Mit Abschluss der Integrationsarbeiten hat Bolero die gesamte Funktechnik im Burgtheater abgelöst. Christoph Graf, System Consultant, Riedel Communications, betreute die Umrüstung und beantwortete unsere Fragen dazu.
PROSPECT: Was war das Ziel des Umbaus bzw. der Umrüstung?
Graf: Das Ziel war, eine komplette Abdeckung des Hauses zu erreichen; einschließlich Studiobühne, Vestibül, Büros, Aufenthaltsräume der Technik, Werkstätten und Lagerflächen. Es galt sicherzustellen, dass der ehemalige Bestand des Funks im Zuge der Bolero Lösung abgedeckt und komplett abgebildet wird. Es ging um die Erreichbarkeit der Kolleg:innen, wo auch immer sie sich während der Dienstzeit im Haus gerade befinden.
Ausschlaggebend war der Anspruch, den der Technische Leiter, Ernst Meissl (2009 bis 1/2023) erhoben hat, denn der Alltag im Vorstellungsbetrieb wird immer komplexer. Da Situationen wie ein Notstopp bei einem Bühnenumbau zu bedenken sind, ist eine bidirektionale Kommunikation notwendig. Da kam Bolero ins Spiel. Die alte Lösung war eingeschränkt. Sobald eine Sprechtaste gedrückt wurde, waren alle anderen nur mehr im Hör-Modus. Das ist jetzt anders. Bolero bietet professionelle bi-direktionale Kommunikation, auch in anspruchsvollen RF-Umgebungen. Das heißt: Wie bei einer Telefonkonferenz, kann jeder jedem ins Wort fallen.
PROSPECT: Konnte das vorhandene System weitergenutzt werden?
Graf: Das vorhandene Inspizientensystem beruhte auf eine Riedel Artist Lösung. Wir haben die Anlage erweitert – ein großer Vorteil für das Haus. Alle Regieräume und das Inspizientenpult des Burgtheaters waren bereits mit kabelgebundenen Sprechstellen an einer Artist64 ausgestattet und wurden im Zuge des Projekts durch die drahtlosen Bolero Beltpacks erweitert, welche auf einer neuen Artist104 angebunden sind. Der Riedel Artist Fiber Ring vereint die Matrizen zu einem vollumfänglichen System. Die vorhandenen Kommunikationsleitungen konnten alle weitergenutzt werden, sie waren voll kompatibel.
PROSPECT: Wie lief die Zusammenarbeit ab?
Graf: Wir haben Konfigurationsleistung angeboten, die gerne in Anspruch genommen wurden. Nach der Erstinbetriebnahme vor Ort konnte mittels Fernzugriff bei Änderungswünschen rasch geholfen werden. Ernst Meissl hat das sehr gut gelöst, indem er alle Wünsche des Hauses gesammelt und geordnet an mich übermittelt hat. Wir haben das Burgtheater in den ersten drei Monate begleitet und feine, kleine Konfigurationseingriffe zur Optimierung vorgenommen. Dann war eine finale Konfiguration gefunden, die sich bewährt hat und die wir nicht ändern müssen.
PROSPECT: Was war in diesem Zusammenhang wichtig?
Graf: Nicht nur die technischen Abteilungen, sondern auch die sicherheitsrelevanten Abteilungen wurden berücksichtigt. Ob Feuerwehr oder Publikumsdienst, niemand mehr verwendet ein klassisches Funkgerät. Das System wurde für das ganze Haus ausgerollt. Begonnen hat man mit einer Insellösung für die Ton- und Video-Abteilung, weil hier der Bedarf an professioneller Kommunikation von David Müllner (Gesamtleitung Ton und Video) erkannt wurde. Man hat sich für ein Riedel Bolero Stand-Alone-System für das Team entschieden. Die logische Konsequenz war der Vollausbau.
Das imposante historische Gebäude ist eine denkbar schwierige Umgebung für die Errichtung eines Drahtlossystems, aber 36 Antennen haben das gesamte Haus in seiner ganzen Größe und in uneingeschränkter Dichte abdecken können – inklusive der Werkstätten, Aufenthaltsräume, der Kantine und der Studiobühne. Bei diesem Unterfangen haben uns auch die Teams des Burgtheaters grandios unterstützt.
Von Bühnentechnik, Beleuchtung und Schlosserei über Ton, Inspizienz oder Betriebstechnik bis hin zu Feuerwehr und Publikumsdienst nutzen nun weit über 20 Abteilungen des Burgtheaters das Bolero-System im täglichen Betrieb. Sie alle profitieren von flexibler, klarer und zuverlässiger Mehrkanal-Kommunikation und neuen, optimierten Workflows. Mit seiner Stand-alone-Lizenz bietet Bolero den technischen Teams auch für Gastspiele entkoppelt vom Haus enorme Flexibilität und Vorteile.
Die Hintergründe der Umstellung
Ernst Meissl, Technische Leitung im Burgtheater von 2009 bis 1/2023, hat die Umstellung initiiert und begleitet: „Die technischen Anforderungen an Kommunikation haben sich auch in der Theaterwelt stark gewandelt. Die steigende Komplexität der Abläufe hinter den Kulissen ist bei einem Theater unserer Größe mit herkömmlicher Funktechnik kaum mehr zu stemmen. Auch das immer enger werdende Frequenzspektrum war für uns ein unschlagbares Argument für Riedels lizenzfreies DECT-System Bolero. Nach ersten Gesprächen entwickelte sich schnell eine vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen uns und dem Riedel-Team, und die enge Betreuung während und nach der Installation ließ wirklich keine Wünsche offen.
Bei großen Gastspielen kommen wir auf eine Systemgröße von knapp 50 Beltpacks, wie unlängst in Hamburg in der Spielstätte Kampnagel mit unserer legendären „Maria Stuart“. Dank der Möglichkeit, vorprogrammierte Systemkonfigurationen in Sekundenschnelle abzurufen, müssen wir das System nicht jedes Mal von Grund auf neu an unsere Bedürfnisse vor Ort anpassen – das spart viel kostbare Zeit,“ so Meissl. „Die Partnerschaft mit Riedel und die sehr enge Zusammenarbeit mit Christoph war und ist von großem Wert für das gesamte Burgtheater. Insbesondere, da das Riedel-Team auch remote auf unser System zugreifen kann, um uns bei Problemen unmittelbar zu unterstützen oder Anpassungen an Konfigurationen vorzunehmen, fühlen wir uns rundum gut aufgehoben und absolut sicher.“