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Die Regisseurin Mirjam Loibl, der Bühnenbildner Thilo Ullrich, die Kostümbildnerin Anna Maria Schories und der Musiker Constantin John bringen Theaterstücke als Team auf die Bühne. Seit der gemeinsamen Assistenzzeit ziehen die vier zusammen von Produktion zu Produktion. Was zeichnet die kreative Zusammenarbeit aus?

Künstliche Intelligenz ändert alles. Auch die Kunst. Was vor ein paar Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität: Ganze Bühnenstücke kommen aus dem Computer. Doch in welchen Bereichen der Bühnentechnik kann die Technologie genau eingesetzt werden? Und wo liegen die technischen und moralischen Grenzen?

Sie arbeiten seit vielen Jahren zusammen im Team an Theaterproduktionen. Kann man bei so viel gemeinsamer Arbeit überhaupt befreundet sein?

Thilo Ullrich: Klar. Wir sind nicht nur ein Arbeitsteam, sondern auch gute Freunde. Das ist toll, weil wir uns wirklich gut kennen und uns gegenseitig einschätzen können. Es ist aber auch viel einfacher und unkomplizierter. Die Herausforderung besteht darin, dass wir den arbeitsbedingten Stress nicht in die Freundschaft kommen lassen. Nach einer Produktion klären wir gemeinsam, was emotional hängen geblieben ist. So können wir frisch in das nächste Projekt starten.

Sie kennen einander seit der Assistenzzeit am Münchner Residenztheater. Seither arbeiten Sie regelmäßig zusammen. Was waren Ihre Highlights?

Mirjam Loibl: Das Stück „WOYZECK | MARIE“ am Staatstheater Mainz. Das war für uns als Team sehr wichtig, weil wir dort unserer idealen Arbeitsweise noch ein Stück nähergekommen sind.

Constantin John: Das war auch mein Highlight. Wir waren in der Produktion sehr mutig. Wir haben versucht, Tanz und eine für das Stück entwickelte Bewegungssprache in den Sprechtheateralltag zu integrieren. Trotz der kurzen Probenzeit haben wir das extrem weit gebracht. In unserer Zusammenarbeit gehen wir oft über unsere Professionen hinaus und geben einander Input, um eine gemeinsame Sprache und Ästhetik zu teilen. Das macht die Arbeit kollektiv.

Inwiefern unterscheiden sich Ihre Produktionen durch das enge Teamwork denn von anderen?

Mirjam Loibl: Uns wurde schon öfter gesagt, dass unsere Arbeiten aus einem Guss kommen. Weil wir wissen, was wir wollen und eine starke Bildsprache haben. Ich glaube, das gelingt nur, wenn man eng zusammenarbeitet.

Anna Maria Schories: Wir versuchen, als Team immer das große Ganze im Auge zu behalten. Vor allem in den letzten Arbeiten haben wir uns viel damit beschäftigt. Durch das Verzahnen von Bild-, Bewegung und Musik entsteht eine eigene Erzählform. Das Zusammenbringen der unterschiedlichen Stilmittel funktioniert wahrscheinlich besonders gut in einer Gruppe, die wiederholt gemeinsam arbeitet. Wir haben einfach immer die Möglichkeit, auf gemeinsame Erfahrungen zurückzugreifen. Aus den letzten Arbeiten ziehen wir Schlüsse für die kommenden Aufgaben.

Welche Rolle spielt in Ihrer Zusammenarbeit die Brücke zwischen Kunst und Technik? Was bekommt mehr Aufmerksamkeit?

Constantin John: Da wir Kunst machen und keine Technikmesse mit Traktorenschau bespielen, steht natürlich die Kunst an erster Stelle. Alles dient der Kunst und unterstützt sie. Klar kann eine der technischen Disziplinen auch mal zum Gegen- oder Mitspieler der Schauspieler:innen werden oder eine zentralere Rolle einnehmen. Aber das ist bei uns nicht von vornherein gesetzt.

Wie managen Sie denn Konflikte zwischen den Disziplinen Technik und Kunst?

Mirjam Loibl: Jede und jeder kann in ihrer bzw. seiner Disziplin Entscheidungen treffen, die die anderen dann mitgehen. Wir vertrauen einander. Mal braucht es mehr, mal weniger Absprachen dafür.

Thilo Ullrich: Das Bühnenbild ist wie ein Spielpartner. In den Arbeitsprozessen ist es immer das Erste, was steht und abgegeben werden muss. Wir haben hier einen offenen Prozess, diskutieren in mehreren Runden über den Entwurf, bis ich ein Ergebnis habe. Am wichtigsten ist, dass man untereinander, aber auch zwischen Theater und Regieteam klar und auf Augenhöhe kommuniziert. Wenn man das nicht tut, ist das oft eine gefährliche Falle und fördert Konflikte.

Zum Abschluss: Inwiefern hat Sie die gemeinsame Assistenzzeit in München als Team geprägt?

Anna Maria Schories: Für uns alle war die Assistenzzeit mehr oder weniger der Beginn der Arbeit am Theater. Dass dieser Beginn für uns alle mit demselben Ort verbunden ist und den Menschen dort, ist ein großer Zufall. Dadurch, dass wir uns früh kennengelernt haben, haben wir ein starkes Grundvertrauen ineinander. Das ist jahrelange Aufbauarbeit und ziemlich wertvoll 

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