Die neue Oper in New Capital City in Kairo mit 3.500 Sitzplätzen ist die größte ihrer Art im Mittleren Osten und Afrika, das Operngebäude alleine erstreckt sich über 85.000 m2. Das Megaprojekt umfasst nicht nur die Oper, sondern auch eine Konzerthalle mit 1.300 Sitzen, ein Dramatheater mit 700 Plätzen, ein Museum für moderne ägyptische Kunst, mehrere Kunstgalerien sowie Restaurants und Cafés. Waagner-Biro Stage Systems wurde mit der Lieferung und Installation der kompletten Unter- und Obermaschinerie der Bühnen inklusive Steuerung beauftragt.

Die neue Oper in New Capital City in Kairo ist die größte ihrer Art im Mittleren Osten und in Afrika. (© Waagner-Biro Stage Systems)
Internationale Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit Orascom Construction, dem ägyptischen Generalunternehmer, sowie bis zu 7.000 Arbeiter:innen auf der Baustelle war geprägt von hoher Dynamik und enger Koordination. Um Materialkosten und Transportwege zu minimieren, wurde lokale Stahlbaufertigung genutzt. Antriebstechnik und hochpräzise Fertigungsteile kamen aus Europa. Die Sicherstellung gleichbleibender Qualität stellte eine konstante Herausforderung dar. Auch bei der Installation und Integration der Systeme waren enge Abstimmungen notwendig.
Ein besonderes Augenmerk galt den Bautoleranzen, die sich vor Ort teilweise erheblich von den Planwerten unterschieden. Viele Anpassungen hatten direkt auf der Baustelle zu erfolgen, um eine reibungslose Funktionder Bühnentechnik sicherzustellen. Da das Dach des Gebäudes noch nicht fertiggestellt war, musste die Bühnentechnik teilweise unter freiem Himmel installiert werden. Hinzu kamen Wassereinbrüche durch seltene, aber heftige Starkregenfälle – eine eher unerwartete Situation in der ägyptischen Wüste.
Eine technische Herausforderung
Die wohl größte technische Herausforderung stellte die variable Proszeniumsöffnung dar. Diese lässt sich per Knopfdruck flexibel von 23 × 17 m auf 15 × 10 m verkleinern. Realisiert wurde dies durch ein aufwendig gestaltetes architektonisches Proszenium mit automatisiert beweglichen Seitenteilen sowie einem verfahrbaren Kopfelement.
Zur Realisierung der 17 m hohen Öffnung wurde der Eiserne Vorhang in zwei vertikal verschiebbare Segmente unterteilt, was zusätzliche Anforderungen an Abdichtung und Statik stellte. Im Vorbühnenbereich wurde zusätzlich ein knapp 20 m langer und 5 m breiter Akustikreflektor mit rund 10 t von zwei Schwerlastwinden abgehängt.

Das architektonische Proszenium wurde aufwändig gestaltet. Die wohl größte technische Herausforderung stellte die variable Proszeniumöffnung dar. Sie lässt sich per Knopfdruck verkleinern. (© Waagner-Biro Stage Systems)
Anspruchsvolle Einzelkomponenten
Die anspruchsvollste Einzelkomponente waren jedoch zwei verfahrbare „Seating Towers“ mit einer Höhe von jeweils ca. 18 m und einem Eigengewicht von etwa 100 t. Ihre Integration erforderte eine präzise Koordination mit Architektur, TGA-Planung, insbesondere Lüftung, sowie den sicherheitsrelevanten Zutrittssystemen.
Achsen und Kettenzüge
Insgesamt wurden allein in der Oper mehr als 200 steuerbare Achsen verbaut. Ein großer Anteil davon ist in der Oberbühne mit 73 Prospektzuglatten und zehn Punktzügen zu finden. Darüber hinaus wurde die Oberbühne mit 40 integrierten Kettenzügen im Bühnen- und Vorbühnenbereich ausgestattet. Weitere 24 Kettenzüge wurden in der Seiten- und Hinterbühne auf in zwei Richtungen verschiebbaren Trägern installiert.
Die Saalakustik
Um der Akustik im Saal gerecht zu werden, wurden 76 Rollbanner und 22 motorisierte Vorhänge, die in Lager eingefahren werden können, realisiert. Mit sechs verschiedenen Presets lässt sich die Akustik des Saales auf Knopfdruck an die akustischen Anforderungen anpassen.
Eröffnung mit einem Konzert der Wiener Philharmoniker
Nach über vier Jahren Bauzeit – und intensiver Zusammenarbeit aller Beteiligten – konnte das Projekt am 31. Oktober 2022 übergeben werden. Die Eröffnung der Konzerthalle wurde mit einem besonderen kulturellen Höhepunkt gefeiert: einem Konzert der Wiener Philharmoniker.
Über die Eröffnung hinaus
Bereits im Herbst 2025 sind die ersten Wartungsarbeiten geplant, um die technische Zuverlässigkeit und die hohe Qualität des Hauses langfristig sicherzustellen. Auch in den kommenden Jahren wird Waagner-Biro Stage Systems mit regelmäßigen Serviceeinsätzen, Modernisierungen und Optimierungen dafür sorgen, dass die neue Oper in Kairo technisch stets auf dem neuesten Stand bleibt.
-apb
