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Der Start der Salzburger Festspiele war gewagt. Doch das Wagnis hat sich gelohnt.

Jedermann 2020: Tobias Moretti (Jedermann), Caroline Peters (Buhlschaft), Ensemble. Foto: SF / Matthias Horn

Der Jedermann ist tot, es lebe der Jedermann. Schon starb Tobias Moretti seinen letzten Premierentod – im Festspielhaus, weil der Wettergott das Spiel nicht am Domplatz zulies. Trotzdem großes Aufatmen. Die Hartnäckigkeit und auch ein gewisser Wagemut der Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler haben sich ausgezahlt – die Festspiele trotzen dem Virus, sie finden im Coronajahr in kleinerem Rahmen statt.

Wie konnte es gelingen?
Monatelange Gespräche, Abstimmungen, Eingaben, Konzepterstellungen und Diskussionen gingen der Premiere des Jedermann voraus. Es entstand ein komplexes Präventionskonzept, das schon Anfang Juni Helga Rabl-Stadler so zusammenfasste: „Für den Fall einer Corona-Infektion muss nachträglich klar sein, welcher Besucher sich wo aufgehalten hat. Aus diesem Grund gibt es bei uns heuer nur personalisierte Karten. Es kann niemand seine Karte im letzten Moment einer anderen Person schenken.“

Regie: Friederike Heller;Bühne: Sanine Kohlstedt; Kostüme: Ulrike GutbrodChristian Friedel;Luisa.Celine Gaffron: Andre Kaczmarczyk; Eva Löbau; Nahuel Perez Biscayart; Sophie Semin; Hanns Zischler; Live-MusikRenu Hossain (RENU)Michael MühlhausPeter Thiessen

Die 2. Premiere in Salzburg war die Uraufführung von Peter Handkes Drama „Zdeněk Adamec“: Hier spielen André Kaczmarczyk, Nahuel Pérez Biscayart, Sophie Semin, Christian Friedel, Luisa-Céline Gaffron. Foto: SF / Ruth Walz

Anhand des Personalausweises wurde geprüft, ob der Name, der auf einer Karte eines Besuchers steht, auch dem Namen auf dem Identitätsausweis entspricht. Die Festspiel-Besucher mussten beim Hineingehen Masken tragen (und trugen sie auch brav beim regenbedingten Übersiedeln vom Domplatz ins Festspielhaus).

Das 41 Seiten umfassende Sicherheitskonzept war nicht nur der Schlüssel zum Aufsperren der diesjährigen Festspiele, sondern auch zum Erfolg: Das Vertrauen des Publikums musste erst erarbeitet werden. Daher stellten die Festspiele viele Inormationen zu Coronavirus SARS-CoV-2 auf ihre Website (https://www.salzburgerfestspiele.at/sf-2020#aktuelleszucorona).

Die Musiker und Techniker mussten sich ebenfalls zu umfänglichen Sicherheitsmaßnahmen verpflichten, die bis zu vier Wochen vor dem Engagement zurückgriffen.

Aber bis jetzt ist es den Salzburger Festspielen gelungen, das Vertrauen zu rechtfertigen – es gab ja auch vorab Unkenrufe aus Kionurrenzkreisen, die den Salzburger Weg als zu riskant einstuften. Die Unkenrufe sind verstummt.

Hier einige Punkte aus dem Sicherheitskonzept:

Publikum

  • Generelle Maskenpflicht außer am Sitzplatz während der Vorstellung
  • Aktive Publikumsleitung als Unterstützung zur Einhaltung der 1-Meter-Abstandsregel: u.a. Sektoreneinteilung nach baulicher Maßgabe der Spielstätten
  • Um größere Ansammlungen zu vermeiden und so das Infektionsrisiko zu minimieren, wird es
  • eine deutliche Reduktion an Spielstätten und Veranstaltungen geben, statt der ursprünglich vorgesehenen 16 wird es nun 8 Spielstätten geben.
  • eine Entkoppelung von Einlass- und Auslasszeiten geben. Es soll nicht wie in normalen Festspielsommern gleichzeitig Veranstaltungen in den Festspielhäusern geben, um zu vermeiden, dass die Publikumsströme aufeinandertreffen.
  • keine Pausen und generell keine Bewirtung geben. Da die Kontrolle von Warteschlangen vor Buffet und Toilette sehr schwierig wäre, wird es generell keine Bewirtung geben. Das heißt es wird keine Buffets auf den Festspielstätten, auch nicht vor und nach den Vorstellungen geben.
  • Personalisierte Eintrittskarten, um den Behörden ein schnelles Contact Tracing zu ermöglichen. Der Käufer muss bei der Ticketkontrolle seinen Ausweis unaufgefordert vorweisen.
  • Besondere Hygienemaßnahmen: u.a. Desinfektionsspender an allen Eingängen sowie an den neuralgischen Punkten, häufig wiederkehrende Reinigung von Kontaktflächen, etc.
  • Deutliche Reduktion der Sitzplätze unter Einhaltung der Abstandsregeln: Diese sind prinzipiell im Schachbrettmuster angelegt. In Bereichen mit mehr als 1 Meter Abstand zu den dahinterliegenden Sitzplätzen, werden andere Formen der Platzbelegung geprüft.

Das Publikum wird über alle Informationskanäle der Salzburger Festspiele rechtzeitig vor Festspielbeginn im Detail über die dann aktuellen Sicherheitsmaßnahmen informiert.

Künstlerinnen und Künstler / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

  • Deutliche Modifizierung und Ausdünnung des Proben- und Spielplans und der künstlerisch-technischen Disposition der Salzburger Festspiele 2020
  • Verpflichtende Initialtestung und Vorlage eines Attests für alle Künstlerinnen und Künstler sowie temporäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Aufnahme der Tätigkeit (nicht älter als 4 Tage)
  • Verpflichtende Hygieneregeln und Regeln zur Verwendung des Mund-Nasen-Schutz
  • Einteilung in drei Gruppen mit entsprechenden zusätzlichen Präventionsmaßnahmen:

Rote Gruppe
Bühnenakteure, die die Abstandsregeln nicht einhalten können und keinen Mund-Nasen-Schutz tragen können: PCR-Screening, Gesundheitstagebuch, Hygieneregeln, Verhaltensregeln

Orange Gruppe
Künstlerinnen und Künstler, die prinzipiell Abstand einhalten können, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kontakt zur roten Gruppe, die MNS tragen können: Initialtestung, Gesundheitstagebuch, temporärer MNS gemäß Präventionskonzept, Hygieneregeln, Verhaltensregeln

Gelbe Gruppe
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu jeder Zeit die Abstandsregeln einhalten können: Initialtestung, temporärer MNS gemäß Präventionskonzept, Hygieneregeln, Verhaltensregeln.

 

(hst)

 

 

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