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Claudia Six ist Escape Artist und entwirft Figuren und Bühnenbilder für Theatertücke. Wie sie dabei versucht dieser Welt zu entkommen erzählt sie PROSPECT.

• Kaptitän Nemos Bibliothek, Puppenbau, Neue Oper Wien, Foto: Armin Bardel

Der große Entfesslungskünstler Houdini bezeichnete sich selbst als Escape Artist. Unter demselben Titel arbeitet auch Künstlerin Claudia Six. Sie entflieht mit ihrer Kunst den Fesseln dieser Welt. Das tut sie in unterschiedlichen Ausstellungen und Galerien, wo sie ihre eigenen Kunstwelten und Visionen ausstellt. Für Theater, Opernhäuser oder Filme entwirft sie Figuren passend zum Stück und stellt die Figuren zum Teil selbst her. Dieser Bereich nennt sich Creature Design. Claudia Six erklärt: „Als Creature Designer konzentriere ich mich auf Kreaturen, die tief aus meinem eigenen Kosmos und meiner Ästhetik entspringen. Meine Arbeiten haben einen klar erkennbaren Stil, der sich sowohl im Theater als auch in anderen Medien wiederfindet. Wenn ich beispielsweise für ein Computerspiel arbeiten würde, wären die Figuren eindeutig von meiner Welt inspiriert. Mein Fokus liegt darauf, eine konsistente und starke visuelle Identität zu schaffen, die sich durch all meine Arbeiten zieht.“

Inspiration Natur

Die Figuren sind immer abstrakt, und man erkennt die Welt, in der Claudia Six arbeitet, klar wieder. Genau das ist ihr auch wichtig. Die Inspiration dafür holt sie sich oft aus der Natur oder Wissenschaft, wie sie erzählt: „Es gibt so viel Faszinierendes auf dieser Welt, das ich durch die Augen meiner Kreaturen betrachte. Diese Neugier treibt mich an.“ Möchte eine Produktion wie beispielsweise das Theater der jungen Generationen Dresden für die Produktion „Ida und der fliegende Wal“ in diesem Jahr mit ihr zusammenarbeiten, so folgen nach einem ersten Gespräch und Referenzen detaillierte Zeichnungen. Maße und Funktionalitäten der Puppen sind für das weitere Vorgehen entscheidend: „Die Funktionalität der Figuren muss von Anfang an klar definiert sein, da dieser Aspekt entscheidend für den Bauprozess ist. Leider ist es oft schwierig, die genauen Anforderungen früh festzulegen. Wenn z. B. während der Proben festgestellt wird, dass eine Puppe wasserfest sein müsste oder geworfen werden soll, ist es oft zu spät für Änderungen.“

Herstellung der Puppen

Die Puppen werden dann aus natürlichen Materialien wie Holz, Stoff, Karton und Papier erstellt. Claudia Six achtet darauf, dass sie bei Stoffen häufig mit Deadstock, also überschüssigen Lagerbeständen arbeitet, die ansonsten entsorgt werden. Immer wieder verwendet sie synthetische Materialien wie Gummimilch, Plastikplatten oder Schaumstoff für den Bau. Ihr großes Hintergrundwissen über Materialien hat die Creature Artist aus der Modeschule im Schloss Hetzendorf. Dort besuchte die geborene Kärntnerin die Fachklasse Grafik und Textildesign. Am meisten habe sie aber in der Praxis gelernt: „Nach dem Abschluss habe ich mich bei allen Figurentheatern in Österreich beworben, viele waren es nicht, und begann dort als Regieassistentin und im Figurenbau zu arbeiten, später auch als Spielerin. Diese praktische Erfahrung war entscheidend, um das Figurenbauen zu erlernen.“ In Berlin besuchte sie die Pictoplasma Academy für Contemporary Character Design. Eine Zeit, in der sie ihren eigenen Stil entwickeln und sich in ihren Traumwelten verlieren konnte und anschließend in Kunst oder ein Bühnenbild übersetzte.

Welten zum Träumen

„Wenn ich Traumwelten erschaffe, ist der Prozess fast ein magischer. Diese Welten und Figuren begleiten mich schon immer. Alles beginnt mit einem Gefühl oder einer Idee, die ich in mir trage – oft inspiriert durch Natur, Kunst oder persönliche Erlebnisse. Diese Idee versuche ich dann in eine visuelle und räumliche Form zu bringen. Es ist, als würde ich Puzzleteile zusammensetzen, die am Ende ein Gesamtbild ergeben.“ Der eigentliche Bau der Traumwelten sei dann ein sehr organischer Prozess. Sie arbeite sich Schicht für Schicht vor, würde Materialien testen und schauen, wie sie miteinander harmonieren. „Es ist ein sehr intuitiver Vorgang, bei dem ich versuche, die Magie und das Unwirkliche greifbar zu machen. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Zuschauenden in eine andere Welt entführt – eine Welt, die sie nicht nur sehen, sondern auch fühlen können.“

Claudiasix uebermalt

Foto: Erik Jan Rippmann

-sg

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