Die Sanierung des Vorarlberger Landestheaters Bregenz wird in der Spielzeit 2026/2027 umgesetzt. Sie umfasst die technische Generalsanierung der Bühnen- und Veranstaltungstechnik sowie damit verbundene architektonisch-bauliche Maßnahmen. Die Investitionskosten liegen bei 9,6 Millionen Euro. Die Projektleitung übernimmt das Amt der Voralberger Landesregierung, für die technische Leitung zeichnet die KUGES verantwortlich. Nach einem zweistufigen offenen Verhandlungsverfahren ging die Ausschreibung an das Architekturbüro Marte.Marte Architekten ZT GmbH. Das Planungsbüro Bühnenplanung Walter Kottke Ingenieure GmbH (BWKI) wurde beauftragt, eine Bedarfsanalyse der veranstaltungstechnischen Einrichtung zu erstellen. Derzeit läuft die Entwurfsplanungsphase unter der Projektleitung von Andreas von Graffenried, BWKI, der uns Einblicke in den Prozess vermittelte.
Ein Blick in den Zuschauerraum des Landestheaters (Foto: Anja Köhler)
Die alte Technik wird komplett ausgetauscht
Aus der Bedarfsanalyse der Veranstaltungstechnik ergab sich der Anforderungsplan, der die Bühnenmaschinerie, den Bühnenboden, die Bühnentextilien, die szenische Bühnenbeleuchtung, die Audio-, Video- und Inspiziententechnik sowie sonstige Maßnahmen betrifft. Die alte Technik wird komplett ausgetauscht. Die Wünsche und Anforderungen an die neue Technik zu definieren, ist ein aufwendiger Prozess mit vielen Beteiligten. Andreas von Graffenried, BWKI, erklärt dazu: „Im Vorfeld gab es Workshops mit den Nutzer:innen, also den technischen Abteilungen, die sogenannte Workshopbedarfsermittlung, aus der sich eine sechsteilige Podiumsdiskussion ergab. Ich empfehle allen Bauherr:innen oder Nutzer:innen, sich wirklich gut aufzustellen, damit sie so eine Sanierung nicht überrollt. Wie stelle ich mich auf? Nehme ich jemanden dazu, der das schon einmal gemacht hat? Es gibt viel zu lesen, viel zu entscheiden und viele Sitzungen. Manchmal gibt es unterschiedliche Ansichten in einem Haus. Konsequenzen, Verantwortung und Entscheidungsgewalt sind wichtige Aspekte. Das wurde bei diesem Projekt gut gelöst, indem man eine Person eingebunden hat, die alle Anliegen bündelt und allen Beteiligten übermittelt. Wir möchten niemanden überrennen.“
Spannende Bauphilosophie
Das Landestheater steht teilweise unter Denkmalschutz. Das Gebäude wurde in den Jahren 1838 bis 1840 als Kornhaus errichtet, 1955 zum Theaterhaus umgebaut und um einen Bühnenturm erweitert. Die Kombination aus 19. Jahrhundert und 50er-Jahren ist spannend, denn die Bauphilosophie der jeweiligen Zeit war ganz anders. Das Theater wurde zuletzt in den Jahren 1993 bis 1995 generalsaniert, somit ist die alte Technik seit 30 Jahren im Betrieb und längst am Limit. „Im Maschinenbau beträgt die Lebensdauer 30 Jahre, bei Steuerungen und sonstigen elektronischen Komponenten geht man von 15 Jahren aus“, berichtet uns von Graffenried auf Nachfrage. Derzeit wird das gesamte Haus auf die baulichen Maßnahmen vorbereitet.
Das Landestheater Bregenz liegt mitten in der Stadt und steht unter Denkmalschutz, was es bei der Sanierung zu berücksichtigen galt. (Foto: Anja Köhler)
Ein technischer Zeitsprung
Der Umbau beginnt mit der Bühnenmaschinerie. Maschinen betriebene Prospekte mit intelligenter Steuerung ersetzen Züge mit Gegengewichten, die noch manuell draufgelegt und von Hand gefahren werden. Da sich nicht eingewiesene Personen – Künstler:innen – unter beweglichen Lasten aufhalten, stellt der Bühnenbereich hohe Anforderungen an die Sicherheit. Die Zugeinrichtungen werden mit einer Sicherheitssensorik ausgestattet. Die Bühnenmaschinerie wird in Zukunft alle technischen Anforderungen eines modernen Spielbetriebs sowie die aktuelle Normierung erfüllen und wird damit sicherer und benutzerfreundlicher.
-apb