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In dem winterlichen Dorf der Oper „Der Freischütz“ in Bregenz gibt es jede Menge Spezialeffekte. Möglich wurde das bei den Bregenzer Festspielen durch eine neue Unterwasserverkabelung. 

Die Unterwasserverkabelung wurde mit Booten durch den See gezogen. Foto: Bregenzer Festspiele/Eva Cerv

Wassergeister, die aus der Lagune kriechen, Darsteller:innen, die im Wasser verschwinden und feuerspuckende Schlangen,, die sich aus dem Wasser erheben und bis zu vier Meter in die Höhe ragen. All das boten die Bregenzer Festspiele im Sommer 2024 beinahe 200.000 Besucher:innen mit Carl Maria Webers Oper „Der Freischütz“. Die Oper wurde nicht nur neu inszeniert, sondern mit besonders vielen Special Effects ergänzt. Da brennt schon mal der Kirchturm oder die Geister des 30-jährigen Krieges kommen, um den Hauptdarsteller einzuholen. Was Zuseher:innen bei der fulminanten Show nicht sehen: Hinter der Bühne befindet sich quasi ein kleines Dorf, um dies möglich zu machen. Auf einen Darstellenden auf der Bühne kommen rund vier Personen, die im Hintergrund arbeiten. Umkleiden, Pausenräume, Make-up-Plätze, Haustechnik, Lichtpulte, Toilettenanlagen, Trockenräume und Mini-Büros sind nötig, um jeden Abend einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. All das gehört entsprechend technisch versorgt. Möglich wurde das durch den groß angelegten Neubau der Hinterbühne inklusive Betonkern, im Zuge dessen wurde auch die Verkabelung durch den See erneuert. Seit der Deniere der Oper Madame Butterfly im August 2023 bis zum Probenbeginn für „Der Freischütz“ im Juni 2024 wurde auf Hochtouren gearbeitet und der gesamte Bühnen- und Hinterbühnenbereich abgerissen und neu aufgebaut. 

Unter der Oberfläche 

Wolfgang Urstadt, Technischer Leiter der Bregenzer Festspiele, erzählt: „Früher wurden Kabel in ein Rohr gezogen, das Rohr in den See geworden und man hoffte darauf, dass das hält. Das hat 40 Jahre funktioniert, aber es war Zeit für eine Neuerung.“ Auf Landseite wurde dafür ein Übergabeschacht gegraben, von wo die zwei Rohre mit einem Durchmesser von 1,50 m durch den See führen. Auf der Hinterbühne kommen die Rohre im neu erbauten Betonkern an. Die Rohre sind 80 bis 90 m lang und beinhalten die wichtige Versorgung durch Wasser-, Strom-, Luftdruck-, Licht-, Audio- und Netzwerkleitungen, sowie Leitungen für Heizung und Kühlung. Wo die Rohre verlegt wurden, hat der See sechs bis sieben Meter Tiefe; sie wurden mit Schiffen in den See gezogen, am Seeboden platziert und dann mit Betonplatten beschwert. Anschließend wurden diese noch mit Seegrund zugeschüttet. „In der Vergangenheit hatten wir immer wieder das Problem, dass sich die Rohre durch die Strömung bewegt haben und gewandert sind. Das wird nun vermieden, die neue Lösung bietet mehr Versorgungssicherheit“, so der Technische Leiter. Einzig die Hydrantenleitung für die Feuerwehr, die bei jeder Aufführung hinter der Bühne zur Stelle ist, wurde nicht durch die Rohre verlegt. Diese läuft unter dem Alusteg entlang. Die neu gelegten Rohre vereinfachen auch Reparaturen oder Veränderungen der Leitungen.

In den Rohren mit 1,50 m Durchmesser liegen Wasser-, Strom-, Luftdruck-, Licht-, Audio- und Netz- werkleitungen sowie Leitungen für Heizung und Kühlung Foto: Bregenzer Festspiele/Eva Cerv

Zukunftspläne 

Bei der Bestückung der Rohre wurde besonderes Augenmerk daraufgelegt, dass man möglichst flexibel bleibt – auch für künftige Produktionen. Alle zwei Jahre wechseln die Festspiele in Bregenz das Stück auf der Seebühne. Für die Spielzeit 2026 und 2027 ist La Traviata geplant, ein genaues Konzept für die Umsetzung gibt es noch nicht. Gerade auch deshalb ist es wichtig, möglichst viel Spielraum für künftige Produktionen abdecken zu können. „Die Technik wird bei unseren Produktionen immer mehr. Da war es wichtig, lieber zu viel und zu groß zu planen, als irgendwann zu merken, dass die Flexibilität in der Umsetzung fehlt.“ Darauf wurde auch bei der nötigen Energiezufuhr geachtet und die Stromleitungen wurden mit 1.308 kVA verlegt, denn es gibt während der Aufführung vor allem Spitzen, die abgedeckt werden müssen. Dass das Projekt in dem straffen Zeitplan umgesetzt werden konnte, haben besonders engagierten Mitarbeiter:innen möglich gemacht, so Urstadt: „Dass wir es rechtzeitig geschafft haben, verdanken wir Menschen, die nicht Dienst nach Vorschrift machen, sondern sich richtig reingehängt haben. Da ist ganz viel persönliches Engagement dahinter.“ 

-sg

Prospect 0324 cover

Der Artikel ist im aktuellen Prospect-Magazin erschienen. 

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