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Stille herrscht im Saal, wenn sich der Hauptvorhang öffnet und den Blick auf die Bühne freigibt. Der dekorative Vorhang steigert das Theatererlebnis des Publikums, mit ihm beginnt und endet jede Vorstellung. 

Edler Samt in Vintage-Rot. Die Wunschfarbe wurde durch eine Sonderfärbung erreicht. Foto: Gerriets GmbH

Der Hauptvorhang in der Wiener Staatsoper war in die Jahre gekommen und ein Austausch fällig. Die Konfektionierung, Lieferung und Montage eines analog zum Bestand ausgeführten Hauptvorhangs als Wagnervorhang wurde von der Gerriets GmbH umgesetzt. „Dies war bis dato der größte Hauptvorhang, welcher bei Gerriets in Wien gefertigt wurde, und hat uns produktionstechnisch und logistisch äußerst herausgefordert“, erzählt Dr. Andreas Paller, Geschäftsführer Gerriets Österreich. Mit einer Breite von 19,2 m und einer Höhe von 13 m ist der Hauptvorhang der Staatsoper einer der größten im internationalen Vergleich. Der Hauptvorhang der Metropolitan Opera New York ist 11,20 m breit und 15,80 m hoch, jener im Royal Opera House London misst 19,5 m Breite und 10,8 m Höhe. 

Der Wagnervorhang 

Die Ausführung als Wagnervorhang ist in großen Theater- und Opernhäusern oft zu finden. Der Vorhang bietet mehrere Öffnungsvarianten: Griechische Öffnung (seitwärts), Deutsche Öffnung (nach oben) oder Wagnerzug. Mit dem Wagnerzug wird der heb- und teilbare Vorhang von der Mitte, mit Seilen, diagonal geöffnet. Das Vorhangseil wird rückseitig in dementsprechend angebrachten Stahlringen geführt. An beiden Enden des Seils sind Rapidglieder angebracht, in welche beidseitig die Beschwerungseinlagen des Hauptvorhangs eingebunden sind. Das Zusammenspiel aller Teile muss so designt sein, dass das Gewicht der Beschwerungseinlage sowie zusätzliche, aus der Vorhangbewegung resultierende Kräfte sicher aufgenommen werden können. Ein Großteil der Arbeiten geschieht schon im Vorfeld im Nähatelier selbst. Die Feinjustierung, das Zusammenspiel aller Einzelelemente angepasst auf die baulichen Gegebenheiten von Bühne und Bühnenportal, findet direkt vor Ort statt. 

Sonderfärbung in Vintage-Rot

Der neue Hauptvorhang für die Wiener Staatsoper sollte farblich eine 1:1 Kopie des Vorgängers sein, daher entschied man sich für eine Sonderfärbung. Hierzu wird der Originalfarbton im Farblabor nachgestellt. Es werden kleinere Muster gefärbt, die auf der Bühne unter verschiedenen Lichtverhältnissen auf ihre Übereinstimmung mit dem Original geprüft werden. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis der Auftraggeber eine Freigabe erteilt. Erst danach wird die gesamte Samtcharge nach der Labor-Farbrezeptur eingefärbt. 

Die Ausführung

Die aufwendige Herstellung dauerte 400 Arbeitsstunden. Für den neuen Vorhang wurden 550 Laufmeter Bühnensamt, 250 Laufmeter Satin und 100 Meter Seile und Bleibänder verarbeitet. Das Gewicht beträgt 525 kg. Genäht wurde der neue Vorhang aus dem Baumwollsamt Clivia 600 mit einem Flächengewicht von 600 g/m². Das Futter besteht aus robustem Satin mit einem Flächengewicht von 350 g/m². Beide Materialien sind schwer entflammbar nach EN13501. Die 100 % Faltenzugabe wurde mit Quetschfalten mit einer Breite von jeweils 14 cm im Abstand von 33 cm umgesetzt. Zur Festigung wurde die Samtoberkante samt Falten an einem 30 cm breiten reißfesten Bodentuch vernäht. Ketten wurden mit Bühnensamt und Stahlringe mit Leder ummantelt, sodass kein Störgeräusch in der Bewegung auftritt. Am rechten Außenrand des rechten Vorhangteils wurde in der Höhe bei 150 cm ein Guckloch eingearbeitet, dieses gibt den Blick auf das Publikum frei. 

-apb

 

Der Artikel ist im aktuellen Prospect-Magazin erschienen. 
Die nächste Ausgabe erscheint Mitte Dezember. 

 

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