Für Michael Steinkellner ist klar: Zwei Performances sind dieses Jahr technisch herausragend – das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch mit Vollmond und die Akram Khan Company mit Jungle Book reimagined. „Beide Stücke faszinieren durch außergewöhnliche Bühnenbilder – das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch lässt es regnen und Akram Khan hat ein äußerst umweltfreundliches Bühnenbild kreiert. Beide sind allerdings sehr gegensätzlich.“ Das ImPulsTanz Festival besteht zu 100 % aus Gastspielen von international renommierten Intendant:innen und Künstler:innen.
Platzregen im Burgtheater
Ein tänzerisches Wasserspiel unter Sternenhimmel wird bei dem Stück Vollmond von Pina Bausch erwartet. Das Tanztheater Wuppertal kommt endlich zurück nach Wien und fährt mit einem herausfordernden Bühnenbild auf. In der Mitte der Bühne fließt von links nach rechts ein Fluss inklusive Strömungsanlage. Die einzige Brücke darüber ist ein großer Felsen. Beides dient aber nicht nur als Kulisse: im Fluss wird „geschwommen“ und auf den Felsen wird geklettert. Im Verlauf des Stücks setzen zwei unterschiedliche Arten von Regen ein: ein feiner Wasserschleier und ein spektakulärer Platzregen. Das Wasser wird mittels Rohre in eine Höhe von 9,4 Metern vom Bühnenbildboden zur Regenanlage und zum Wasserschleier geleitet. Das Wasser im Becken muss permanent mit einer Wasserheizung erwärmt werden. Diese Erwärmung wird mit vier handelsüblichen, elektrischen Durchlauferhitzern mit einer Gesamtleistung von 84kW realisiert.
Vollmond von Pina Bausch © Foto: Oliver Look
Pappe als Bühnenbild
Akram Khan gilt als weiteres Highlight, nicht nur in Sachen Technik, sondern auch dramaturgisch. In seiner fulminanten Show erzählt er Rudyard Kiplings Dschungelbuch aus Moglis Perspektive als Geflüchteter und verwebt sie mit Aspekten der Klimakrise. Das Bühnenbild besteht hauptsächlich aus Projektionen von Illustrationen auf zwei Ebenen, zwischen denen sich die Tänzer:innen, sowie 170 Kartons in unterschiedlichen Größen, bewegen. "Der große Vorteil in unserem Fall ist, dass das „Einwegbühnenbild“ sogar wiederverwendet werden kann." erläutert Michael Steinkellner. Das Stück war bereits im Mai im Festspielhaus St. Pölten zu Gast, genau diese Kartons werden erneut verwendet. "Dabei schonen wir unseren Planeten und tun dies ganz im Sinne von Akram Khan, der mit Jungle Book reimagined genau darauf aufmerksam machen will.", führt der leitende Veranstaltungstechniker weiter fort.
Jungle Book reimagined von Akram Khan © Foto: Ambra Vernuccio
Solarstrom für Inklusion
Unterschiedliche Kulissen, Begebenheiten und Technikequipment fordern Techniker:innen immer wieder aufs Neue heraus. „Es treffen Sound- und Lichtanlagen der unterschiedlichen Theater – wie dem Burgtheater oder Volkstheater – oder auch Museen auf die ausgeklügelten Konzepte und technischen Anforderungen der Performances. Techniker:innen müssen sich immer wieder aufs Neue darauf einlassen und tüfteln.“ Hinzu kommt, dass das Festival, wie in den vergangenen Jahren, mit dem Format Public Moves in den öffentlichen Raum gehen wird. Dort wird der Wiener Bevölkerung ein niederschwelliger Zugang zu den unterschiedlichen Formen von Tanz ermöglicht – alles auf freier Basis! Dazu wird seit 2021 eine mobile Solarstromanlage mit einer Pufferleistung von 2x2,4 kWh genutzt. Diese bietet maximale Flexibilität bei der Auswahl der Locations.
(lah)