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Die Uraufführung der „Komplizen“ an der Wiener Burg – eine Herausforderung für die Tontechnik. Großes Staraufgebot.

Roland Koch und Michael Martens daheim im Gespräch. Gut zu hören, von oben weniger gut zu sehen. Foto: Burgtheater/Ruiz-Cruz

Simon Stone, der aus Basel stammende Theater-Regisseur/Schreiber, hat in seinem neuen Werk zwei Erzählungen von Maxim Gorki verwurstet und in die neue (Corona-)Zeit nach Wien verlegt. Im Kern geht es um den Paradigmenwechsel im Wirtschaftsbetrieb, um das Ende der Ausbeutung, um die Übernahme der Macht durch die Werktätigen. Darüber und darunter hat Stone aber noch eine Menge anderer Handlungsfäden eingebaut, die schließlich für die vier Stunden Spielzeit ausschlaggebend wurden. 

Erschlagen von den Lektionen der Gegenwart
Am 23. September hatte es am Wiener Burgtheater Premiere und die gefühlte Hälfte des Star-Ensembles war zugange. Eben besagte vier Stunden lang. Und ein Übermaß an Liebesbeziehungen, Wissenschafter-Selbstbespiegelungen, Krankeitsfällen und Kunstbetrachtungen ermüdete dann doch einigermaßen und könnte die Ursache für das sein, was Margarete Affenzeller im „Standard“ so zusammenfasste: „Etwas erschlagen von den Lektionen der Gegenwart gab der Applaus überraschend früh nach.“

Sichtbehinderung für Logen und Galerie
Vielleicht war es auch die Kapitulation vor der Sichtbehinderung: Zahlreiche Sitzplätze in der Burg konnten dem Geschehen immer wieder nur akustisch folgen. Denn Peter Simonischek (der sympathische Unsympath als Firmenpatriarch), Michael Martens (wunderbar als linkischer Wissenschaftler), Birgit Minichmayr (furios als Anwälin und Liebschaftsanwärterin) oder Ralf Rockstroh (als besonnener Fabriksarbeiter) spielten allesamt in einer schicken Grinzinger Villa, deren Zimmer auf der Drehbühne rotierten und alle einen Plafond verpasst bekommen hatten. Manche Logenbesitzer und Zuseher*innen auf Galerieplätzen sahen schwarz – nämlich die Zimmerdecke von oben. Was darunter zu sehen war? Das blieb eher den Parkett-Ticket-Besitzern vorbehalten. Nur wenn die Protagonisten nach vorne, nahe an die Scheibe traten, waren sie für alle im Bild.

Heikle Akustik im geschlossenen Raum
Und das kam so: Bob Cousins, der Bühnenbildner, und Regisseur Simon Stone, wollten die Atmosphäre einer Wohnung einfangen und ließen die Protagonisten allesamt mit Mikrofonen ausstatten. Ernst Meissl, Technik-Chef im Burgtheater: „Da es sich um geschlossene Räume handelt und zum Zuschauerraum Glasflächen vorgesehen waren, ist schalltechnisch am Boden und im Plafond Schallschutz notwendig“. Ansonsten bekäme das Publikum einen reichlich fehlerhaften Sound geliefert. Meissl: „Das Einmessen des Tons war vergleichsweise aufwändig“.

Drei Stunden genügen
Bühnentechnisch anspruchsvoll war (und ist) übrigens auch, die Zimmer heil auf die Bühne zu bekommen und nach der Vorstellung abzutransportieren. Denn die Glaswände vertragen keine robuste Handhabung – also behalf man sich mit einem eigens angeschafften Schneckengetriebe. Nun kann man innerhalb von drei Stunden den Aufbau durchführen. Tolle Leistung für das komplexe Bühnenbild

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