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Das Staatstheater Augsburg präsentiert kommenden Samstag das US-amerikanische Stück „Ugly Lies the Bone“ mit Virtual Reality-Elementen. Die deutsche Erstaufführung kombiniert klassisches Theater mit VR-Brillen die die  Zuschauende, wie auch Darstellende, immer wieder auf- und ab nehmen müssen. Es wartet eine experimentelle Schmerztherapie in virtueller Realität.

Foto ©: Staatstheater Augsburg

Ugly Lies the Bone ist die Deutschsprachige Erstaufführung des gleichnamigen Stückes der amerikanischen Autorin Lindsey Ferrentino. Eine US-Soldatin kommt schwer körperlich verwundet und traumatisiert aus dem Afghanistan-Krieg in ihre Heimat Florida zurück, wo die Welt in Frieden und Sicherheit einfach ohne sie weitergegangen ist. Mit Hilfe einer VR-Traumatherapie kämpft sie sich zurück in den zivilen Alltag.

Realität oder Fiktion?
Die hybride Inszenierung auf der Brechtbühne, der Ausweichbühne des Augsburger Gaswerks, konzentriert sich auf das Springen zwischen realen und virtuellen Welten. „Es wird auf einer physischen Bühne live agiert und nur dann, wenn Jess ihre Traumatherapie-Sitzungen mit der virtuellen Figur des „Operators“ hat, setzen auch die Zuschauer:innen ihre VR-Brillen auf, um Jess bei den Traumatherapiesitzungen zuzusehen und abzutauchen in die virtuelle Realität“, geben Tina Lorenz, Projektleiterin für Digitale Entwicklung und Benjamin Seuffert, Mitarbeiter für interactive Media, preis. Wie das technisch funktioniert erklären uns die beiden weiter: „Mit Hilfe einer Kinect Azure, die wir uns in der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund ausleihen durften, haben wir Jess, gespielt von Christina Jung, im Greenscreen aufgenommen. Später haben wir sie in eine virtuelle Umgebung, konstruiert in Cinema 4D, gerendert in 360° Video und ausgespielt auf Pico G2 4K VR-Brillen, eingebaut. Die Aufnahmen sind ohne Ton, so dass Christina, und auch die Figur des Operators, gespielt von Florian Gerteis, die VR-Szenen live sprechen. Dazu setzen sie beide ebenfalls VR-Brillen in den entsprechenden Szenen auf und sehen damit das, was das Publikum in dieser Szene sieht.“

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Ein Blick hinter die Kulissen der Greenbox Aufnahmen! Foto ©: Staatstheater Augsburg 

VR gibt mehr Möglichkeiten
Anhand von Virutal Reality wurde es ermöglicht die Zuschauenden in das Stück und das Leiden der Protagonistin miteinzubinden. Das gibt dem Stück interaktive Züge, die besonders bei einem inhaltlich so mitreißenden Thema intensiv wirken. „In der VR spielen sich Szenen ab, die in einer Guckkastenbühne nicht zu realisieren gewesen wären“, meint Tina Lorenz.

Der Feind die Zeit
Herausforderungen bezüglich Virtual Reality gibt es einige, wie die Rechenpower der Computer, die Software und der Zeitanspruch des Renderings unterschiedlicher Szenen. „Wir haben gelernt, dass sich die VR-Szenen von der zeitlichen Disposition innerhalb des Betriebes eher an Bühnenbildabgaben und Werkstättenzeiten orientieren sollten, statt an Konzeptionsprobe und Probenzeit.“ Auch die Ausgabe und Rücknahme der VR-Brillen lege manchmal Steine in den Weg, die den reibungslosen Ablauf des Theaterabends gefährden können. Alles dinge an denen noch geschleift und gearbeitet werden müssen, ein Prozess des Lernens eben!

Ich seh, ich seh was du nicht siehst, und das ist …
„VR ist EINE MÖGLICHE Zukunft des Theaters. Aus der Theatergeschichte wissen wir, dass Theater seit der Antike alles an Technologie verwendet, was zum Geschichten erzählen und Bilder generieren hergenommen werden kann. Theater ist höchst adaptiv und resilient gegenüber allen gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen.“, geben die zwei Ensemblemitglieder preis. Von der Lichtregie mit Sonneneinfall im antiken Amphitheater über das Beleuchten der Bühne mit Kerzen und später Gaslaternen, über Piscators Fließbandbühne und Brechts Diaprojektionen – die Geschichte sagt, dass auch digitale Methoden und Mittel im Theater ihre Daseinsgrundlage finden werden. Ob VR dabei ist oder nicht, werden erst die nächsten Generationen rückblickend sehen können, wir bleiben gespannt!

(lah) 

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