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Licht, Klang und die Kraft des Kollektivs haben die Dunkelheit in der Grazer Innenstadt erfüllt. Klanglicht hat wieder in der steirischen Landeshauptstadt residiert. Ein Rückblick.

Faszinierende Lichtspiele: Rund 100.000 Schaulustige kamen zum diesjährigen Klanglicht in Graz. Foto: Starmühler

An den Abenden vom 28., 29. und 30. April gingen in der Grazer Innenstadt die Straßenlaternen aus. Entgegen der österreichischen Lieblingsbeschäftigung des Jammerns verfluchte aber niemand die Energie Graz, denn das bereits etablierte jähliche Klanglicht-Event ist wieder in die steirische Hauptstadt eingezogen.

Das Kunstfestival der BÜHNEN GRAZ ließ die Innenstadt in neuen Farben und Formen erstrahlen. Die Oper wurde zu einer riesigen Leinwand für ein dreidimensionales Wunderwerk aus Sternen, Linien und Punkten, während schwere Bässe die Schaulustigen am Kaiser-Joseph-Platz in ihren Bann zogen. Mit exakt platziertem Projection Mapping von sechs Projektoren bestrahlte das Team von Oinionlab die Grazer Oper und machte sie zu einer eindrucksvollen dreidimensionalen Leinwand für Formen und Bilder.

Tango der Massen

Nur wenig Schritte weiter – am Opernring – durchschnitten Scheinwerfer die Dunkelheit. Klassische Musik erschallte zwischen 24 Scheinwerfer-Säulen. Immer wieder richteten sie sich neu aus. Zunächst willkürlich erscheinend, offenbarte sich bald der Takt und Rhythmus der Strahlen von Lumière Tango von Wouter Brave. Tanzpaare konnten hindurchgleiten und im Takt des Tangos selbst zum Teil des Kunstwerks werden.
Die Interaktion, wie man sie hier am Opernring beobachten konnte, ist ein wichtiger Bestandteil von Klanglicht. Ziel der Veranstaltung der BÜHNEN GRAZ ist es, Kunst und Bühne auch für jene zugänglich zu machen, die sonst nur wenig mit der Materie anzufangen wissen. „Auch Kunst kann Massen bewegen und emotional ergreifen“, ist für den Initiator des Events, Bernhard Rinner, nach Klanglicht 2018 klar. Laut Schätzungen der Veranstalter und der Polizei Graz dürften in den drei Tagen circa 100.000 Leute durch die Innenstadt geschlendert sein.

Kunst aus dem Kollektiv

Das Publikum war jung und alt gleichermaßen. So holte The Pool am Freiheitsplatz zum Beispiel die Kinder in den Mittelpunkt. Die Installation der amerikanischen Interaktionskünstlerin Jen Lewin besteht aus 200 LED-Lampen, verbaut in „Pads“, die wie die Blätter von Seerosen über den Platz verteilt lagen. Betrat man eine, so leuchtete sie in kräftigen Farben auf. Blau, grün, rot und in allen Farben des Regenbogens erstrahlten sie und erschufen mit jedem Schritt der Masse ein neues Farbenspiel, das so zuvor noch nicht gesehen war. Nur durch die Schritte der Besucherinnen und Besucher konnte es aber entstehen. Kunst durch das Kollektiv gewissermaßen.

Verkehr aus, Licht an

Dieses Kollektiv kam aber auch mit einem Preis. So lag der öffentliche Verkehr durch die Innenstadt für die drei Abende lahm. Die Straßen waren gesperrt, damit Platz war für die Kunstwerke. Diese mussten aber immer am gleichen Tag auf und wieder abgebaut werden. Zumindest dann, wenn sie den Weg blockieren konnten. Eine besondere Aufgabe für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Auch Zeit zum Testen gab es kaum, da man den öffentlichen Verkehr nicht zu lange blockieren konnte. Der Aufwand schien es aber wert gewesen zu sein. Neben dem touristischen Erfolg waren auch die Besucherinnen und Besucher mehr als zufrieden. Laut den Veranstaltern haben alle befragten Personen angegeben, noch ein zweites Mal zu Klanglicht kommen zu würden. Es muss also nicht verwundern, wenn in etwa einem Jahr wieder die Lichter in der Grazer Innenstadt ausgehen. Und sich trotzdem niemand beschwert.

Onionlab hat die Grazer Oper mit sechs Projektoren zu ihrer Leinwand gemacht. Foto: Starmühler

So wurde die Fassade mit 3D-Brillen plötzlich zum Raum, Gang oder endlosen Kosmos. Foto: Starmühler

Aber auch Tiefeneffekte waren durch das exakte Mapping möglich. Foto: Starmühler

Die Statue des Dichters Peter Rosegger wurde durch Projektionen und den Klang seiner Werke lebendig. Foto: Starmühler

Die Grazer Burg wurde zum Spiel der Formen. Foto: Starmühler

Am Freiheitsplatz schufen die Besucherinnen und Besucher mit The Pool neue Farben und Werke. Foto: Starmühler

www.klanglicht.at

Von Florian Born

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