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Der größte Bühnenbau mit den mächtigsten Figuren machte Station in der Wiener Staatsoper. Bei „Les Troyens“ war alles monumental.

Foto: Starmühler

Drei Kollegen aus London sind extra angereist, um beim Riesenpuzzle zu helfen: Es galt, eine enorme Kulisse für sechs Aufführungsabende zusammenzusetzen, die größte Ansammlung von Bühnenmaterial seit Bestehen der Oper. Bisher war Carmen die Rekordhalterin mit 60 Paletten, die Trojaner benötigen 80 Paletten. Hector Berlioz hat ein Monumentalwerk gestalten wollen und nichts weniger als den mythologischen Klassiker der Aeneis auf die Bühne gebracht. Ein Größenwahnsinniger, wie es der französische Dirigent Alain Altinoglu im Interview formulierte. Denn Berlioz schrieb Stücke, für die er bis zu 400 Instrumente einsetzte. „Les Troyens“ dauert fünf Stunden, die Staatsoper hat nach 40 Jahren wieder einen Anlauf genommen und diesmal die Produktion von Londons Covent Garden übernommen, es ist die Inszenierung von Sir David McVicar. Das Ganze an einem Abend, andere Bühnen teilen das Stück auf zwei Tage auf.

Riesenpuzzle

Deshalb also das „Puzzlespiel“ unter Zuhilfenahme von britischen Techniker-Kollegen. „Die haben aber sehr gestaunt, wie schnell wir in Wien mit dem Zusammenbau fertig waren“, erzählt Dietmar Prokschy, der den technischen Aufbau leitete. Die Engländer brauchen üblicherweise fünf Tage, die Wiener eineinhalb – mehr Zeit gibt es hier nicht, weil man sonst den Betrieb aufhielte. Die Einzelteile, die im Container ankommen, müssen zusammengeschraubt, einzeln in die Höhe gehoben und dann mit einem Gestell samt Haltepunkt fixiert werden. Dazwischen heben die Züge den Kopf des Pferdes in luftige Höhe. Nur der 1,5 m lange, armdicke Stahlbolzen, 6 cm im Durchmesser und 40-50 kg schwer, der den Kopf und den Hals des trojanischen Pferdes miteinander verbindet, wehrte sich ein wenig, doch wuchtige Hammerschläge mit dem 10 kg-Schlägel trieben ihn auf seinen richtigen Platz. Zwei Gasdämpfer federn den Kopf ab, damit der mächtige Pferdeschädel nicht herabsinkt. Ähnliches spielt sich beim eisernen Krieger ab, der am Ende des Spektakels die Zuseher fasziniert.

Pumpe reist mit

Um die Türme um den Zentrierpunkt auf der Bühne bewegen zu können, hat man eine 1.000-Kilo-Hydraulikpumpe samt Öltank konstruiert und gebaut, sie fährt mit der Inszenierung mit, die aus dem Jahr 2012 stammt. Um die mächtigen Teile, die Troja und Karthago auf der Bühne symbolisieren, verschieben zu können, hat man in Wien vier elektrische Schubwagen gemietet, mit Manneskraft wäre das alles nicht mehr zu bewegen gewesen. Weil das so praktisch war, denkt man nun bei der Technik zu bleiben und wenigstens ein solches Gerät permanent zu betreiben.

Nach zwei Wochen und sechs gefeierten Spieltagen bauten die Techniker der Staatsoper die Kulissen wieder ab und füllten über 52 LKW, die nach dem dreitägigen Abbau die Kulissenteile zu ihrem nächsten Standort brachten.

www.wiener-staatsoper.at

Von Herbert Starmühler

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