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Mit der Inszenierung Gaia rettet die Welt von Nele Stuhler hat Regisseurin Maria Sendlhofer auf einer mit weißen Fliesen bedeckten Bühne, die Entstehung des Menschen und den von diesem verursachten Klimawandel, mit Witz und Charme diskutiert. Das Wiener Kosmos Theater überzeugt mittels interaktivem Theater, rhythmischem Sprachwitz und subtil gelöster Technik.

Athene, Helena Vogel, Sonne, Hannah Joe Huberty, und Gaia, Aline-Sarah Kunisch, sind sich bewusst, dass sich die Zerstörung von Gaia erst Jahrtausende nach der Erschaffung der Menschheit zeigen wird. Bild © Bettina Frenzel

Die matriarchale Geschichte von der Entstehung der Menschheit: Gaia schuf alles, Athene und die Sonne halfen dabei, Zeus und Prometheus zeigten sich einfältig und Mythos überlieferte, was es eben zu überliefern gab. Mit überspitztem Witz brachte Nele Stuhler die Antike in die Gegenwart. Und wie immer gilt: Alles muss eins selber machen, wenn eins will, dass es gut gemacht wird – besonders Gaia.

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Die Überschätzung des Göttervaters, gespielt von Thomas Frank, mündete wiederholt in dem Satz: „Man möchte hier ja sofort ein Päckchen meines göttlichen Samens ablegen.“ Bild © Bettina Frenzel 

Gaia kommt zu Wort
Eine Partie Jenga oder doch die Menschheit erschaffen? Die Gottheiten der Antike fanden im Kosmos Theater für beides Zeit. Voller Humor erzählen sieben Schauspieler:innen die Menschheitsgeschichte nach. Die Frage kommt auf: War die Schaffung der „Leute“ fahrlässig gegenüber Gaia? Keine Gottheit hinterfragte die Konsequenzen der Etablierung des Menschen. Klimawandel, Kriege, Kapitalismus, Ausbeutung, Ressourcenverschwendung, Ausrottung – Die Menschheit hat es übertrieben. Das weiß Gaia, das weiß Athene und besonders weiß es Mythos. Die Leute müssen für das bezahlen, was sie Gaia tagtäglich antun.

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Mythos, Karola Niederhuber (l.), interveniert und läutet mehrmals nachdrücklich das Ende der Leute ein, aber die wollen einfach nicht abtreten. „Aussterben jetzt!“, wird gefordert, aber ohne Gaia will sich da so gar nichts bewegen ... Bild © Bettina Frenzel 

Mensch ist Mensch
Der zweite Teil des Abends konstituierte sich in einem interaktiven Stück. Das Publikum wurde eingeladen, sich den „Menschen“ bzw. „Leuten“ auf der Bühne anzuschließen. Im Raum steht die Frage: Was ist die Konsequenz der dauerhaften Erdzerstörung des Menschen? Für Mythos steht fest: Der Mensch muss ausgerottet werden. Somit beginnt die Diskussion und der zweite Akt des Abends ist eingeläutet.
Um das Publikum, dass auf der Bühne Platz genommen hat, tontechnisch gut zu erreichen, wurde ein Lautsprecher an der Rückwand des Raumes platziert. So wird das Publikum soundtechnisch tiefer in das Stück mitgenommen. Das Lichtambiente wird von 21 LED-Scheinwerfern sowie dem Dimmer, mit 59 Kanälen ausgestattet, gesteuert. Herausfordernd war es, die Besucher:innen, die auf der Bühne agieren, nicht zu blenden. Ebenso ist ein 30 kg schwerer HMI-Scheinwerfer, der mit einer digital-multiplex-Steuerung versehen ist in Verwendung.

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Nele Stuhler weiß genau, dass die Menschheit sich nicht um Konsequenzen schert und Gaia sich daher besser selbst rettet. Bild © Bettina Frenzel 

Der Ton macht die Musik
Seit 2018 arbeitet Karl Börner im Haus des Kosmos Theaters. Börner ist hauptsächlich für Ton und Videotechnik zuständig. „Gaia rettet die Welt ist tontechnisch ein sehr klassisches Stück. Wir konnten innerhalb von drei Stunden alle Cues programmieren und mussten das Tonpult während des Stücks wenig verwenden“, gibt Börner preis. Die Tonanlage des Kosmos besteht für diese Inszenierung aus vier hängenden Lautsprechern und zwei Subwoofern unter der Tribüne. So kommt der Sound auch auf die mit 94 Sitzplätzen bestuhlte Besucher:innentribüne. „Für dieses Stück wurde sechs Wochen geprobt. Zuerst vier Wochen außerhalb, dann hatten wir 48 Stunden Zeit für die technische Einrichtung und das Aufstellen des Bühnenbilds. Anschließend wurde noch zwei Wochen im Haus geprobt. Dadurch, dass wir im Kosmos nur zwei Techniker:innen sind und keine eigene Bühnentechnik haben, sind wir eng in die Planung eingebunden, um einen realistischen Eindruck zu geben, was wirklich technisch umsetzbar ist“, fährt Börner weiter fort. Die Vernetzung der Branche ist in Wien besonders groß. So gab das Volkstheater einen Verfolger als Leihgabe: „Man hilft sich gegenseitig aus, wenn es an etwas fehlt. Für das ist die Branche und das Netzwerk ja da“, sagt Börner mit einem Lächeln.


Karl Börner ist neben seiner Tätigkeit als Techniker am Kosmos Theater auch Mitglied des Theaterkollektivs YZMA. Bild © Privat 

Gaia rettet die Welt feierte am 22. Februar 2023 Premiere und war bis 10. März 2023 im Kosmos Theater zu sehen.

 

(lah) 

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