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Nachdem einige Opern-Abende verstrichen sind, berichtet der Technische Leiter Wolfgang Urstadt mehr Details über die neue Steuerungstechnik, die bei den Bregenzer Festspielen erstmals für Rigoletto zum Einsatz kommt. 

Serie: Rigoletto-Kulisse auf der Seebühne Bregenz

Das Festspiel-Werbemotiv für Rigoletto mit einer Collage aus angedeutetem Zirkuszelt, bunten Fähnchen, Clowngesicht mit Rüschenkragen und weiteren Gegenständen gibt bereits jetzt einen phantasievollen Hinweis auf das Bühnenbild-Aussehen. Die ersten Kulissenteile sind im Entstehen.


Die Bewegungen der Hand werden von einem Mitarbeiter gesteuert. Alles ist im Vorhinein programmiert. Foto: Ralph Larmann

 Der Clown überzeugt seit der Premiere mit seiner Mimik und seinen Bewegungen. Dabei geht es in vielen Szenen um Millimeterarbeit, sagt Wolfgang Urstadt, auch wenn dies angesichts der gewaltigen Ausmaße von Kopf und Hand aufs Erste übertrieben scheint. Mit gegeneinander gehaltenen Handflächen nimmt er ein fiktives Maß, um es zu veranschaulichen: „Das ist das Fenster, das die Software für eine Bewegung vorgibt. Wird ein Punkt überschritten, wird automatisch gestoppt.“ Die gesamte Rigoletto-Aufführung ist in viele solcher Bewegungen, sogenannte „Cues“ unterteilt. Ein Cue kann wenige Sekunden dauern, ein anderer eine Minute oder mehr. Schon aus Sicherheitsgründen „gibt es ausschließlich programmierte Fahrbewegungen“. Jede ist von den beiden Pultfahrern mit einem unverwechselbaren Kommando bedacht worden.

Zusammenarbeit von Mensch und Maschine

Der erste steuert alle Bewegungen von Clownskopf und Kragen, der andere alle Bewegungen der „Hand Lindau“. Wolfgang Urstadt: „Jede Fahrbewegung musste sicher programmiert und ausgetestet sein, bevor man Leute auf die Bühne gelassen hat.“ Schließlich werden unglaubliche Massen geradezu spielerisch bewegt: Der Kopf, der an der 34,7 Meter langen Wippe befestigt ist, wiegt allein 35 Tonnen und um ihn im Extremfall innerhalb von 27 Sekunden von 14,5 Grad nach minus 28 Grad zu drehen, ist ein hydraulischer Druck von bis zu 160 bar notwendig. Jeder Mitwirkende muss während der Aufführung seine genauen Positionen kennen und einhalten. Es geht um nichts anderes, als das sichere Zusammenarbeiten von Mensch und Maschine. Dafür holten sich die Bregenzer Festspiele wertvolles Know-how bei einer Vorarlberger Firma, die auf den Robotereinsatz in der Industrie spezialisiert ist. 

Sicherheit von allen Seiten 

Neun Überwachungskameras liefern den beiden Pultfahrern Bilder auch aus unzugänglichen Blickwinkeln. „Zusätzlich stehen an acht Positionen Personen, die auf einen Nothalt drücken können“, fügt der Technische Leiter ein weiteres Detail der ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen an. Die unmittelbare Koordination der beiden Bedienpulte fügt sich in die Teamarbeit ein: „Der Inspizient gibt die Kommandos und ist somit der Regisseur der Vorstellung. Die Bühnenmeister auf der Bühne sind vor allem für die Sicherheit und den korrekten Ablauf zuständig. Der technische Proben- und Vorstellungsleiter sitzt als einziger in der sogenannten Wetterküche, die sich oberhalb der Zuschauertribüne befindet, und ist übergeordnet für die Sicherheit und den Vorstellungsablauf zuständig“. Über Funk stehen alle miteinander in ständigem Kontakt. 

Digitaler Zwilling 

Bei Rigoletto handelt es sich um die bisher komplexeste Steuerungstechnik. Die beiden neuen Bedienpulte sind auf dem letzten Stand der Technik. Dennoch mussten bis zum Schluss zahlreiche Anpassungen vorgenommen werden, um das reibungslose und homogene Zusammenspiel aus Stahlbau, Maschinenbau und Steuerungstechnik zu gewährleisten. Zwar war von Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl in einem Computermodell, dem „digitalen Zwilling“, bereits die gesamte Aufführung filmisch durchgespielt und programmiert gewesen, doch die Realbedingungen auf der 48 Meter breiten Seebühne verlangten die eine oder andere Änderungen bei der Programmierung. 

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