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Sie liebt es, große Bühnen zu gestalten, und wenn technische Abteilungen früh in den kreativen Entwurf eingebunden werden. Denn Kathrin Kemp vereint als Scenographer selbst mehrere Berufe in einem. Im Interview erzählt sie von den Potenzialen, die die Bühnentechnik noch in sich trägt.

PROSPECT: Ihre Aufgabengebiete sind vielfältig. Für welche Tätigkeiten waren Sie bei Ihren vergangenen Projekten zuständig?        

Kathrin Kemp: Momentan bin ich Mitten in Proben für „Der zerbrochne Krug“ am Stadttheater Bremerhaven. Thomas Oliver Niehaus führt Regie und ich entwerfe das Bühnen- und auch das Kostümbild. Vor Kurzem habe ich ein Setdesign für ein Fotoshooting mit der Fotografin Violetta König entwickelt. Und davor habe ich gemeinsam mit dem Architekturbüro Kawa die Ausstellungsgestaltung für „Science Fiction(s)“ im Weltmuseum Wien konzipiert.

Wie definieren Sie Ihre Berufsbezeichnung „Scenographer“?

Für mich persönlich bedeutet es den Beruf der Bühnenbildnerin weiter zu fassen und über die Theaterbranche hinaus künstlerisch tätig zu sein. Das entwerfen von temporärer Architektur ist für mich immer eine ganz gute Zusammenfassung meiner Tätigkeit. Wobei die Architektur auch manchmal eine Miniatur bzw. ein Modell sein kann. Seit einigen Jahren habe ich mein Tätigkeitsfeld um das Kostümbild erweitert und finde sehr viel Gefallen daran, eine visuelle Gesamtkonzeption für ein Stück zu entwickeln.

Welche technischen Bereiche Ihres Arbeitsfeldes schätzen Sie am meisten und warum?

Die technische Umsetzbarkeit spielt für mich bereits im Entwurf eine Rolle. Ich arbeite überwiegend mit physischen Modellen. Beim Modellbauen bemerke ich schon früh, wo es beispielsweise konstruktive Schwachstellen in meinem Entwurf gibt. Das ist interessanterweise oft Deckungsgleich mit der Realität. Ich schätze die Zusammenarbeit mit Werkstätten und der Bühnentechnik ungemein. Als Bühnenbildassistentin im Burgtheater und im Theater an der Josefstadt habe ich unglaublich viel von den Fachleuten der einzelnen technischen Abteilungen gelernt. Unter anderem auch die idealen Strategien zur Vermittlung eines Entwurfs über Planzeichnungen.

Gibt es einen Aspekt der bühnentechnischen Branche, der Ihrer Meinung nach reformiert gehört?

Es gibt immer mehr Frauen in technischen Berufen, ich hoffe dieser Trend schreitet fort und es werden mehr Frauen auch in leitenden Positionen tätig sein. Dafür ist es auch notwendig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Umsetzungsideen jeder und jedes einzelnen sind wertvoll, weshalb ich große Runde Tische und offene Diskussionen schätze. Es ist gut, wenn technische Abteilungen früh in den Entwurf eingebunden werden, um von Anfang an Teil der Gesamtidee zu sein. Ich mache besonders gute Erfahrungen, wenn alle Departments gut ineinandergreifen, gegenseitig Bescheid wissen, was geschieht, und keine millimetergenaue Grenze zwischen den Zuständigkeitsbereichen gezogen wird.

Nachhaltigkeit spielt in allen Lebenslagen eine bedeutende Rolle, so auch bei Theaterproduktionen und Bühnentechnik. Wo sehen Sie Potenziale zur Verbesserung?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema dessen sich das Theater und die Kunstproduktion unbedingt annehmen muss. Am Theater halte ich es für dringend notwendig „Standardprozesse“ zu hinterfragen und anhand jeder Produktion neu zu evaluieren. Braucht man für jede Produktion eine Bauprobe? Für welche Besprechungen ist es tatsächlich notwendig physisch anwesend zu sein? Es gibt viele Flüge, die nicht geboardet werden müssten.  Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Verbleib von Restmaterial oder abgespielten Kulissenteilen, die nicht eigelagert werden. Als Lektorin an der Universität für angewandte Kunst weiß ich um den Materialbedarf vieler Studierender. Es braucht eine gut funktionierende Kommunikationskette für die Weiterverwendung von Material für die verschiedensten Bereiche.

 

Zur Person:

Kathrin Kemp wurde 1988 in Graz geboren, studierte Bühnen- und Filmdesign am Mozarteum in Salzburg sowie an der Angewandten in Wien, wo sie seit 2015 auch unterrichtet. Als Scenographer gestaltet sie Bühnenbilder, Kostüme, Set-Designs, Installationen und Fotoshootings in Österreich und Deutschland.

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