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Für die Osterfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden (DE) schuf der berühmte Lichtdesigner, Regisseur und Bühnenbildner Robert Wilson eine illusorische Welt, in der vor allem das Licht die Hauptrolle spielt.

Foto: LucieJansch

Ein monumentaler Elefant liegt am Boden, er blinzelt in das Publikum. Sein Ohr wackelt in Zeitlupe. Er ist auf einen Gazevorhang projiziert, auch hinter dem Vorhang ist eine Elefantenfigur zu erkennen. Dann ertönen Soundeinspielungen. Kaum beginnt die Musik, ist das Publikum in einem für Wilson typischen Einheitsbühnenraum mit zahlreichen Lichtstreifen. In kühles blaues Licht sind sie getaucht, die Protagonisten in Robert Wilsons Deutung von Verdis „Otello“. Regungslos stehen sie vor der Szenerie auf der Bühne während Blitze und Wolkenschwaden erscheinen. Alle Gesichter, jene des Chores und jene der in Ritterrüstungen gewandeten Hauptdarsteller, sind weiß angemalt. Man sieht Umrisse von sich bewegenden und die Raumtiefe verändernden Arkadenbögen, die auch wie magisch über den Köpfen der Protagonisten zu schweben scheinen. Eine Kugel steht, je nach Beleuchtung, mal für die Erde, den Mond oder für die Sonne. Außerdem sorgen Treppenstufen, die scheinbar im Nichts enden für die perfekte Illusion in Wilsons Welt.

Aufwendige Leuchtarbeit

Premiere feierte die Produktion Ende März, das Beleuchter-Team des Hauses war jedoch schon seit Anfang März in die Proben eingebunden, erzählt Beleuchter Markus Neuenhofer. Eine unübliche Vorgehensweise, normalerweise dauert das Einrichten des Lichts nur wenige Tage. Hier aber, bei Robert Wilson, ist das Beleuchten Millimetersache. Ein breiter blauer Lichtstreifen strahlt von hinten an die Bühnenwand – Grund dafür sind 100 seriell geschaltete Par-Scheinwerfer, deren Leuchtfolie in mühevoller Handarbeit immer wieder getauscht werden mussten. Für das perfekte Licht wurden Licht-Doubles geschminkt und in voller Bühnenkostümierung zentimetergenau ausgeleuchtet, bis Licht-Designer Solomon Weisbard und Robert Wilson zufrieden waren. Aus 50 m Distanz musste Neuenhofer mit seinem Lichtverfolger die Köpfe der Mimen treffen. Dafür, um jede Figur perfekt auszuleuchten, verbrachte er 160 Arbeitsstunden vor einem seiner vier 2500 Watt starken Verfolgungs-Scheinwerfer. Dass Wilsons „Otello“ in dieser Ästhetik strahlen durfte, war sicherlich zu großen Teilen dem Beleuchterteam zuzuschreiben.

www.festspielhaus.de

Von Elisabeth Stuppnig

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