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Im Herbst ist es wieder so weit: Die Weltfunkkonferenz „WRC-19“ stellt die Weichen für die Zukunft. Österreich ist durch eine Delegation des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVIT) vertreten. Mitglieder der Delegation informierten Funkanwender vorab über hierzulande zentrale Themen und Positionen.

Foto: pixabay

Die Fachabteilung PT 3 „Technik“ der Gruppe „Telekommunikation – Post“ des Bundesministeriums BMVIT lud österreichische Funkanwender am 11. März 2019 zur Informationsveranstaltung „WRC-19 Workshop“. Im Mittelpunkt stand dabei die Information über jene Themen, die bei der diesjährigen „WRC-19“ auf der Tagesordnung stehen und die speziell für Österreich von Interesse sind. Dazu zählen:

  • zukünftiges und zusätzliches Frequenzspektrum für „5G“ (5. Mobilfunkgeneration)
  • intelligente Verkehrssysteme („IST“) und Zug-Funk
  • 5 GHz-WLAN – Erweiterung und Schutz bestehender Funkdienste
  • Anpassungen im Bereich der Satelliten-­Funkdienste
  • Schutz und zusätzliches Spektrum für Satelliten, für die Raumfahrt und wissenschaftliche Funkdienste
  • Schiff- und Luftfahrtthemen wie „Global Maritime Distress Safety Systems“ (GMDSS) und „Global Aeronautical Distress and Safety System“ (GADSS) – Not- und Sicherheitssysteme

Vorbereitung für 5G

Ein vorrangiges Thema der diesjährigen Weltfunkkonferenz werden mit Sicherheit die 5G-Technik und die dafür erforderlichen Frequenzen sein. Bei 5G (5. Generation) handelt es sich um die neueste Entwicklungsstufe im Mobilfunk. In 5G-Netzen sind 100 Mal höhere Datenraten zu erzielen (bis zu 10.000 Mbit/s) als bei den derzeitigen LTE-Netzen (4G/4. Generation). Die weiteren Vorteile sind: Nutzung höherer Frequenzbereiche, Signalübertragung praktisch in Echtzeit sowie Latenz-Zeiten von unter 1 ms. Diese Eigenschaften sind beispielsweise für die Sicherheit autonom fahrender Autos von enormer Bedeutung. Ganz eindrucksvoll lassen sich die Vorteile an folgendem Beispiel darstellen: Der Download eines Films mit einer durchschnittlichen Größe von 4,5 GB hätte zum Zeitpunkt der Einführung von 2G (der Geburtsstunde der Digitalisierung) 43 Tage, 9 Stunden und 40 Minuten gedauert. Dank der Entwicklung der Datenraten reduziert sich die Dauer

  • mit 3G auf 1 Tag, 2 Stunden, 2 Minuten und 30 Sekunden,
  • mit 4G auf 1 Minute und 47 Sekunden und
  • mit 5G auf 4 Sekunden!

Ende März 2019 wurde in Österreich das erste kommerzielle 5G-Netz Europas in fünf Gemeinden in Echtbetrieb genommen. In der Gemeinde Hohenau an der March (NÖ) wurden dazu die ersten 200 Router vom Anbieter T-Mobile ausgegeben.

PMSE-Branche: Status quo und Zukunft

Österreich gestattet gemäß Beschluss der letzten WRC ab 30. Juni 2020 die Nutzung des 700-MHz-Bandes für jene terrestrischen Systeme, die drahtlose breitbandige elektronische Kommunikationsdienste bereitstellen können – und zwar unter den von der EU-Kommission festgelegten harmonisierten technischen Bedingungen. Das bedeutet, dass künftig im 700-MHz-Band auch keine terrestrischen TV-Sender mehr arbeiten dürfen und dieser Frequenzbereich ausschließlich von Kommunikationsdiensten genutzt werden darf. In Österreich hat der Prozess der Kanalumstellung von TV-Anlagen im 700-MHz-Bereich auf andere Fernsehkanäle unterhalb des 700-MHz-Bandes bereits im Oktober 2016 begonnen. Einige Sendeanlagen in der Umgebung von Wien wurden bereits im Herbst 2016 auf die Zielkanäle unterhalb 700 MHz umgestellt; in der Region Linz wurde diese Umstellung im April 2017 abgeschlossen. Für einige ORF-Fernsehsender laufen die Nutzungsbedingungen noch bis 2023. Ab dann arbeiten alle terrestrischen TV-Sender in Österreich nur mehr im Frequenzbereich 470 bis 694 MHz (Kanal 21 bis 48). Das ist jedoch auch der Hauptarbeitsbereich der PMSE-Branche, was bedeutet: Die Koordination mit den TV-Sendern muss dann noch sorgfältiger erfolgen. Nun droht bei der „WRC-19“ Gefahr aus dem asiatischen Raum: Man will für die Nutzung von 5G auch Frequenzen in dem für PMSE-Anwendungen vorgesehenen Spektrum beanspruchen. Das soll durch einen Dringlichkeitsantrag zur Tagesordnung der WRC-19 zur Behandlung und Beschlussfassung gebracht werden. Es ist zu hoffen, dass für diesen Antrag keine Mehrheit zustande kommt, denn schon bei der letzten „WRC-15“ kam es zur Willensbildung, diesen Frequenzbereich bei der „WRC-19“ nicht zur Diskussion zu stellen. Dazu kommt, dass die österreichische nationale Frequenzverwaltung definitiv erklärt hat, die Verfügbarkeit des UHF-Bandes unter 700 MHz für die terrestrische Bereitstellung von Rundfunkdiensten, einschließlich des frei zugänglichen Fernsehens, und für die Nutzung für drahtlose Audio-PMSE-Anwendungen auch in Zukunft sicherzustellen.

Im Überblick:
Weltfunkkonferenz – World Radiocommunication Conference (WRC)

Die Aufgabe der Weltfunkkonferenz ist es, die weltweite Nutzung des Frequenzspektrums für Broadcasting, Satellitenfunk und alle denkbaren Funkanwendungen festzulegen. Die WRC wird alle vier Jahre von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) organisiert. An der letzten Veranstaltung „WRC-15“ nahmen 3.200 Delegierte aus 150 Ländern teil. Daraus ist ersichtlich, wie schwierig es ist, zu Beschlüssen zu kommen, die von so vielen Ländern akzeptiert werden können und deren Interessen abdecken. Die „WRC-19“ findet vom 28. Oktober bis 22. November 2019 in Sharm el-Sheikh (Ägypten) statt.

www.itu.int

www.bmvit.gv.at

Von Günther Konecny

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