Eine Audioperformance mit Tiefgang – So kann das Kollektiv Projekt des Thomas-Bernhard-Instituts der Universität Mozarteum in Salzburg beschrieben werden. Mit dem Titel „Als alle Ohren hören konnten“ werden circa 50 persönliche Briefe, von Erinnerungspat:innen verfasst, vorgetragen. Die Briefe richten sich an die Gefangenen des Lagers Maxglan in Salzburg und ertönen aus Hörsäulen auf der Romawiese. Das Lager Maxglan war ein sogenanntes „Anhaltelager“ während der Zeit des Natonalsozialismus. Durch die Erinnerungspatenschaft, die auf Recherche und Forschung nach Spuren bestimmter Personen in der Vergangenheit beruht, kann eine individuelle Verdingung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt werden. Die Audioinstallation stellt die Gedanken und Stimmen von Rom:nja und Sinti:zze Künstler:innen, Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Communityworker:innen in den Mittelpunkt.
© Foto: Domini Jellen
Kaminrohre für den Klang
Die Installation der Audioperformance basiert auf 20 cm, in Erde gesteckten, Metallrohren. Diese recycelten Kaminrohre beherbergen Bluetoothboxen die, die auf einer SD-Karte gespeicherte Audiodateien, im Loop abspielen. Um dauerhaftes Widergeben bei Wind und Regen garantieren zu können sind die Boxen innerhalb des Rohrs erhöht und liegen nicht direkt auf der Erde auf. Darüber liegen gegossene Betonschüsseln mit einem Durchmesser von 12–18 cm.
Ein temporäres Mahnmal
Klangtechnisch wirkt die Installation dumpf. Die aus dem Boden ragenden Rohre gepaart mit den Betonschalen verändern den Sprachklang soweit, dass es so klingt als würden die Stimmen direkt aus der Erde zu den Besuchenden sprechen. Die Installation ragt visuell aus dem Boden, aber auch die Ohren nehmen jene Klänge derartig wahr. Jene Briefe, die von den Autor:innen verlesen werden, welche die Patenschaft für die Ermordeten übernommen haben, dringen aus dem Boden, der alles zu verbergen scheint. Ein Mahnmal nicht zu vergessen, sondern zu erinnern – Genau das bedeutet E bistardé.
© Foto: Domini Jellen
Wetter vs. Technik
Eine der Herausforderungen für die Audioinstallation ist auf jeden Fall das Wetter. Es braucht Regen- und Windschutz, um gutes Hörerleben garantieren zu können. Weiters ist es wichtig, dass die Klänge der unterschiedlichen Boxen sich nicht gegenseitig behindern. Deshalb ist der optimale Abstand von drei Metern zwischen den einzelnen Installationen zu wahren. Bei weniger Platz ist die Konsequenz die Lautstärke anzupassen, was sich wiederum auf die Klangqualität auswirkt. Um das Klangerlebnis für Besuchende zu optimieren wurden Löcher in die Mitte der gegossenen Betonschüsseln gebohrt.
Vergiss mein nicht
E Bistardé hat eine klare soziale Botschaft in Bezug auf Bildung, Bewusstsein und Stärkung einer positiven Identität über und mit Roma. Das Festival arbeitet darauf hin innerhalb der Roma-Gemeinschaften, sowie außerhalb zwischen der Nicht-Roma-Mehrheit und den Roma-Gemeinschaften, zu harmonisieren. Unter der Leitung von Romano Svato finden vom 21.-24. April Inszenierungen im Theater Akzent, in der Villa Vida, im Amerlinghaus und auf der Romawiese statt. Gefördert wird E bistardé vom Bundesministerium für Kunst, Kultur und öffentlicher Dienst und Sport und von Creative Europe.
© Foto: Rosmarin Frauendorfer
(lah)