Der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes —geplant von koup architekten ZT Gmbh und SMP-ZT — eröffnet ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des Hauses. Zur Eröffnungsgala spielte das Tonkünstlerorchester Niederösterreich mit den Solist:innen Ina Regen, Andreas Shagar, Klarinettist Samuel Neubauer und Geigerin Lidia Baich auf und wurde mit Standing Ovations gefeiert. ORF III übertrug die fulminante Eröffnung live. Maria Großbauer, die operative Geschäftsführerin des Stadttheaters Wiener Neustadt, erklärte: „Das Theater soll alle einladen, den Alltag hinter sich zu lassen und im wahrsten Sinne neue Türen öffnen, in neue Klang- und Erlebniswelten. Daher auch unser Slogan: Öffnet neue Türen! Das Programm bietet viel Neues, aber auch Altbekanntes.“
Mitten im Umbau: die operative Geschäftsführerin des Stadttheater Wiener Neustadt, Maria Großbauer. Foto: Alex Schwarz
Einst und jetzt
1668 gebaut, beherbergte das Gebäude ein Karmelitinnen-Kloster und später eine Kirche, bis zur Eröffnung als Stadttheater 1794. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten ein Stadtbrand und Bombenangriffe das Theater, es wurde instandgesetzt und 1948 wiedereröffnet. Die letzte Generalsanierung wurde 1979 durchgeführt, die damals installierte Drehbühne ist noch heute in Verwendung. Bei der aktuellen Renovierung wurde ein Raum als „Zeitkapsel“ nach den Vorgaben des Denkmalschutzes in allen Details wiederhergestellt, von den alten Lampen bis hin zu den Tapeten, Türen und Schildern. Eine Bronze-Büste des Schauspielers Karl Merkatz ist in dieser Zeitkapsel ausgestellt. Der gebürtige Wiener Neustädter überlebte den schlimmsten Bombenangriff auf Wiener Neustadt im II. WK im Stadttheater und spielte auch öfters dort.
Die optische und technische Neugestaltung
Das neu gestaltete Foyer ist überwiegend in Weiß gehalten und soll den Übergang vom Alltag in den Zauber des Theaters ermöglichen. Die Farbgestaltung des Zuschauerraums in Braun-Gold ist von den Farbtönen des Eisernen Vorhangs, gleichzeitig ein Ölgemälde von Wolfgang Hutter, abgeleitet. Der neue, braune Wagnervorhang kommt von Gerriets.
Mit der Sanierung wurde weitgehend Barrierefreiheit geschaffen. Eine neue Lüftungsanlage und komplett neue Elektronik wurden installiert und der Stand der Technik in allen sicherheitsrelevanten Bereichen, u. a. Brandschutz, erreicht. Die Bühnenmaschinerie von 1979 wurde durch die Instandsetzung der Drehbühne und des Orchestergrabens, neue Steuerungen und 26 neue Züge von ASM auf den neuesten Stand gebracht. Neu ist auch die Verkabelung der kompletten Bühneninfrastruktur samt LWL und CAT/Netzwerk von der Regie zur Bühne. Die neue ATC Traverse für die Vorderbühne ist mit Spezialkonsolen in die Wand verschraubt, die Belastbarkeit beträgt 1000 kg. Die alte Kinoleinwand von 1978 wurde instandgesetzt und der Projektor wieder in Betrieb genommen.
Licht und Ton
Für die Planung der elektroakustischen Verbesserungsmaßnahmen zeichnet MBBM verantwortlich, für die Planung der Hauptbeschallung, Bühnenbeleuchtung, Video- und Kommunikationstechnik, LWPI. Als ausführendes Unternehmen für die schlüsselfertige und fristgerechte Lieferung und System- Gesamtintegration beider Gewerke in sportlicher Umsetzungszeit war die PKE Electronics GmbH unter der Projektleitung von Ing. Yauhen Kuchinski sowie die Fa. Zeiler für die Lieferung und Montage der Versatzkästen verantwortlich.
Sowohl das Bühnenlicht als auch die Beleuchtung im Zuschauerbereich basieren auf energieeffiziente LED-Technologie. Die neuen LED-Scheinwerfer von JB-Lighting, Prolights und ETC werden über ein ETC Gio 5 Lichtpult gesteuert.
Das Beschallungskonzept berücksichtigt sowohl die Anforderungen der Tonkünstler an die Raumakustik – das Stadtheater gehört zu den Residenzen des Orchesters – als auch das breitgefächerte Programm. Ein Yamaha DM 7 Mischpult steuert die Tonanlage. Die PA besteht aus verschiedenen Linien-Lautsprechern von Fohhn, u. a. aus der LX und LXP Serie. Eine gleichmäßige Abdeckung im gesamten Saal wird durch die enge vertikale Abstrahlung und geschickte Positionierung der Lautsprecher erzielt. Die PA ist unauffällig integriert, die Lautsprecher sind braun lackiert und damit auf die Wandfarbe abgestimmt. Durch eine Verschaltung der Komponenten mittels Dante über eine DSP-Matrix werden verschiedene Veranstaltungsszenarien von Klassik bis hin zum Kinobetrieb realisiert. Zusätzlich zur neuen Beschallungsanlage von Fohhn wurde das Vivace System von Müller BBM eingebaut. Die beiden Systeme können gemeinsam oder getrennt genutzt werden. Über 70 Boxen und Mikrofone sind versteckt im Raum eingebaut, damit wird auf kleinem Raum die Akustik eines großen Konzertsaals erreicht.
Die Toneinspielung vor der feierlichen Wiedereröffnung. Foto: Alex Schwarz Photography
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