

Erweiterung der Beleuchtungsanlage

Die Umsetzung von Claus Guths Inszenierung verlangt Künstlern und Technikern Höchstleistungen ab. Schließlich hat der Regisseur mit dem Ausstatter Christian Schmidt eine sich wiederkehrend drehende Bühne mit Projektionen von rocafilm konzipiert. Dass hier das Licht eine tragende Rolle spielt, liegt auf der Hand. Seit Jänner 2018 ist Gwen Lohmann, als Leiter der Beleuchtungsabteilung im Theater an der Wien und für die beiden Spielstätten (Haupthaus an der Linken Wienzeile und Kammeroper am Fleischmarkt) verantwortlich. Als Abteilungsleiter mit 16 Mitarbeitern, davon vier Beleuchtungsmeister, kümmert er sich um die Planung und Vorbereitung der Produktionen. Er ist auch dafür zuständig, dass das Theater an der Wien seine bestehenden Beleuchtungsanlagen mit neuen automatisierten LED-Moving-Heads erweitert hat, die bei „Euryanthe“ zum ersten Mal zum Einsatz kamen. Insgesamt 17 LED-Moving-Heads (6x SolaFrame 750, 11x SolaFrame 3000) der Marke High End Systems hat sich das Theater an der Wien geleistet, die der Vertrieb Preworks geliefert hat. Tatsächlich, bei genauerem Hinsehen, entdeckt man die LED-Moving-Heads: Einige von ihnen hängen bei „Orlando“ sogar seitlich über dem Orchestergraben. Die neuen Lampen über die Orchestermusiker hängen zu können sei einer der größten Vorteile, erklärt Lohmann.

Der Beleuchtungsplan für die Bauten von Händels barocker Zauberoper „Orlando“, die Claus Guth für das Theater an der Wien neu inszeniert hat. Foto: Theater an der Wien

Leiser, kühler und langlebiger

Denn die alten Gasentladungslampen von 2500 oder 4000 Watt haben einen großen Nachteil: Sie werden heiß. „Je heißer die Lampen, desto höher muss die Lüftungsgeschwindigkeit sein. Die Lautstärke konnten wir den Orchestermusikern bis dato nicht zumuten“, so Lohmann. Der neue SolaFrame 3000 hat eine 1000 Watt LED Engine. „Bei gleicher Helligkeit werden die LED-Moving-Heads weniger heiß als die alten Gasentladungslampen und brauchen somit weniger Belüftung.“ Zudem erwartet sich Lohmann einen geringeren Stromverbrauch und eine längere Lebensdauer. „Wir gehen davon aus, dass wir die neuen LED Lampen mindestens 15 Jahre lang im Betrieb haben werden.“ Außerdem können die Lampen nicht mehr ausfallen, was einen sicheren und reibungslosen Ablauf während des Betriebes ermögliche, so Lohmann. Bis jetzt sei es schwierig gewesen, das runde Scheinwerferlicht von LED Lampen mittels Blendenschiebern zu begrenzen, um einzelne Objekte auszuleuchten. Jetzt sei allerdings auch das möglich. Außerdem würden sich die metallenen Blendenschieber aufgrund der geringeren Hitze nicht so leicht verbiegen.

Bei gleicher Helligkeit werden die LED-Moving-Heads weniger heiß als die alten Gasentladungslampen.

Gwen Lohmann, Leiter der Beleuchtungs­abteilung des Theaters an der Wien

Hoher Kostenpunkt für optimales Licht

Rund 250.000 Euro hat es gekostet, die vorhandene Beleuchtungsanlage um bislang siebzehn Stück zu ergänzen. Geht es nach Lohmann, soll in Zukunft in weitere LED-Moving-Heads investiert werden. Dass die Neuerung erst jetzt kam, sei auf folgende Tatsache zurückzuführen: „Die Technik war einfach noch nicht so weit“. Tatsächlich können LED-Lampen noch nicht alle im Theaterbetrieb verlangten Anforderung an moderne Beleuchtung erfüllen. Für Verfolger etwa werden noch immer die alten Gasentladungslampen verwendet. „Die technische Entwicklung ist noch nicht so weit, für die Entfernung wären die LED Lampen zu ­dunkel.”

Von Elisabeth Stuppnig

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