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Anna Netrebko und Luca Salsi singen hervorragend – die eigentliche Sensation ist aber die Inszenierung der Verdi-Oper „Macbeth“.

Anna Netrepko
Lady Anna Macbeth am Rande des Wahnsinns – den schwindelerregenden Abgrund erleben aber nur die TV-Zuseher:innen. Screen: ARTE

An der Mailänder Scala wurde die Zukunft ausgebuht. Und das funktioniert so: Regisseur Davide Livermore inszenierte nicht nur das Macht- und Krimidrama für die Bühne, die am 7.12.2021 endlich wieder die staatstragende Saisoneröffnung zelebrieren konnte, sondern auch für das Fernsehen.

Computeranimiert durch den ganzen Opernabend

Was der Staatspräsident und das edle norditalienische Premierenpublikum in Mailand vor Ort sehen konnten, war zwar das Gleiche aber nicht Dasselbe, wie jenes am TV-Screen. Für RAI und ARTE bot man noch eine ganze Menge an filmischem Material auf, das andauernd (und damit auch vor dem Fernsehschirm bisweilen ermüdend) in die Szenerie eingespielt wurde.

Zwei Opern im Paket

So wissen die Opernfans im Patschenkino nicht, was dort in Mailand sichtbar war, und die in der Scala sitzenden nicht, was im Streaming-Format erhältlich war. Na jedenfalls hat es dem Live-Publikum am Ort nicht ganz so gefallen, Buhrufe nach der Vorstellung für den Regisseur waren die Folge.

„Es ist eine moderne Show, die die Oper in die Zukunft führt“
Anna Netrebko

Doch insgesamt könnte das Konzept die Zukunft darstellen. Denn noch selten war eine Opernaufführung so hautnah, so kinematografisch, so fernsehtechnisch und fernsehtauglich aufbereitet worden. Revolutionär im besten Sinn.

Konzept für den weltweiten Vertrieb

Die Scala-Inszenierung hat zwar etwas dick-technisch aufgetragen, aber die Richtung könnte stimmen: So öffnet man sich einem weltweiten Publikum, dem man nur mehr die chinesischen Untertitel einspielen muss. Denn chinesische Adoranten der Oper sind bis auf weiteres eh nicht mehr zu begrüßen, der chinesischen Null-Corona-Politik sei Dank. Statt 9.000 Flüge internationale pro Woche in und aus China gibt es derzeit nur 200. 

Regie in zwei Dimensionen

Die römische Tageszeitung "La Repubblica" schrieb: „Die Regie Davide Livermores lebt in zwei Dimensionen. Die erste ist die Aufführung, der das Publikum im Theater beiwohnt. Die zweite Dimension wird durch Film und digitale Magie für die Zuschauer von Rai 1 neu erfunden. Dank technologischer Tricks, Videospiele, in Innenräume eingefügte Mikrokameras und virtueller Wände, die sich mit Betonstrukturen überlagern und vermischen, unterscheidet sich das, was man auf der Bühne sieht, zum Teil von dem, was live passiert" (zitiert in Wiener Zeitung).

„Fantastische neue Regie“

Und ebendort zeigte sich die austro-russische Sopranistin Netrebko, die in einem käfigartigen Lift, Symbol der Macht, tanzt, von der Premiere begeistert. "Es ist eine fantastische, moderne Regie, die mit jeder Aufführung noch besser wird. Es ist eine moderne Show, die die Oper in die Zukunft führt", so die Sängerin.

Macbeth auf Arte (Dezember 2021).

(hst) 

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