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Die Digitale Dividende 2 ist seit diesem Jahr aktiv und beschneidet das Spektrum der Funkfrequenzen, mit denen Events und Theater arbeiten können, massiv. Von Christoph Keintzel

Besonders im 1. Bezirk in Wien müssen sich die Bühnen abstimmen, welche Funkfrequenzen sie verwenden. Werden diese weiter beschnitten, wird die Abstimmung immer schwieriger. Foto: Unsplash

Ein Auftritt am Akademietheater in Wien ist in vollem Gange, die Musiker spielen, die Sänger sind mitten unter einem Lied, doch plötzlich hat einer der Sänger in seinem In-Ear-Funk-Monitoring ein Schubertlied, das nicht zur Aufführung gehört. Er verliert die Fassung, versucht sich zu konzentrieren, doch die Magie in dem Moment ist weg. Der Aufruhr ist groß, denn jetzt gehört herausgefunden, wie das passiert ist, wo das Signal herkommt. Es stellt sich heraus, dass im Konzerthaus gerade ein Schubert-Liederabend-stattfindet und man dieselbe Funkfrequenz benutzt.

Real mögliches Gedankenspiel

Was in dieser Form bisher zum Glück keine Wirklichkeit wurde, sondern nur ein theoretisches Gedankenspiel ist, wird durch die Digitale Dividende 2 immer möglicher. Es wurde für die Mobilfunkanbieter das obere Spektrum der Funkfrequenzen freigeräumt. Betroffen von dieser Einschränkung sind neben dem ORF in Österreich auch alle Bühnen und Events, die Funkkanäle für die tägliche Arbeit benötigen, sei es für Funkmikrofone, Monitorings oder Funkstrecken.

Enges Funkspektrum

Allein die Bundestheater in Wien benötigen gemeinsam fast 200 Funkkanäle um sich nicht in die Quere zu kommen und problemlos operieren zu können. Die Broadcastdienste sind Primäruser. PMSE User (Funkmicros, InEar..) sind Sekundäruser. Das gilt für Theater und Bühnen genauso wie für Sportveranstaltungen, Konzerte, Kongresse und wo immer sonst PMSE Equipment zum Einsatz kommt. Je enger das verfügbare Funkspektrum allerdings wird, umso komplizierter und schwieriger wird die Arbeit für die Tonabteilungen von Events und Bühnen. Das sollte man, wenn man in dieser Branche arbeitet am Schirm haben. Vor allem im Theaterbereich spricht man bei manchen Stücken nicht von einem Funkmikrofon, sondern von bis zu 60 Kanälen. Dafür braucht es die nötigen Frequenzen, damit auch gleichzeitig die anderen Bühnen operieren können.

Wichtige Lobbyarbeit

In Brüssel setzt sich die APWPT (Association of Professional Wireless Production Technologies) als Loobying-Partner gegen die Mobilfunkanbieter dafür ein, dass für die Europäischen Bühnen und Veranstaltungen Handlungsspielraum in Bezug auf die Funkkanäle bleibt und das Funkspektrum nicht weiter eingegrenzt wird. Im Moment wirkt es recht ruhig im Bereich der Funkfrequenzen. Doch im Untergrund rumort es schon kräftig. 2023 findet die nächste World Radio Conference statt, bei der wichtige Entscheidungen für oder gegen das wichtige Spektrum der „Kulturfrequenzen“ gefällt werden.

 

Fact-Box:

Funkspektrum für PMSE Anwenungen: 470MHz – 694 MHz. (PMSE ist Sekundäruser) Gesichert bis 31.12.2030

Außerdem:

823-832MHz „Duplexlücke“ exklusiv für PMSE Anwendungen

863-865MHz

1518-1525MHz (nur in geschlossenen Räumen)

1785 – 1804,4MHz

Während man bei PMSE Anwenungen von Frequenzen spricht, redet man Broadcastbereich von TV Kanälen. Ein TV Kanal umfasst 8MHz. So reicht z.B. TV Kanal 21 von 470 – 478 MHz.

Am Beispiel Wien: In Wien werden derzeit durch den ORS (Österreichische Rundfunksender GmbH) sieben TV Kanäle belegt. Sechs im Echtbetrieb, einer (Kanal 21)  im Testbetrieb bis 31.12.2020. Anschließend wird dieser voraussichtlich in den Regelbetrieb übernommen. Ein weiterer TV Kanal ist in Planung. Dadurch fallen 64 MHz des Spektrums für Broadcastdienste weg.  Noch schwieriger ist die Situation in grenznahen Ballungsräumen wie Bregenz, wo die Sender von 3 verschiedenen Staaten beachtet werden müssen.

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