Das Salzburger Landestheater, 1892/93 erbaut, ist ein bedeutendes Mehrspartenhaus, das jährlich rund 25 Neuproduktionen in den Bereichen Sprechtheater, Oper, Ballett, Musical und Konzert auf die Bühne bringt. Trotz seines kulturellen und historischen Wertes stand das Theater in den letzten Jahren unter erheblicher Kritik, vor allem hinsichtlich der akustischen Bedingungen. Insbesondere die Musiker:innen des Mozarteumorchesters, des Hauptpartners des Hauses für musikalische Produktionen, äußerten wiederholt ihre Unzufriedenheit über die unzureichenden akustischen Verhältnisse im Orchestergraben und im Zuschauerraum. Im Rahmen einer umfassenden Sanierung des Theaters, die im Mai 2022 begann und bis November desselben Jahres abgeschlossen wurde, konnte nun auch die Raumakustik verbessert werden.
Historische Bedeutung und Herausforderung
Mit 697 Sitzplätzen und seiner Rolle als zentraler kultureller Punkt in Salzburg, hat das Landestheater einen besonderen Platz in der Theaterlandschaft. Es beherbergt eine breite Palette an Produktionen, von Opern bis hin zu Jugendtheateraufführungen, und wird von einem ebenso vielfältigen Publikum besucht. Dies bringt spezifische Herausforderungen in der Akustik mit sich, da unterschiedliche Aufführungsarten jeweils andere akustische Anforderungen haben.
Das Hauptproblem bestand in der Nachhallzeit, die zu kurz war, um eine zufriedenstellende akustische Rückmeldung zu ermöglichen. Sängerinnen und Sänger hatten Schwierigkeiten, sich gegen das Orchester durchzusetzen, und ihre Stimmen waren im Saal oft nicht klar hörbar. Besonders betroffen war der Orchestergraben, wo Musiker:innen Schwierigkeiten hatten, sich wohl zu fühlen und präzise zu spielen. Diese Probleme machten eine umfassende Sanierung notwendig.
Ein multimodaler Ansatz
Die Teilsanierung wurde durch die Landes- und Stadtregierung mit einem Budget von rund 14 Millionen Euro finanziert. Sie umfasste nicht nur die Erneuerung der Bühnenmaschinerie und der Beleuchtung, sondern auch den Zuschauerraum und vor allem die Raumakustik. Das Ziel der akustischen Sanierung war, die natürliche Akustik des Raums für das Sprechtheater zu erhalten, während gleichzeitig die Anforderungen an musikalische Aufführungen wie Opern, Musicals und Konzerte erfüllt werden sollten.
Ein Bestandteil der Planung war die Verbesserung der akustischen Situation im Orchestergraben. Besondere Aufmerksamkeit galt der Schalllenkung und der Lärmvermeidung. Zusätzlich sollten Störgeräusche wie das Knarzen der Holzkonstruktion in den Rängen eliminiert und eine neue Bestuhlung beschafft werden, die auch die akustischen Anforderungen berücksichtigt. Außerdem wurden Tapeten und Vorhänge im Zuschauerbereich erneuert, um die Akustik zu verbessern.
Integration moderner Technologien
Eine der bedeutendsten Neuerungen war die Integration eines elektroakustischen Systems für variable Akustik. Die Herausforderung bestand darin, dieses System in den denkmalgeschützten Raum zu integrieren, ohne dessen historische Substanz zu beeinträchtigen. Michael Haarer, technischer Leiter des Salzburger Landestheater, fügt hinzu: „Die Verbauung der vielen Lautsprecher hat im Sinne des Denkmalschutzes unsichtbar stattgefunden. Im Saal ist kein Lautsprecher oder die Nachhallanlage sichtbar, aber sehr deutlich hörbar.“ Insgesamt wurden 41 Wandlautsprecher in die Innenfassade des Theaters integriert, unterstützt durch vier Subwoofer im vorderen Zuschauerbereich. Zusätzlich wurden 27 Mikrofone im Raum installiert, um das regenerative System zu speisen und geometrisch richtige Reflexionen zu erzeugen: 17 Nierenmikrofone an der Decke und den Brüstungen, zwei Kugelmikrofone im Kronleuchter und acht Richtmikrofone im Bühnenbereich.
Die Steuerung und Feinabstimmung der Akustik erfolgte über einen Signalprozessor, der von der Firma Amadeus Acoustics geliefert wurde. Dieses System ermöglicht es, akustische Voreinstellungen (Presets) für verschiedene Aufführungsarten festzulegen. Auf diese Weise kann die Akustik je nach Bedarf angepasst werden, um beispielsweise die Verständlichkeit im Sprechtheater zu maximieren oder die Klangerfahrung bei einem Opernabend zu optimieren. Zusätzlich können die Sounddesigner immersive Klangerlebnisse mit 3D Audio Installationen kreieren.
Auswirkungen und Ergebnisse
Die Ergebnisse der Sanierung sind aus künstlerischer und technischer Sicht bemerkenswert. Die neu integrierte aktive Akustik ermöglicht eine deutlich verbesserte Hörsamkeit im Zuschauerbereich, ohne die natürliche Akustik zu beeinträchtigen. Gleichzeitig erhalten die Musiker:innen im Orchester eine bessere akustische Rückmeldung, die es ihnen ermöglicht, präziser und mit mehr Leichtigkeit zu spielen. Die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne profitieren ebenfalls von den akustischen Verbesserungen: Ihre Stimmen können sich jetzt besser gegen das Orchester durchsetzen, was die Gesamterfahrung für das Publikum deutlich aufwertet.
Im Orchestergraben wurde nicht nur das Zusammenspiel erleichtert, sondern auch die Schallbelastung für die Musiker:innen erheblich reduziert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um langfristige Hörschäden zu vermeiden und deren Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die akustische Rückmeldung aus dem Raum gibt ihnen außerdem das Gefühl, stärker in die Klangdynamik des Theaters eingebunden zu sein, was sich positiv auf die künstlerische Leistung auswirkt.
Fazit
Die Teilsanierung des Salzburger Landestheaters stellt ein gelungenes Beispiel dafür dar, wie moderne Technologie in einen historischen Raum integriert werden kann, ohne dessen Charakter zu beeinträchtigen. Durch die innovativen Lösungen, wie die variable aktive Akustik, konnte das Theater den Anforderungen an moderne Aufführungen gerecht werden und gleichzeitig die historische Substanz bewahren.
Das Projekt zeigt eindrucksvoll, dass akustische Modernisierungen nicht nur technische, sondern auch künstlerische Verbesserungen mit sich bringen können. „Die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen – Planung, Elektroakustik und Küstler:innen – war sehr befruchtend“, sagt Haarer. „Wir waren uns in der Zielsetzung immer einig, haben viele Synergien geschaffen und den Prozess über zwei Jahre hinweg sehr erfolgreich gemeistert.“
Variable, aktive Akustik:
- Signalprozessor und Systemtuning (Fa. Amadeus Acoustics GmbH; Type: Amadeus Core 128)
- 41 Stk. Wandlautsprecher in denkmalgeschützte Innenfassade integriert (Fa. NEXO Type: ID14
- 4 Subwoofer im vorderen Zuschauerbereich (Fa. NEXO, Type: L15)
- 27 Mikrofone, davon:
- 17 Stk. Nierenmikrofone an der Decke und den Brüstungen (Fa. Audiotechnika, Type U853, cardio)
- 2 Stk. Kugelmikrofone im Kronleuchter (Fa. Audiotechnika, Type:U853, Omni)
- 8 Stk. Richtmikrofone im Bühnenbereich (Fa. Schoeps, Type: MiniCmit)