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Hurra, wir haben überlebt! Doch was jetzt? Was bleibt übrig aus den Erfahrungen des Ausnahmezustands? Wird alles digital? Ein Rundgang durch Formate und Überlegungen.

Messeveranstalter haben sich auf Online-Events verlegt (hier die deutsche Rollladen+Tore-Messe) und übten sich im Broadcasting. Foto: Veranstalter / Herbert Starmühler

Zuerst einmal ist es wichtig, sich nicht dem Trugschluss hinzugeben, alles sei nun vorbei. Gar nichts ist vorbei. Covid-Mutanten lauern hinter jedem Grenzbalken, Impfungen, Tests und Immunitäten beschäftigen uns noch Jahre – und damit auch allerlei Einlass-Beschränkungen für Theater, Veranstaltungen und Festivals. Doch jedenfalls kann unter gewissen Bedingungen der Vorhang wieder hochgehen und der Spielbetrieb aufgenommen werden. Wobei insbesondere die großen Häuser eigentlich keinen Stillstand hatten. Geprobt, gearbeitet, gefeilt, gebaut und umgestellt wurde den ganzen Corona-Winter über. Nur halt ohne Publikum.

„Jetzt findet man wieder Techniker“

PROSPECT hat in der Szene nachgefragt, was sich in der intensiven Zeit der vergangenen Monate bewährt hat – und darum auch in Zukunft eine Rolle spielen wird.

Christoph Lach vom Wiener Ausstatter Tücher etwa erzählt von unterschiedlichen Bedingungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten: „Insgesamt waren die Theater wenigstens aktiv, die Veranstaltungstechnik wurde gebraucht und nachgefragt.“ Dafür seien beispielsweise Hotelbetriebe erst in den vergangenen Wochen wieder aufgewacht – und bräuchten nun dringend Materialien. Nachdem praktisch alle Ausrüster von Ton-, Licht- und Theatertechnik eine Corona-Umsatz-Pause einlegen mussten, retteten die diversen Kurzarbeitspakete in Deutschland oder Österreich die Unternehmen. Was sich aber nun ergab: Der Arbeitsmarkt ist nicht mehr derselbe wie vor zwei Jahren. Christoph Lach: „Jetzt findet man dafür wieder Techniker, die man früher nicht bekommen konnte.“ Er hat schon drei neue Kräfte eingestellt und neue Produkte konstruiert.

Die Tools werden immer besser, hier sitzt die Moderatorin in einem Studio, der Rest wird mit Avataren und Chats bewältigt. Foto: Veranstalter / Herbert Starmühler

Was bleibt? Streaming zum Beispiel

Wie Hans und Karin Normalverbraucher plötzlich zu Video-Call-Benützerinnen und -Benützer umgeschult wurden, so entdeckten viele Theater- und Kulturschaffende den Wert oder eben gerade auch die Grenzen von digitalisierten Performances – Streamings eben.

Hier unterscheiden sich die Einschätzungen, was denn bleiben werde. Claudia Kapsamer, die Pressesprecherin der Wiener Philharmoniker, die das Neujahrskonzert diesmal mit einem vielbeachteten Weltweit-Applaus beendeten, ist skeptisch: „Nein, nein, das werden wir nächstes Jahr nicht wiederholen. Das nächste Neujahrskonzert wird wieder normal durchgeführt werden.“

Zur Erinnerung: Das Neujahrskonzert, das in über 90 Länder übertragen wird, ließ vor der Pause und am Schluss 7.000 Zuhörerinnen und Zuhörer aus nah und fern einspielen: Die Leute applaudierten daheim in ihre Handys, eine App sammelte die Akklamationen ein und übertrug sie in den leeren Musikvereinssaal nach Wien. Geigerinnen und Flötisten und Schlagwerker und Hornisten konnten also wenigstens auf diese Art ein Feedback auf ihre Darbietung hören. Aus Japan, Mexiko, USA oder Hinterholzhausen. Aber dennoch, der Act, den der Grazer Ton-Enthusiast Markus Platzer (POET-Audio) vorgeschlagen hatte und mit vier Technikern vor Ort abwickelte, könnte einmalig bleiben – vorausgesetzt, das Neujahrskonzert kann tatsächlich wieder uneingeschränkt über die Bühne gehen.

 

Teil 2 folgt ...

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