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Theater sind keine gewöhnlichen Gebäude – sie sind hochkomplexe Produktionsstätten, in denen Kunst, Technik und Publikum aufeinandertreffen. Entsprechend anspruchsvoll ist die Sanierung oder der Neubau solcher Häuser. Doch wie läuft ein solches Projekt eigentlich ab? Und was braucht es, damit es gelingt?

Foto: unsplash / Carl Campbell

Im Gespräch mit OETHG Vorstand Johannes Böhner

Frühe Signale ernst nehmen

„Oft beginnt es mit einem diffusen Unwohlsein“, erklärt Johannes Böhner, Vorstandsmitglied der OETHG. „Man merkt, dass etwas nicht mehr richtig funktioniert – wie beim Auto, wenn die Service-Lampe aufleuchtet.“ Spätestens dann sei es Zeit, innezuhalten und strukturiert vorzugehen. Wer hektisch reagiere, riskiere planlose Maßnahmen und teure Fehlentscheidungen.

Der strukturierte Weg: Von Phase 0 bis 9

Sanierungsprojekte folgen in der Regel den neun Leistungsphasen der HOAI – ergänzt um eine entscheidende Phase 0: die Bedarfsermittlung. „Hier wird der Ist-Zustand analysiert, Ziele definiert und ein realistischer Sanierungsbedarf formuliert“, so Böhner. Erst danach folgen Grundlagenermittlung, Entwurfs- und Ausführungsplanung, Bauausführung und schließlich die Inbetriebnahme.

Ein oft unterschätzter Punkt: die Phase 9, also die Übergabe und das „Onboarding“ der Nutzer. „Es reicht nicht, die Schlüssel zu übergeben – die Menschen müssen das neue Haus auch wirklich annehmen können.“

Nutzerbeteiligung ist kein „Nice-to-have“

Ein zentrales Erfolgskriterium ist die frühzeitige Einbindung der Nutzer:innen – also der Menschen, die täglich mit der Technik arbeiten oder auf der Bühne stehen. „Sie kennen die Abläufe am besten, haben aber oft keine Zeit, sich neben dem laufenden Betrieb auch noch um Bauprojekte zu kümmern“, sagt Böhner. Deshalb brauche es ein professionelles Nutzermanagement und eine klare Projektstruktur mit definierten Zuständigkeiten.

Kommunikation ist alles

In Theaterprojekten treffen viele Sprachen aufeinander: künstlerische, technische, verwaltungstechnische. „Es braucht Übersetzer:innen – Menschen, die zwischen den Welten vermitteln können“, betont Böhner. Regelmäßige Meetings, schriftlich fixierte Kommunikationswege und Visualisierungen helfen, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. „Wer schreibt, der bleibt“, lautet einer seiner pragmatischen Tipps.

Der Fluch der ersten Zahl

Ein häufiger Stolperstein: zu frühe, ungenaue Kostenschätzungen. „Wer zu Beginn unrealistische Zahlen nennt, schafft Erwartungen, die später kaum zu halten sind“, warnt Böhner. Deshalb sei es wichtig, in der Grundplanung mehrere Varianten durchzuspielen – auch um zu prüfen, was genehmigungsfähig und finanzierbar ist.

Theaterbau ist Teamarbeit

Ein gelungenes Sanierungsprojekt braucht mehr als gute Architektur – es braucht ein starkes Kernteam, klare Kommunikation, realistische Planung und vor allem: Zeit. „Wie bei einem Instrument muss auch ein Theater nach der Sanierung erst wieder gestimmt werden“, sagt Böhner. Und das gelingt nur, wenn alle Beteiligten von Anfang an gemeinsam an einem Strang ziehen.

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