Es ist eine beeindruckende Vielfalt künstlerischen Schaffens, die Prinzipal Zeno Stanek in Litschau versammelt hat. Auf den fast 30 verschiedenen Bühnen, von der privaten Küche bis zum Herrensee-Theater spielen, performen, singen und rezitieren jüngste, junge und arrivierte Künster*innen. An zwei Wochenenden (13.-15. und 20.-22.8.2021) findet das HIN & WEG-Theaterfestival hier statt, Mit Zeno Staenk bilden Katharina Stemberger und Ernst Molden das künstlerische Leitungstrio.
Diesmal haben die drei das Motto „Mut und Vergänglichkeit“ ausgerufen. Zeno Stanek zum Festivalmotto: „Unser aller Leben ist allzu oft von der Besessenheit dominiert, den flüchtigen Moment festhalten zu wollen. Jede emotionale Regung wird mit der Handykamera ein- gefangen, geteilt, gepostet, hochgeladen. Im absurden Bestreben, der Vergänglichkeit ein Schnipp- chen zu schlagen. Hören wir auf damit! Lassen wir den Moment wieder zu! Lassen wir uns auf Veränderung ein! Aus Vergänglichkeit entsteht Neues, ohne Vergänglichkeit wäre das Leben gar nicht möglich. Weg mit der Angst, genießt den Augenblick! Haben wir ‚Mut zur Vergänglichkeit‘!“
Manuela Linshalm und Christoph Hackenberg rockten die Hauptbühne mit ihrer fulminaten, morbiden, skurrilen Prater-Puppenshow. Fotos: Herbert Starmühler
Eine beispielhafte Produktion zum Thema MUT ist eine der beiden Eröffnungsproduktionen am 13. 8.: „Finale“, ein „Bühnenessay“ von und mit Calle Fuhr, der Mut machen will, sich den Herausforderungen unserer Zeit wie Umweltproblemen und politischen Krisen zu stellen. „K(l)eine Angst“ der neuseeländischen Pup- penspielerin Rebekah Wild ermutigt dazu, die eigenen Ängsten zu überwinden. Elly Jarvis und Lilli Strakerjahn steuern mit „subject: YOU/ME/US – a solo performance about queer identity“ einen dokumentarischen Theaterabend zum zeitgleichen Coming out von Elly (mit 23 Jahren mitten im queeren Großstadtleben von Berlin) und ihrem Großvater Dix (mit 93 Jahren allein in seinem
Haus in Michigan) bei.
VERGÄNGLICHKEIT findet sich in der zweiten Eröffnungsproduktion am 13. 8.: „PROTEUS – ein verschollenes Stück Erinnerung“ von Christian Winkler, verhandelt, ausgehend von der „Orestie“ des Aischylos, mit einem Chor aus Senior*innen Themen wie Schuld, Widerstand, Liebe und Tod. Vergänglich ist in der Abschlusspro- duktion von HIN & WEG am 22.8. auch der Glaube an ein Idol: In „Heldenplätze“ von Calle Fuhr (eine Vorauf- führung des Volkstheaters Wien) gedenkt Gerti Drassl als Theresa ihres früh verstorbeben Bruders und seines „Helden“ Toni Sailer. Doch dann werden 2018 gegen den mittlerweile verstorbenen Skistar Vergewaltigungs- vorwürfe neu aufgerollt... In „The Worm“ von Gledališče DELA steht der Wurm als Metapher für den Tod, ein absoluter Herrscher, der sich um die Qualität oder den Wert des Lebens nicht schert. Musikalisch der Beitrag von Stelzhamma: Für ihre „Wassamusik“ haben die vier in Linz ausgebildeten Jazzmusiker ein eigens der Ver- gänglichkeit gewidmetes Stück komponiert. Der „Liederzyklus“ „Ideologie der Verlassenheit“ von Duncan Graham übermittelt Emotionen und Gedanken sehr unterschiedlicher Charaktere in der existentiellen Situa- tion der Corona-Pandemie.
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