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Im niederösterreichischen Willhelmsburg werden auf 1800 m² seit Mai 2022 die Themen „Gaia Hypothese“, „Transhumanismus“ und „Daisyworld“ künstlerisch zum Ausdruck gebracht. Erich Heyduck, gestaltender Künstler mit den Schwerpunkten Konzept, Video, Licht und Raum, ist eines von 19 Mitgliedern der Künstlergruppe Stachel und erzählt PROSPECT was Daisyworld ist und wie Technik und Kunst dadurch verschmolzen sind.

Foto: © Christa Stangl
Foto: © Christa Stangl

Auf Einladung des Wilhelmsburger Geschirrmuseums kuratiert und gestaltet seit 2021 die Künstler Gruppe STACHEL© in den historischen Räumen der Wilhelmsburger Steingutfabrik die Ausstellung „DAISYWORLD“- eine metamorphe transhumanistische Reise zu den Gänseblümchen aus Daisyworld. PROSPECT im Gespräch mit Erich Heyduck.

Sie sprechen von Gänseblümchen und einem fremden Planeten. Was kann man sich unter der Ausstellung Daisyworld vorstellen?
Die Ausstellung beruht auf der Computersimulation Daisyworld von James E. Lovelock und Andrew Watson. In diesem 1983 erstellen Modell gibt es auf einem simulierten, erdähnlichen Planeten nur zwei Arten Lebewesen: schwarze Gänseblümchen, die Licht absorbieren, und weiße Gäneblümchen, die das Licht reflektieren. Beide Arten haben dieselbe Wachstumskurve, denn ihre Reproduktionsrate hat die gleiche Abhängigkeit von der Temperatur. Der selbstorganisierte Planet hat lange Zeit eine Durchschnittstemperatur und passt sich an seinen Bedingungen an. Wird die Simulation allerdings ohne Daisies durchlaufen, steigt der Temperaturverlauf synchron zur Strahlungsleistung der Sonne.


Das heißt die Gänseblümchen sind schlecht für den fiktiven Planeten?
Nein, mit Daisies gibt es zu Beginn der Simulation verstärkte Erwärmung und zum Ende verstärkte Kühlung, was zu einer nahezu konstanten Gleichgewichtstemperatur während des größten Teils der Simulation führt. Auf diese Weise verändern die Daisies das Klima derart, dass die Bedingungen für sie lebensfreundlicher werden.


Also könnte man die Dasies mit Pflanzen auf der Erde gleichsetzen?
Möglich, die Simulation ging allerdings noch weiter. Spätere Erweiterungen der „Daisyworld“ Simulation schlossen Kaninchen, Füchse und andere Arten mit ein, welche Absorptionsraten zwischen den schwarzen und weißen Daisies haben. Eines der überraschenderen Ergebnisse dieser Simulationen war, dass die selbstregulierenden Kräfte des gesamten Planeten mit der Anzahl der Arten stiegen. Diese Beobachtung der selbstorganisierenden biologischen Rückkopplungsprozesse der Erde, die in der „Gaia Hypothese“ von Lynn Margulis und James E. Lovelock ihren Ausdruck findet, wurde mit der digitalen Simulation Daisyworld plausibel untermauert.

Christa Stangl 3
Das alles klingt sehr komplex. Was war bei der Gestaltung von Daisyworld herausfordernd?
Die technischen Möglichkeiten, vor allem in Bezug auf die vorhandene technische Infrastruktur in den Räumen waren begrenzt und forderten einfache technische Lösungen. Die Aufgabe bestand darin in den vorhandenen, historischen Örtlichkeiten mit einfachen technischen Mitteln bestmöglichst zu nutzen. Die „Ästhetik des Verfalls“ der Räume beschrieben die Zustände der Erde. Die Gaia Hypothese, also dass die Biosphäre die Bedingungen schafft Leben und Evolution zu ermöglichen, beschreibt das Spannungsfeld zwischen Natur und gleichzeitiger Erneuerung und Fortschritt des Menschen.

Mit welchen Effekten und Technologien arbeiten Sie bei der Ausstellung Daisyworld?
Durch die Zusammensetzung der einzelnen Kunstgenres werden die einzelnen Räume zu einem Gesamterlebnis. Die Bildenden Kunst wird als überwiegen statisches Element eingesetzt, bewegte Bilder sind in Form von Projektionen zu sehen und natürlich gibt es auch audiovisuelle Klangebenen und performative Kunstinterventionen. Wie bereits erwähnt stand für uns eine einfache Bedienung der technischen Geräte im konstruktiven Fokus des Gelingens. Als überwiegende Beleuchtung verwendeten wir ca. 50 Stk. PAR 36 „Pin-Spot“ – 6V/30W zum Beleuchten der Objekte, nicht geregelt; 6 Stk. Beamer NEC M350X mit Zuspieler AGPTEK Mini HD-Digitaler Medienplayer, 5 Stk. TENKER Mini LCD Video Projektor, 1 Stk. CHRISTIE LX 37 mit Laptopzuspielung; 10 Stk. dezentrale Blootooth Lautsprecher. Besuchende dürfen sich auf eine künstlerische Ausstellungsintervention über aktuelle Themen der Zeit freuen.

WEITERE FOTOS HIER.

Die Ausstellung ist von Samstag, 21. Mai bis Sonntag, 16. Oktober 2022. Jeden ersten Sonntag im Monat von 8:30 bis12:00 Uhr und zu jeder Kunstintervention laut Programm sowie gegen Voranmeldung; ausgenommen davon ist der 7. August 2022. Jeden ersten Samstag des Monatsfinden finden zusätzlich Kunstinterventionen, unterschiedlicher Arten und Genres, statt. Zur „Eröffnung“, zur „Langen Nacht der Museen“ und zu den „Tagen des Offenen Atelier“ gibt es extra Programm.

(lah)

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