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Das OISTAT-Hauptquartier veranstaltete ein zweitägiges Symposium mit dem Titel „In die Zukunft des Theaters und darüber hinaus – Nachhaltigkeit im Theaterdesign und in der -technologie“ im Nationalen Kunstzentrum Kaohsiung (Weiwuying) in Taiwan.

Sprecherin Tessa Rixon (Australien) plädierte dafür, über lineares Denken im nachhaltigen Design hinauszugehen. Foto: OISTAT | Yu Chung Chen

Die Veranstaltung brachte Theaterfachleute, Künstler:innen und die Öffentlichkeit zusammen, um nachhaltige Praktiken im Theater zu erkunden. Mit verschiedenen Rednern aus den OISTAT-Kommissionen und Unterkommissionen beleuchtete das Symposium die Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit im Theaterdesign und in der -technologie.

Symposium für Fachleute (23. August):
Erkundung der digitalen Integration und internationalen Zusammenarbeit

Der erste Tag des Symposiums begann mit einem Vortrag von Jan K. Rolník (Tschechische Republik). Rolník sprach über die transformative Rolle des Theaters bei der Schaffung und Gestaltung verschiedener Bereiche. Durch die Einbeziehung von Kreativität, Anpassungsfähigkeit, Kommunikation und Zusammenarbeit konnten Veranstaltungen wie das Signal Festival und das 360Q-Event bei der Prager Quadriennale entstehen. Die Nutzung digitaler Integration und disziplinübergreifender Zusammenarbeit ermöglichte es, ein frisches und aufregendes Ausdrucksmittel zu schaffen. Zudem boten die Veranstaltungen einen Raum für die Erforschung von Nachhaltigkeit im Design, da sie als Testumgebung dienten. Rolník betonte die Bedeutung der Verschmelzung von digitalen und kreativen Kulturen, während die Verbindung zu traditionellen Theaterwurzeln erhalten bleibt, um sicherzustellen, dass Theaterfachleute auch in einer sich verändernden Landschaft weiterhin Möglichkeiten haben.

Darauf anschließend folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie man internationale Kooperationen startet“, an der Aby Cohen (Brasilien), Raymond Wong (Taiwan/Hongkong), Patrick Rizzotti (USA/Kanada) und Bert Determann (Niederlande) teilnahmen. Moderiert wurde die Diskussion von OISTAT-Geschäftsführerin Wan-Jung Wei. Die Podiumsteilnehmer:innen teilten ihre Erfahrungen bei der Bildung internationaler Partnerschaften und diskutierten, wie wichtig es ist, Risiken einzugehen, unterschiedliche Perspektiven zu schätzen und verschiedene Fähigkeiten und Erfahrungen zu nutzen, um erfolgreiche Kooperationen zu ermöglichen. Sie betonten, dass Zusammenarbeit als Chance für Wachstum und Innovation gesehen werden sollte, bei der verschiedene Hintergründe und Expertisen einzigartige kreative Räume schaffen können.

Symposium für die Öffentlichkeit (25. August):
Tiefes Eintauchen in nachhaltige Theaterpraktiken

Der zweite Tag des Symposiums bot sechs Sitzungen, die sich auf nachhaltige Theaterpraktiken und Designstrategien konzentrierten. Es war ein ganzer Tag voller Einsichten und Überlegungen zu vielen Themen, die während und nach den Veranstaltungen lebhafte Diskussionen anregten.

 Mein Zugang zum Theaterdesign

Alle Redner:innen erzählten in dieser Diskussion, wie sie in ihre Positionen gekommen sind. Samuel Shih-Hsing Wang (Taiwan) erzählte von seinem Weg ins Theater durch das künstlerische Engagement seiner Familie. Aby Cohen (Brasilien), die bereits am ersten Tag an der Podiumsdiskussion teilgenommen hatte, sprach über ihr Aufwachsen während einer Diktatur in Brasilien. Durch diese Erfahrung lernte sie die kulturelle und politische Transformationskraft des Theaters kennen und schätzen.

Auf eine Publikumsfrage, wie man Theaterdesign lernt, antwortete Wang: „Theaterdesign ist immer eine Herausforderung, egal in welcher Ära, weil sich das Publikum ständig verändert. Nachhaltigkeit ist nicht das Problem eines einzelnen Theaterarbeiters. Einmal Erschaffenes muss nicht neu gebaut werden. Bewahrt das Lager, gebt Requisiten weiter. Seid gut vernetzt mit Freunden, lernt zu teilen und auszuleihen. Theaterdesign ist Geschichtenerzählen, und junge Designer sollten nicht nur auf sich selbst fixiert sein.“ Aby antwortete aus der Perspektive des Publikums: „Versucht dorthin zu schauen, wo man nicht möchte, dass ihr hinschaut. Der Raum ist das erste Element, wenn wir die Aufführung entwickeln.“ Beide betonten die Bedeutung von Einfallsreichtum, Kreativität und Umweltbewusstsein im Theaterdesign. 

Panel Discussion about International Collaborations From left Aby CohenPatrick RizzottiBeter DetermannRaymond WongWan Jung Wei August 23

Podiumsdiskussion über internationale Kooperationen (von links: Aby Cohen, Patrick Rizzotti, Bert Determann, Raymond Wong, Wan-Jung Wei) Foto: OISTAT | Yu Chung Chen

Klangreisen: Die Bedeutung von Sounddesign

Bradlee Ward (USA) hob hervor, dass Sounddesign nicht nur wichtig ist, um das Theatererlebnis zu schaffen, sondern auch um die Welt zusammenzubringen. Er zitierte Jo Mielziner: „Wenn die Leute nicht hören können, können sie auch nicht sehen.“ Ward betonte auch: „Theater bringt Menschen an neue Orte. Theater gibt den Menschen etwas, das sie nicht haben, wenn sie durch die Tür kommen.“ Ob in einem festen oder flexiblen Raum, es gibt immer Einschränkungen und Kompromisse für das Stück, und hier kommt auch die Nachhaltigkeit ins Spiel.

 Ward sprach über die Bedeutung der Gestaltung von Räumen, die den Ressourcenverbrauch minimieren, und über die oft übersehene Auswirkung der Anreise des Publikums auf die Nachhaltigkeit. Er forderte die Branche auf, ihre Perspektive auf Nachhaltigkeit zu erweitern, indem sie alle Elemente, vom Klang bis zum Transport, in Betracht zieht. Durch diese Erkenntnisse machte Ward auf eine wichtige und oft übersehene Herausforderung der Nachhaltigkeit aufmerksam. 

Öko-Kreativität in australischem Performance-Design einbetten

Tessa Rixon (Australien) plädierte dafür, über lineares Denken im nachhaltigen Design hinauszugehen und einen zirkulären Ansatz zu übernehmen, der sich auf Mitgestaltung, Feiern und Zirkulation konzentriert, was Teil der Arbeit von Tanja Beer, einer führenden Verfechterin des ökologischen Designs, ist.

Tanja Beers Arbeit sowie ihre eigene werden zu mehr Global Eco-Design Charrettes führen, mit der Hoffnung, neue zirkuläre Ansätze zu entwickeln, mehr als menschliche Materialien zu verwenden und zu integrieren, Orte und Räume zu umarmen und mit Gemeinschaften zusammenzuarbeiten. „Wir müssen nicht jede neue Herangehensweise erfinden oder dies alleine tun.“ Rixon betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit bei der Suche nach innovativen Lösungen. 

Vielfalt und Gerechtigkeit im Lichtdesign

Dinesh Yadav (Indien) forderte mehr Inklusion in der Theaterpädagogik und -praxis. Er sprach darüber, wie der Weg zur Inklusivität noch lange nicht abgeschlossen ist und hob hervor, dass Vielfalt und Inklusion viele Formen der Kreativität steigern und fördern können. Der Austausch mit den Menschen in der Umgebung und das Führen von Gesprächen ist der erste Schritt, und es gibt immer Raum für Innovation. Yadav forderte mehr fundierte Entscheidungen, aktives Engagement mit verschiedenen Gemeinschaften und das Fördern von Gesprächen, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und einen gemeinsamen Zweck im Theater zu schaffen. 

Nachhaltige Fäden: Initiativen und Aktionen für ökologisches Kostümpraktiken

Sofia Pantouvaki (Griechenland) bot einen detaillierten und gut ausgearbeiteten Einblick in einige der innovativen Ansätze im Bereich Kostüm und Garderobe. In Anlehnung an Tessa Rixons zirkuläre Ökonomie im Kostümpraktiken betonte Pantouvaki die „R’s“ der Nachhaltigkeit: Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln, Wiedertragen, Reparieren, Erneuern, Umfunktionieren, Weitergeben, Ablehnen, Auffüllen, Neu erfinden, Überdenken und Respektieren. Pantouvaki hob globale Initiativen wie das Theatre Green Book und Julie’s Bicycle hervor, die führend in den Bemühungen sind, Nachhaltigkeit in den darstellenden Künsten zu fördern. Pantouvaki schloss mit der Feststellung, dass Kostümdesigner das Nachleben des Designs berücksichtigen müssen, was auch durch die Einbeziehung von ökologischer Verantwortung in Vertragsvereinbarungen erreicht werden kann, wodurch das Kostüm durch eine ökologisch verantwortliche Linse betrachtet und umgesetzt wird.

Abschlusspanel: Bühnenperspektiven: Trends im Theaterdesign, in der -technologie und -architektur durch internationale Kooperationen

April Viczko (Kanada), Maaike Westinga (Niederlande) und Loren Schreiber (USA) sprachen über Erfahrungen mit der Entwicklung von Theaterräumen und nachhaltigen Praktiken. Viczko diskutierte die Umwelteinflüsse hinter dem World Stage Design 2022 (Calgary), während Westinga traditionelle Definitionen von Theaterräumen in Frage stellte und neue Modelle vorschlug, die soziale Dienstleistungen und Gemeinschaftsbedürfnisse integrieren. Schreiber betonte den Wert von Einfachheit und Nachhaltigkeit und plädierte dafür, Fähigkeiten und Ressourcen zu teilen, um Abfall zu minimieren.

Nach zwei Tagen voller Präsentationen endete das Symposium. OISTAT bleibt weiterhin verpflichtet, Innovation, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit im Theater weltweit zu fördern. OISTAT lädt Theaterpraktiker aus allen Bereichen ein, weiterhin an der Diskussion über die Zukunft des Theaters teilzunehmen und eine vielfältige, inklusive und nachhaltige Theaterumgebung zu schaffen.

Über OISTAT

OISTAT, ein globales Netzwerk für Theaterpraktiker, das Design, Technologie und Architektur im Live-Performance-Bereich feiert, fungiert als Vermittler, um Informationen weiterzugeben und Erfahrungen für diejenigen zu bieten, die teilnehmen möchten.

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