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Theater fasziniert und fördert soziale wie kreative Kompetenzen – egal in welchem Alter. Die Familienoper Alice im Wunderland des Opernhauses Zürich, Schweiz, feiert diesen November 2022 Premiere und begeistert mit einem herausragenden Bühnenbild.

Bild ©: Opernhaus Zürich AG

Die Märchenoper Alice im Wunderland des Komponisten Pierangelo Valtinoni wurde für Kinder ab 7 Jahren gestaltet. Es bedarf hier allerdings genauso flinker Bühnentechnik wie im erwachsenen Theaterbetrieb, um auch die Kleinen unserer Gesellschaft in die kreative Welt von Kunst und Kultur mitzureißen. Sebastian Bogatu, technische Leitung der Oper Zürich, und Etienne Pluss, Bühnenbildner, arbeiten eng zusammen, um die Inszenierung optimal auf die Bühne zu bringen und die Zusehenden zu faszinieren.

Alice auf der Wunderbühne
Die Geschichte von Lewis Carroll‘s Weltklassiker Alice im Wunderland behandelt eine unfassbare Fantasiewelt, sprechende Tiere und durchdringende Metaphorik. Die Erzählung des jungen Mädchens in der fiktiven Welt aus fehlender Logik, beschäftigte seit Jahren Jung und Alt in unzähligen Interpretationen. Der Bühnenbildner Pluss Etienne interpretiert die Welt von Alice im Hier und Jetzt. Die Szenerie der Bühne spielt in einem alten Haus mit Zimmern, ohne Dach und Außenmauern. Die Wände des Bühnenbilds stehen auf einer rotierenden Drehscheibe, dass das Publikum die Räume, die gerade bespielt werden, einsehen kann. In den nicht sichtbaren Räumen können die Techniker:innen ungesehen umbauen und vorbereiten. Was genau das Wunderland auf die Bühne der Oper Zürich ausmacht, weiß Sebastian Bogatu: „Das von Etienne Pluss entworfenen Bühnenbild beinhaltet unter anderem eine Wanduhr, die plötzlich unsichtbar die Wand hoch gleitet, einen kleinen Stoffhasen, der in einer Waschmaschine explodiert und als Riesenhase wiedergeboren wird und das Altern des Bühnenbildes, indem es von Gras überwachsen wird. Für mich und das Team ist es interessant, ein solch riesiges Bühnenbild so zu konstruieren, dass wir es innerhalb von zwei Stunden auf der Bühne aufbauen können - denn mehr Zeit bleibt uns aufgrund des Spielplanes nicht“. Dazu gibt es eine enorme Anzahl an skurrilen Figuren in fantasievollen Kostümen und Blumenlandschaften aus hunderten wackelnden Regenschirmen inklusive Schnee.

Vom Modell auf die Bühne
Die jahrelange Zusammenarbeit zwischen Pluss und Bogatu spricht für sich. Doch wie war der Ablauf der Verwirklichung? Der Bühnenbildner führt aus, wie das Bühnenbild auf die Bühne kommt: „Zunächst bekommen wir ein Modell des Bühnenbilds im Maßstab 1:33 von Etienne Pluss. Etienne arbeitet bereits sehr detailliert und mit Farbvorgaben am Modell. Wir erstellen dann am Computer ein 3-D-Modell des Bühnenbilds und besprechen im Team Schwierigkeiten und Herausforderungen. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen zu finden, um alle Beteiligten zufriedenzustellen. Ist das geschehen, werden aus dem 3-D-Modell, Stahl- und Holzbaupläne für die Werkstätten erarbeitet. Die Theaterplastiker:innen, Tapezierer:innen und Theatermaler:innen haben dann bereits begonnen, Muster von Stoffen und Wandprofilen in allen Farbtönen zu erstellen“. Das letzte Wort des Stage-Designs muss aber dennoch bei Bühnenbildner Etienne Pluss bleiben, somit wird immer Rücksprache gehalten. Der Bühnenbildner bestimmt genau, wie die Dekoration, Möbel und Requisiten in der jeweiligen Szenerie aussehen soll.

Die fliegende Uhr
Die Effekte, wie die fliegende Standuhr oder der explodierenden Waschmaschine, werden von der Bühnentechnik bereits im Vorfeld geplant: „Die Standuhr schieben wir an den Vorsprung einer Wand. In der Ecke des Vorsprungs bauen wir eine superstabile Schiene ein, in der mehrere sehr stabile Laufwagen hoch- und runterfahren können. Die Uhr wird dann seitlich mit den Laufwagen und mit einem Seil, das in der Wand senkrecht hochgeführt wird, verbunden. Oben wird dieses Seil verdeckt auf die Rückseite der Wand umgelenkt und dort wieder nach unten geführt. So kann die Bühnentechnik die Uhr mit einiges an Kraftaufwand hochziehen. Dadurch, dass sie seitlich in der Schiene befestigt ist, sieht man die Schiene von vorne überhaupt nicht und für die Zusehenden fährt sie wirklich wie von Geisterhand hoch“. Mit speziellen Effekten wie diesem können Kinderherzen gewonnen werden. Natürlich dürfen Licht- und Tontechnik nicht fehlen. Diese wurden separat für das Stück innerhalb von 14-Tagen entwickelt. Dazu gab es extra Proben auf der Bühne mit Beleuchtungsstatist:innen. Die Lichtstimmungen wurden dann gespeichert und werden während der Vorstellungen genau wie Ton- und Videoeinspielungen anhand der Noten zu genau definierten Zeitpunkten abgerufen.

Opernhaus Zürich
Der italienische Komponist Pierangelo Valtinoni hat nach Pinocchio und dem Zauberer von Oz mit Alice im Wunderland zum dritten Mal eine Familienoper für das Opernhaus Zürich geschrieben. Alice im Wunderland ist für ihn ein Stück ohne Logik, ohne Chronologie der Episoden. Valtinoni gibt dazu preis: „Die Lösung der Musik eine gewisse Logik zu geben, war für mich die Form der Variation: Der Schluss des ersten Aktes und der Epilog entsprechen dem Prolog“. Das Opernhaus Zürich überzeugt seit 1891 mit einschlägigen Vorführungen in unterschiedlichen Genres. Alice im Wunderland ist ab 12. November 2022 in Zürich zu sehen.

Mehr Informationen zur Inszenierung. 

(lah)

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