Arduino kam in der Volksoper erstmals zum Einsatz, um prozessorgesteuerte Glühwürmchen zu verwirklichen. In „Hänsel und Gretel“ diente eine handelsübliche Christbaumlichterkette in der Waldszene der Darstellung von Glühwürmchen auf einem Baum. Eine realistischere Darstellung war gewünscht, wobei ein wesentlicher Punkt der Rahmenbedingungen die nahtlose Integration in die über 30 Jahre alte Dekoration mit lediglich einem als „non-dim“ geschalten Dimmerversatz war.
Die Umsetzung erfolgte über eine eigens im Haus auf Maß angefertigte LED-Kette, bei der die Lichtpunkte im Strang teilweise einzeln, teilweise in Gruppen angesteuert werden können. Ein Arduino Nano Every Prozessor bringt die Glühwürmchen mittels Zufallsparameter durch Pulsweitenmodulation zum Leuchten. Zur Aktivierung des Effekts wurde der bestehende Dimmerversatz mit einem Relais an den Prozessor gekoppelt. Der Glühwürmchen- effekt ist seit Dezember 2022 im Einsatz. Und auch wenn dieser für das Publikum nur für etwa eine Minute sichtbar ist, sind es doch solche Details, die das Gesamtbild erst vervollständigen. „Hänsel und Gretel“ steht ab Dezember 2025 wieder auf dem Spielplan.
Drehsinn und Geschwindigkeit
Die Musicalproduktion „Follies“ bot im Frühjahr 2025 die jüngste Gelegenheit zum Einsatz der Prozessortechnologie. Einen elementaren Teil des Bühnenbildes bilden 16 auf der Bühne frei verfahrbare Kreis- podeste mit etwa 1,5 m Durchmesser. Darauf aufgesetzt befindet sich ein im Scheitelpunkt ca. 2,5 m hoher ovaler Stahlrahmen, der mit 32 über Funk-DMX in drei Kreisen ansteuerbaren LED-Lampen in Glühlampenoptik bestückt ist. Vier dieser Podeste haben zusätzlich noch einen Elektromotor verbaut, der das Podest um die Hochachse rotieren lässt.

Musicalproduktion „Follies“ (© Barbara Pálffy/Volkoper Wien)
Dafür bedurfte es einer Antriebssteuerung, die den Anforderungen des Leadingteams gerecht wurde. Der Wunsch war, diese Podeste in beiden Richtungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehen zu lassen und auf Knopfdruck auf verschiedenen, zuvor definierten Positionen zum Stillstand zu bringen. Zwei Fahrten wurden letztendlich von der Regie bestimmt und in Drehsinn und Geschwindigkeit festgelegt. Eine umgebaute 8-Kanal-Funkfernbedienung dient als Steuerung für die Schaltbefehle „Start Fahrt 1 bzw. 2“, „Stopp in 0° Stellung“, „Stopp in 45° Stellung“, „automatische Positionierung in Grundstellung“ und „Sofortstopp“.
Schaltbefehle
Über die acht potenzialfreien, jeweils einem Kanal der Fernbedienung zugeordneten Relais der Funkempfängerplatine gelangen die Schaltbefehle auf die Eingangspins des Prozessors, der über die Ausgangspins mit den Schalteingängen der Motorsteuerplatine verbunden ist. Die funktionale Verknüpfung der Befehlstasten mit der Motoransteuerung besteht damit nur auf Softwareebene, was sich bereits im Vorfeld der Proben als großer Vorteil gegenüber einer diskreten Verdrahtung herausstellte, da sich die Anforderungen seitens der Kunst mehrfach änderten.
Sensoren für die Positionierung
Der automatische Positionsstopp wird nach Betätigen der entsprechenden Taste mittels Fernbedienung durch Auslösung eines von insgesamt drei induktiven Sensoren realisiert. Zwei Sensoren dienen der szenischen Positionierung der Ringaufbauten, der dritte bringt das Kreispodest in die Grundstellung; in dieser befindet sich die Zugangsklappe an der Oberseite des Podestes genau über dem Technikeinbau. Die Energieversorgung erfolgt über zwei getrennte akkugespeiste Stromkreise, 12 V für den Antrieb und 24 V für die LED-Lampen inklusive Funk-DMX-Empfänger. Ein Notaustaster direkt am Podest unterbricht im Bedarfsfall die Stromversorgung des Antriebs und stoppt die Drehung.
Die bisherigen Arduino-Projekte in der Volksoper Wien lassen die breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten der Technologie erahnen, um elegante und effiziente Lösungen in der Theaterwelt zu realisieren.
