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Der Lichtmaler, -gestalter und -dramaturg Heinz Kasper ist fasziniert von dem unendlichen Spektrum des Lichts. Umso bedauerlicher ist für ihn die zum Teil immer noch fehlende Wertschätzung gegenüber der Lichtgestaltung. Ein Interview.

Der in Vöcklabruck geborene Künstler Heinz Kasper schöpft seine Inspirationen v. a. auf Reisen. Seine Expertise gibt er in seinen Lehraufträgen u. a. an der Akademie der OETHG weiter. Foto: Franzi Kreis

Was war bisher Ihr spannendstes Projekt in der bühnentechnischen Licht­gestaltung?

Das war u. a. „Cosi fan Tutte“ im Perm Tchaikovsky Opera and Ballet Theatre (RU). Das Konzept sah die Darstellung eines Tagesablaufs in einem Raum vor – von der frühen Morgensonne bis hin zu einem warmen, raumflutenden Abendlicht. Drei Faktoren erschwerten die Arbeit: 1. Die Seitenbühne hatte zu wenig Tiefe, um mit einfachen Mitteln den Verlauf der Sonnen darzustellen. 2. Die gewünschten Scheinwerfer standen nicht zur Verfügung. 3. Die sprachliche Barriere. Am Ende war es eine hervorragende Inszenierung, mit der wir unter der Leitung des Dirigenten Teodor Currentzis einen russischen Theaterpreis gewannen.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrer Arbeit?

Leider fehlt heute immer noch die Wertschätzung gegenüber der Lichtgestaltung. Produktionen sind sich der Rolle des Lichts nicht wirklich bewusst. Das ist leider weniger die Ausnahme als die Regel. Oft wird mit der Arbeit erst kurz vor der Premiere begonnen, wo alles fertig ist – die Bühne verbaut, die Positionen bestimmt. Das Lichtkonzept sollte von Anfang an durchdacht geplant und komponiert werden. Sonst entstehen nur Fragmente von Lichtszenen, die beliebig und bedeutungslos aneinandergereiht werden und die kaum den Inhalt eines Stücks beleuchten, sondern oft inhaltsleer die Bühne als solche inszenieren. Das kann optisch durchaus schön sein.

Woran, glauben Sie, liegt das?

Es ist das Flüchtige, das es allen Beteiligten so schwer macht, dieses Medium einzuordnen. Es fehlt der materielle Baustoff, mit dem sich sonst die meisten Berufsgruppen in der Theaterbranche auseinandersetzen.

Was zeichnet einen guten Lichttechniker aus?

Allen voran Wahrnehmung und Farbenlehre. Darüber hinaus sollte ein grundlegendes Wissen über ästhetische Prinzipien sowie über alle Funktionen und Eigenschaften des Lichts bestehen.

Mit welchen Methoden arbeiten Sie?

Eine ganzheitliche Lichtgestaltung setzt sich für mich aus drei Hauptebenen zusammen: Die physische Ebene, sprich alle Werkzeuge, alle technischen Gerätschaften samt Zubehör. Die intellektuelle Ebene, die das gesamte Wissen um das Licht (Farbe) umfasst; die Eigenschaften und die Funktionen des Lichts, die Wahrnehmung und das Sehen sowie der kreative Umgang mit dem Medium Licht eingeschlossen. Und abschließend die inhaltliche Ebene mit dem Werk, der Produktion und der Interpretation.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Akademie der OETHG?

Vor ca. 15 Jahren erschien ein Artikel im PROSPECT-Magazin über ein Lichtseminar in Wien, das ich ins Leben gerufen habe. Der Verfasser war Christian Allabauer, der damals auch in meinem Seminar unterrichtete. Seitdem kreuzen sich unsere Wege immer wieder. Heute ist er Fachgruppenleiter für die Sparte Beleuchtung bei der OETHG und kam mit dem Wunsch, ein Lehrangebot zum Thema Lichtgestaltung für die Akademie der OETHG zu schaffen, auf mich zu. Dieses haben wir Ende des letzten Jahres ins Leben gerufen.

www.heinzkasper.com

Das Kursangebot der Akademie der OETHG

Gestaltungsprozess Licht
Datum: 13. und 14. Mai 2019, 10:00 –17:00 Uhr
Ort: Akademie der OETHG, Taubergasse 60, 1170 Wien
Mehr Infos und Anmeldung: www.akademie-oethg.at, +43 (0)1 485 35 79

Text Stefanie Pink

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