Im Jahr 1909 gründete Theaterdirektor Gustav Tschauner eine Sommerbühne in Wien-Brigittenau. Seitdem wird die Freiluftbühne von Juni bis September täglich mit Uraufführungen bespielt. Zu den Stegreifstücken gibt es zwar grobe, teils jahrhundertealte Vorlagen, die Schauspielerinnen und Schauspieler entwickeln ihre Rollen und Dialoge jedoch selbstständig im Rahmen von wechselseitigen Interaktionen auf der Bühne und mit dem Publikum. So ist jede Aufführung ein Unikat.
Immaterielles UNESCO-Kulturerbe
Gab es zur Jahrhundertwende noch unzählige sogenannte Lustspielstätten und Stegreiftheater in den Wiener Außenbezirken, so ist die Tschauner Bühne heute die letzte erhaltene Spielstätte dieses Genres. Dies führte dazu, dass die UNESCO die Freiluftbühne Anfang Oktober in die Liste der immateriellen Kulturerben aufnahm. Dieses versteht sie als lebendige Traditionen, als Quelle kultureller Vielfalt und Garant nachhaltiger Entwicklung. Mit der Sichtbarmachung von bislang oft im Verborgenen existierenden Bräuchen und Praktiken entsteht ein neues Verständnis für regionale Besonderheiten. Immaterielles Kulturerbe ist durch Improvisation, und Weiterentwicklung gekennzeichnet und wird von einer Generation an die nächste weitergegeben.
Neben dem UNESCO-Schutz freut sich Direktorin Monika Erb auch über die hervorragende Auslastung der Freiluftbühne in dieser Sommersaison: „Die Besucherzahlen konnten auf 26.500 gesteigert werden.“ Die Kombination aus Altbewährtem und dem Konzept Stegreif 2.0 mit der neuen Produktion „Hotel Tschauner“ war richtungsweisend für den Publikumserfolg. Der UNESCO-Titel ist nun die Krönung für die Kult-Bühne in Ottakring, die nächstes Jahr ihr 110-jähriges Jubiläum feiert.