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Im Burgtheater in Wien gab es umfangreiche Bauarbeiten, die den Komfort und die Qualität für die Besucher:innen wesentlich verbessern.

Bei den Aufführungen spielt der Saal eine große Rolle. Daher muss eine, der Glühlampe fast ähnliche Farbtemperatur und eine stufenlose Dimmung von 0 bis 100 gewährleistet sein. Foto: Karl Heindl/Burgtheater

Wenn schon, denn schon – so könnte man den Gedanken hinter den Umbaumaßnahmen im Burgtheater zusammenfassen. Denn hier wurden im Sommer unter anderem ein neues Parterre und eine neue Brandschutzdecke unter dem Zuschauerraum geschaffen. Stolz ist man vor allem auf die neue Klimaanlage sowie die neue Zuschauerraumbeleuchtung.

Mehr als nur kühle Luft

„Durch den Tausch der Bestuhlung konnte man die Klimatisierung optimal auf das Burgtheater zuschnitzen“, so Bernhard Barvinek, Projektleiter für HKLS-Projekte bei der ART for ART Theaterservice GmbH. Er betreute das umfangreiche Projekt, welches Hand in Hand mit der Bundestheater-Holding und der Burgtheater GmbH durchgeführt wurde. Drei Gründe nennt Barvinek für die Erneuerung: „Eine Klimatisierung des Zuschauerraums ist natürlich eine Komfortsteigerung für die Besucher:innen. Darüber hinaus versorgt die neue Kältezentrale den Hydraulikölkühler und die Multimediatechnik – das sind wichtige Anlagen, die nun redundant versorgt werden. Nun ist das ganze System ausfallsicherer. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde auch eine neue Brandschutzdecke unter dem Zuschauerraum eingezogen.“

Stolz ist der Projektleiter auch auf die neue Bühnenkühlung durch die Kältemaschinen. Damit sichergestellt werden kann, dass die Akustik im Zuschauerraum nicht beeinträchtigt wird, wurde ein schalltechnischer Test im Vorhinein durchgeführt. „Mit einer künstlichen Schallquelle haben wir die Kältezentrale nachgeahmt und es hat sich gezeigt, dass es keine akustische Einwirkung auf den Zuschauerraum und auf die Bühne gibt“, berichtet Barvinek. Durch den bevorstehenden Einbau der Photovoltaikanlage, welche auf den uneinsichtigen Teilen des Daches am Burgtheater installiert wird, können die Energiekosten der Klimatisierung gedeckt werden.

Straffer Zeitplan

Der Umbau erfolgte während der Sommerspielpause von Juni bis August und stellte das Team vor zeitliche Herausforderungen. In dieser Zeit mussten unter anderem drei Kältemaschinen, ein Lüftungsgerät mit ungefähr 3 x 2 x 9 m und etliche sonstige notwendige Einbauten in den historischen Lufttunnel im 3. Kellergeschoss eingebracht werden. „Dafür war ein temporärer Umbau der Luftansaugöffnung im Volksgarten sowie der Einbau einer Krananlage notwendig. Die Zuluft vom Burgtheater wird im Volksgarten angesaugt und über diesen Tunnel wurden die Geräte hineingebracht“, so Barvinek. Die langen Lieferzeiten, die aufgrund der Covid-19-Pandemie entstanden waren, erschwerten die Situation.

Drei Kältemaschinen bilden das Herzstück der neuen Kältezentrale im historischen Lufttunnel des Burgtheaters. Foto: Bernhard Barvinek/Burgtheater

Fakten zu den Kältemaschinen:

• Mit R134A gefüllt
• Gesamtkühlleistung 600 kW
• Mit halbhermetischen Schraubenverdichtern
• Das Luftverteilsystem bleibt grundsätzlich dasselbe, bei welchem über den Fußboden des Zuschauerraumes als auch im Logenbereich die notwendige Zuluft bereitgestellt wird. Die Absaugung der Luft des Zuschauerhauses erfolgt hingegen durch einen Abluftventilator am Lusterboden, welcher die verbrauchte Luft im Zuschauerhaus in den Rängen und im Galeriebereich absaugt und über den Blasengel mit der Windrichtung am Dach ausbläst.
• Die Rückkühlung der Kältemaschinen erfolgt über zwei große Rückkühler (7 m x 2,2 m), die am Dach platziert wurden, uneinsichtig von der Straße.


Auf den letzten Drücker

Daran knüpft Friedrich Rom, Gesamtleiter der Abteilung Beleuchtung Burg- und Akademietheater, an. Gemeinsam mit seinem Team hat er nach Fertigstellung der Umbau- arbeiten im Zuschauerraum die Beleuchtung im Saal und auf der Bühne erneuert. „Wir konnten die Lampen erst nach der Saalreinigung in der letzten Augustwoche tauschen, prüfen und testen. Der durch die Umbauarbeiten entstandene Staub hätte die neuen LED-Lampen verschmutzt. Dieser straffe Zeitplan und die kurzfristige Abrufmöglichkeit waren mit den ausführenden Firmen abgesprochen. Sobald wir grünes Licht hatten, begann unser Team von der E-Zentrale die Glühlampen zu tauschen. Danach gab es umfangreiche Prüfungen und Probeläufe durch die Firmen, die zum Glück problemlos verliefen. Wir sind rechtzeitig fertig geworden, genau mit Premierentag von Maria Stuart am 5. September“, zeigt sich Rom sichtlich stolz und erleichtert.

In neuem Licht

Die Scheinwerferumrüstung auf LED Movingheads im Burgtheater begann bereits vor mehreren Jahren. Gründe für die Umrüstung waren unter anderem die konventionelle Kühlung, Farbmischung und Nachhaltigkeit der neuen Scheinwerfer. „Wir haben lange gesucht und uns verschiedene Anbieter angesehen. Fast ein ganzes Jahr haben wir mit Firmen-Shootings verbracht und uns erst dann für die passende Type entschieden“, so Rom. Die Wahl fiel auf die kopfbewegten Scheinwerfer SolaFrame Theatre, SolaFrame Studio der Marke High End Systems, vertrieben durch Preworks GmbH.

„Die zentrale Anforderung bei der Wahl der neuen Scheinwerfer war die leise Bauart – sprich lüfterlose Scheinwerfer. Wir haben eine sehr gute Akustik im Haus. Scheinwerfer mit Lüfter hätten einen zu hohen Lärmpegel“, weiß Rom. Mit dieser Type wurde nun das gesamte Haus auf LED-Basis aufgerüstet. „Im Schnürboden hängen rund 60 Moving-Lights – alle baugleich. Alle Scheinwerfer haben die gleichen Spezifikationen und jeder Movinghead hat die gleiche Qualität. Die Farbmischung erfolgt im Apparat, es gibt keinen Scroller, der gekühlt werden muss. Es funktioniert perfekt!“, freut sich der Lichtgestalter.

Die Scheinwerferumrüstung auf LED Movingheads im Burgtheater begann bereits vor mehreren Jahren und wurde vor Kurzem abgeschlossen. Foto: Karl Heindl/Burgtheater


Warten auf die richtige Farbtemperatur

Auch die Flächenleuchten wurden erneuert und auf LED umgerüstet. Zum Einsatz kommen die Leuchten SkyPanel von ARRI, die unter anderem mit einer minimalen Kühlung (Ventilator-gesteuert) und einer additiven Farbmischung im Gerät punkten. „Besser zu spät als nie“ könnte das Motto für den Zuschauerraum lauten. Während andere Häuser bereits früher auf LED-Lampen umstiegen, erfolgte die komplette Umrüstung im Burgtheater erst vor kurzem mit Produkten der Firma LDDE. „Bei unseren Aufführungen nimmt der Saal eine große Rolle ein; er spielt in einigen Inszenierungen mit“. Daher müssen wir eine, der Glühlampe fast ähnliche Farbtemperatur und eine stufenlose Dimmung von 0 bis 100 gewährleisten können. Darauf haben wir gewartet“, begründet Rom die zögerliche Haltung. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis war ausschlaggebend.

Auch der Ton mischt mit

Im Rahmen des Umbaus gab es auch im Bereich der Tontechnik weitreichende Neuerungen. Zusätzlich zur bisherigen Tonregie im ersten Rang bekam das Burgtheater eine fixe Live-Saal-Tonregie mit zusätzlichen modularen Möglichkeiten sowie eine Videoregie und einige weitere akustische Schmankerln. Alle Details dazu lesen Sie in der PROSPECT Print-Ausgabe 01-2022.

 

(sp)

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