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Die Zukunft gestalten - Szenografie und technologische Ausbildung im Bereich der darstellenden Künste in Ungarn und im Ausland

Am 30. Mai 2025 veranstaltete das Ungarische OISTAT Zentrum im Jurányi-Haus in Budapest die fünfte Ausgabe seiner jährlichen MOST (zu Deutsch: JETZT) Veranstaltung - MOST 5.0. Unter dem Titel "Designing the Future - Scenography and Performing Arts Technology Education in Hungary and Abroad" brachte die eintägige internationale Konferenz Pädagog:innen, Designer:innen, Forscher:innen und Theaterfachleute aus ganz Ungarn und der Welt zusammen, um die sich entwickelnde Landschaft der Theaterausbildung zu untersuchen.

Ankündigung MOST 5.0
Die Veranstaltung unterstrich von Anfang an Ungarns langjähriges Engagement für die internationale Zusammenarbeit im Theaterbereich. Als eines der sieben Gründungsländer der OISTAT im Jahr 1968 spielt Ungarn weiterhin eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des globalen Diskurses über Szenografie und Bühnentechnik. Die Konferenz 2025 stand im Einklang mit dem Auftrag der OISTAT, "einen Raum des Dialogs, der kreativen Kollision und des kulturellen Austauschs zu fördern, in dem nationale Identitäten auf globale Dringlichkeiten treffen".

Die OISTAT Ungarn blickt auf eine lange Tradition in der internationalen Theaterwelt zurück. Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1968 zurück, als es als Teil der Wissenschaftlichen Vereinigung für optische, akustische, Film- und Theatertechnik gegründet wurde. Der erste Präsident des Zentrums, Ferenc Vajda, leitete die Organisation jahrzehntelang zusammen mit seinem Sekretär, Iván Szabó-Jilek. Im Jahr 2020 wurde ein neuer Vorstand gebildet. Seine Mitglieder:innen Zoltán Egyed (Präsident), Juli Balázs (Vizepräsidentin) und Fruzsina Nagy (Vorstandsmitglied) starteten 2022 die MOST-Konferenzreihe. Vor einigen Wochen wurde Fruzsina Nagy zur neuen Präsidentin und Juli Balázs zur Vizepräsidentin gewählt.

Ein Vormittag im Zeichen der technischen Ausbildung und beruflichen Entwicklung

Die Konferenz begann mit einer lebhaften und praxisorientierten Vormittagssitzung, die sich mit der Ausbildung von Theater- und Veranstaltungstechniker:innen befasste. Die Sitzung wurde von Fruzsina Nagy eröffnet, die die Bühne für eine Reihe von Präsentationen über die Entwicklung von Arbeitskräften im Bereich der technischen Künste bereitete.

Fruzsina Nagy (Foto: Larry Busch)

Henriett Mádai und Kinga Kárpát von Urban Lights Zrt. gaben unter dem Titel "Make Your Job Your Profession!" Einblicke in die geförderten Weiterbildungsinitiativen der ungarischen Veranstaltungsbranche. Es folgten Beiträge von Zoltán Vámos und Dávid Vacsi, die einen Einblick in die Berufsbildungsstrukturen für künstlerische Hilfsberufe in Ungarn gaben.

Internationale Stimmen brachten eine europäische Perspektive in die Diskussion ein: Larry Busch (OETHG, Österreich) stellte das Projekt INSPIRE vor, eine zukunftsweisende Weiterbildungsinitiative, die sich mit Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Unternehmertum für Fachleute der darstellenden Künste beschäftigt.

Larry Busch INSPIRE Präsentation (Foto: ildiko.tihanyi)

Chris van Goethem (Belgien) schloss die Sitzung mit einem Überblick über die technische und gestalterische Ausbildung im Theaterbereich in ganz Europa, wobei er die Entwicklung des Bereichs von traditionellen Lehrlingsmodellen bis hin zu an Bologna orientierten Rahmenwerken und Strukturen des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) nachzeichnete.

Chris van Goehtem (Foto: Larry Busch)

Diese Vielfalt an Perspektiven gipfelte in einer von Zoltán Egyed moderierten Diskussion, die einen offenen Austausch über Ausbildungsmodelle, Zertifizierungsbedarf und die in Zukunft in technischen Theaterbereichen benötigten Kompetenzen anregte.

Diskussion (Foto: ildiko.tihanyi)

Nachmittags-Sitzungen: Innovation in der szenografischen Bildung

Das Nachmittagsprogramm umfasste drei Themenblöcke, in denen die szenografische Bildung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Der Themenblock "Historische und zeitgenössische Perspektiven" umfasste Präsentationen aus dem Vereinigten Königreich, Ungarn und einem breiteren europäischen Kontext und bot eine Grundlage für das Verständnis aktueller Bildungsansätze.

Sitzung 1: Historische und zeitgenössische Perspektiven

  • Nadia Malik (UK) - MA Kostümdesign für Performance an der ULA
  • Edit Zeke (HU) - Vergangenheit und Gegenwart der Abteilung für Szenografie an der Ungarischen Universität der Schönen Künste
  • Mara Bozóki (HU) - "Von Papierkostümen zu Brecht": Einblicke in das Kaposvárer Szenografie-Programm
  • Edit Szűcs (HU) - Schwerpunkt Kostümbild - Spezialisierung
  • Éva Szendrényi (HU) - Produktionsdesign

Diese Präsentationen veranschaulichten die unterschiedlichen historischen Entwicklungen und institutionellen Rahmenbedingungen, die die szenografische Ausbildung weiterhin prägen.

Sitzung 2: Innovation und internationale Praktiken

Im Bereich der innovativen Ansätze wurden internationale Praktiken aus Brasilien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Rumänien und den USA vorgestellt. Aby Cohen, die Präsidentin der OISTAT, betonte in ihrem Vortrag, wie wichtig es ist, in der Szenografie-Ausbildung Grenzen zu verschieben, und plädierte für Ansätze, die die Studierenden darauf vorbereiten, bestehende Paradigmen zu "transformieren", anstatt sie einfach "anzupassen". Cohens Arbeit zeigt, wie Szenografie als politischer und poetischer Akt dienen kann, der den Raum neu erfindet, festgelegte Erzählungen in Frage stellt und neue Möglichkeiten der Begegnung und Transformation schafft".

  • Aby Cohen (BR/UK) - Die Grenzen verschieben: Szenografie als Dialog zwischen Design, Technologie, Praxis und Bildung. Als Präsidentin der OISTAT forderte Cohen die Teilnehmer auf, Szenografie als politischen und poetischen Akt zu sehen, der den Raum neugestalten und festgelegte Erzählungen in Frage stellen kann.

Aby Cohen (Foto: Larry Busch)

  • Jan Štěpánek (CZ) - DAMU Szenografie und pädagogische Prozesse
  • Michal Losonsky (SK) - Szenografische Ausbildung an der Akademie der darstellenden Künste in Bratislava
  • Adrian Damian (RO) - Die Zukunft gestalten: Erweiterung der Lernkontexte in Szenografie und Bühnenkunst
  • Dinesh Yadav (IN/USA) - Scheinwerferlicht und Schatten: Stärken und Schwächen der US-amerikanischen Theaterausbildung für Hochschulabsolvent:innen

Zu den wichtigsten Themen gehörten die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Notwendigkeit einer szenografischen Ausbildung, die über die traditionellen Theaterorte hinausgeht, und die Integration neuer Technologien wie AR und VR.

Sitzung 3: Studentenzentrierte und forschungsgestützte Modelle

Der letzte Block konzentrierte sich auf partizipatives Lernen und akademische Innovation:

  • Patrícia Pajor (HU) - Materie und Material
  • Gabi Kiss (HU) - Künstlerische Forschung als Wissensgenerierung
  • Fruzsina Nagy (HU) - Co-Designing Erfahrung mit HUFA MA Student:innen
  • Mira Simonyi Lengyel (HU) - Erasmus-Erfahrung an der IADT Dún Laoghaire, Dublin
  • Hanna Erős & Bori Zatykó (HU) - Szenografie-Ausbildung in Riga

In dieser Sitzung stellten die Referent:innen neue Lehrmethoden vor, bei denen die Eigenverantwortung der Studierenden, die digitale Effizienz, das künstlerische Experimentieren und die internationale Mobilität im Vordergrund stehen.

Der Tag endete mit einem zweiten Rundtischgespräch unter der Leitung von Juli Balázs, bei dem es um die Entwicklung von Lehrplänen für Szenografie, die Bedeutung des Erasmus-Austauschs, potenzielle Anwendungen und Gefahren des Einsatzes künstlicher Intelligenz in Designprozessen und die wachsende Rolle der künstlerischen Forschung bei der Gestaltung künftiger Bildungsmodelle ging.

Auswirkungen und internationale Zusammenarbeit

Die Konferenz förderte den Dialog über Lehrplanentwicklung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch zwei moderierte Rundtischgespräche. In diesen Sitzungen wurde die Bedeutung von internationalen Austauschprogrammen wie Erasmus und künstlerischer Forschung als grundlegende Bestandteile einer modernen Szenografie Ausbildung hervorgehoben.

Abschließende Überlegungen

Durch den mehrsprachigen Rahmen und die breit gefächerten Beiträge der Redner:innen verkörperte die Konferenz die zentralen Werte der OISTAT: Zugänglichkeit, kreativer Austausch und gegenseitiges Lernen. Sie erinnerte daran, dass in einer sich schnell verändernden Welt die Ausbildung von Theaterfachleuten ebenso dynamisch bleiben muss, indem sie sowohl das Erbe als auch die Innovation als Instrumente zur Gestaltung der Zukunft einbezieht.

Die MOST 5.0-Konferenz stellt einen bedeutenden Meilenstein im europäischen Diskurs zur Theaterausbildung dar. Die Veranstaltung brachte verschiedene Perspektiven zur technischen und künstlerischen Ausbildung zusammen und beleuchtete sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen für die nächste Generation von Theaterfachleuten. Der Schwerpunkt der Konferenz auf Nachhaltigkeit, Technologieintegration und internationaler Zusammenarbeit positioniert die ungarische Theater- und Bühnenbildausbildung im breiteren Kontext der globalen Transformation der Branche.

-Larry Busch

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