„Sagt der Walfisch zum Thunfisch“, „Elektrische Fische“, oder „Peter und der Wolf“. Tiere begeistern junge Menschen. Und genau das ist das Ziel von NEST. Wien bekam Anfang Dezember ein neues Opernhaus. Wunschpublikum sind keine langjährigen Kulturfans, sondern Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene. Die Produktionen sollen ein Erlebnis für die ganze Familie werden. Im neuen Opernhaus soll es lustig und kindgerecht zugehen. Den jungen Menschen soll die Freude an der Kunst und Kultur nähergebracht werden. Da landet schonmal ein Raumschiff im Opernhaus, es bricht eine Sintflut los und der Besitzer des Raumschiffs muss sich überlegen: Wer wird vor dem vielen Regen gerettet? Michael Wilfinger, Stellvertretender technischer Direktor der Staatsoper, liebt, dass besonders klassische Effekte bei jungen Menschen am meisten Staunen auslösen können: „Es hat sich gezeigt, dass klassische Theater-Effekte, wie etwa Glitter, Seifenblasen, Schaummaschinen, Lichteffekte und Nebel immer noch großes Staunen hervorrufen können. Diese natürliche Neigung zum Staunen und Träumen bietet eine einzigartige Gelegenheit für Oper und Theater.“
Neue Staatsoper
Der Name NEST steht dabei für Neue Staatsoper. Um die benötigten Räumlichkeiten für das neue Opernhaus zu schaffen, wurde der Französische Saal des Künstlerhauses seit Februar 2023 komplett umgebaut. Den Umbau übernahm das Bauunternehmen STRABAG. Marco Polukord ist seit Kurzem der technische Leiter des neuen Opernhauses und erklärt im Prospect-Interview: „Das Haus wurde komplett entkernt und sämtliche Technik neu eingebaut.“ Dazu zählen sowohl Strom und Heizung, als auch Fernwärme, Fernkälte sowie Befeuchtungsanlagen. „Ein Highlight des Umbaus ist, dass ein neues Kellergeschoss angelegt wurde. Von der Straßenseite wurde ein Tunnel unter das Haus gegraben und dort ein Kellerstockwerk neu eingebaut.“ Dieses Zusatzgeschoss unter der Bühne dient künftig als Lager, beherbergt Garderoben, Maskenräume sowie Umkleiden.
Besondere Flexibilität
Die Bühne bietet den Darstellerinnen und Darstellern 85 Quadratmeter Platz. Und da soll es ganz schön rund gehen. Rund 100 Veranstaltungen auf der Bühne sowie 80 Workshoptermine sind in der ersten Spielzeit geplant. Eine besondere Herausforderung beim Umbau war der Schnürboden, da im bestehenden Gebäude nach oben nicht besonders viel Platz zur Verfügung steht. Deshalb wird alles, was sich im Bühnenbereich bewegen soll, über Umlenkrollen gelenkt, damit man mit den 18 frei verfügbaren Zügen mit einer Maximalhöhe von 7,50 Meter auskommt. Marco Polukord erzählt: „Eine weitere Besonderheit ist, dass wir eine variable Portalhöhe haben. Bei unserem ersten Stück starten wir mit der Portalhöhe auf unterster Ebene, diese wird dann szenisch komplett aufgefahren. Wir bleiben dadurch sehr flexibel.“ Marco Polukord findet außerdem erwähnenswert, dass die zwei Hubpodien mit Serapidgliedern ausgestattet sind, welche die Podien über bewegliche Ketten nach oben drückt und selbstständig ineinander versteifen.
Viele Effekte
Das Haus verfügt über keine Drehbühne. Doch die Magie für die Kinder wird subtiler passieren, so der technische Leiter: „Wir arbeiten mit vielen spannenden Tricks, beispielsweise werden beim Premierenstück 30 Kubikmeter Schaum heruntergelassen. Das wird eine riesige Schaumparty, die die Kinder sicherlich begeistern wird!“ Bei der Planung der Stücke wurde darauf geachtet, dass man ein möglichst breites Kinder- und Jugendpublikum abholen wird. Zusätzlich wird viel mit Videotechnik gearbeitet. Ein Beamer für Frontprojektionen ist im Haus, weitere Videotechnik wird für bestimmte Produktionen dazu geholt. Insgesamt kümmern sich 11 Personen im NEST um die Bühnentechnik, wobei sechs Personen Licht, Ton und Multimediatechnik bedienen, zwei Personen in der Ausstattung arbeiten und zwei Personen sich um die Organisation kümmern. Ein Lehrling ist zusätzlich Teil des Teams. Die erste Vorstellung ging am 7. Dezember 2024 über die Bühne: Im ersten Stück wurde der Witz „Sagt der Walfisch zum Thunfisch“ erzählt. Kann dieser Spaß zwei Freunde retten und ihnen einen Platz im Raumschiff sichern? Oder werden sie in der Schaumparty ihr Unglück erleiden?
Technische Fakten:
- 248 Sitzplätze und 3 Rollstuhlplätze
- Bühnenmaße ca. 85 m2
- Orchestergraben ca. 24 m2
- Baubeginn 6. Februar 2023
- Hausübergabe 30. September 2024.
- Bau durchgeführt durch STRABAG
- 18 Züge im Schnürboden
- 6 Vorbühnenzüge im Zuschauerhaus
- 2 Hubpodien
- Licht: Preworks und APEX ITC-Lichtsteuerung
- Ton: Firma Klangfarbe, L-Acoustics und Yamaha-Mischpult
- Bühnentechnik: Waagner Biro mit CAT 5 Steuerung
-sg