oethg logonewsletter hinweis

Die Salzburger Festspiele feierten in den Sommerspielzeiten 2020 und 2021 ihren 100. Geburtstag. Ein symbolträchtiges Jubiläum und Grund genug, mit unterschiedlichen Programmen und Aktivitäten sowohl zurück als auch nach vorne zu blicken. Ein Résumé von Andreas Zechner, Technischer Direktor der Salzburger Festspiele.

Jubiläums-Plakatserie der Salzburger Festspiele, Jaume Plensa, *1955, Barcelona / Spanien · Untitled, 2019. Credit: SF/Luigi Caputo

Einen eindrücklichen Rückblick in die außergewöhnliche Geschichte der Salzburger Festspiele, gegründet unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg, vermittelte die Sonderausstellung „Großes Welttheater“, eine Kooperation der Salzburger Festspiele mit dem Salzburg Museum – zu sehen noch bis 31. Oktober 2021. Im Zentrum der Jahrhundert-Feierlichkeiten stand das künstlerische Programm mit den szenischen Neuproduktionen der zwei Spielzeiten sowie das neu geschaffene Format eines Kinder- und Jugendprogramms mit dem Titel JUNG & JEDER. Als dritten Schwerpunkt haben wir die Frage nach der Zukunft der Salzburger Festspiele gestellt und als zukunftsorientiertes Projekt die technische Sanierung der Bühnen und Werkstätten in Verbindung mit einer dringend erforderlichen, räumlichen Erweiterung der Liegenschaft in der Hofstallgasse erfolgreich auf den Weg gebracht.

Ein starkes Team

Rückblick, Ausblick und vor allem das Hier und Jetzt der gelungenen szenischen Produktionen der vergangenen Spielzeiten erfüllen uns mit Freude. Wir wissen um die internationalen, regionalen, externen und internen Erwartungen an die Salzburger Festspiele. Dazu braucht es an allen Stellen, auf und hinter der Bühne höchste Qualität sowie engagierte und professionelle Mitarbeiter:innen. Im Orchestergraben und auf der Bühne sind dies die Wiener Philharmoniker, die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, das Mozarteum-Orchester & die Camerata Salzburg, viele (inter)nationale Orchester und Chöre und vor allem die kreativen Teams, die Sänger:innen und die Schauspieler:innen. Hinter der Bühne zählen wir auf eine feste Mannschaft der Salzburger Festspiele von etwa 120 Mitarbeiter:innen in den Abteilungen von Technik und Kostüm, die im Sommer von einem unverzichtbar großen Team von etwa 600 saisonalen Kräften in den produktionsnahen Bereichen von Technik, Kostüm und Maske ergänzt werden. Die Salzburger Festspiele sind dankbar, dass so viele professionelle Kolleg:innen aus den unterschiedlichsten Theatern, Werkstätten und Bühnen aus dem In- und Ausland jährlich wiederkehrend nach Salzburg kommen und dadurch unsere Festspiele erst ermöglichen.

Technisch herausragende Leistungen - ein Auszug

IL TRIONFO DEL TEMPO E DEL DISINGANNO

Robert Carsen erzählt seine Inszenierung, die bei den Pfingstfestspielen ihre Premiere feierte und bei den Sommerfestspielen wieder aufgenommen wurde, als Casting-Show. Hier stand die medientechnische Herausforderung der hohen künstlerischen Qualität der Produktion um nichts nach. Ein Fernsehstudio auf der Bühne mit drei Funk-Live-Kameras, ein großes LED-Portal vor dem Schmuckportal, vier modulare LED-Wände, drei Projektionsebenen und Projektoren auf der Bühne und ein bühnennaher Schnittplatz waren die technische Hardware für einen beeindruckenden Mix aus live gefilmtem und vorproduziertem Material.

Il trionfo del Tempo e del Disinganno 2021: Regula Mühlemann (Bellezza), Cecilia Bartoli (Piacere), Ensemble. Credit: SF / Monika Rittershaus

 

DON GIOVANNI

Diese Opernproduktion in der künstlerischen Gesamtverantwortung von Romeo Castellucci war – auch in technischer Hinsicht – das programmierte Ereignis der Spielzeit 2021. Der italienische Regisseur und Bühnenbildner Castellucci gestaltete für das Große Festspielhaus ein 28 m breites, 14 m tiefes und 13 m hohes Bühnenbild – einen weißen Kirchenraum, ähnlich der Salzburger Kollegienkirche. In einem Prolog der Oper wurde dieser Sakralraum in einen repräsentativen Innenraum transformiert. Dieser Raum war Bühne für eine Vielzahl von eindrücklichen Bildern hinter einer portal-füllenden, weißen Gaze. Im ersten Akt prägte eine durchgängige Serie von verschiedensten Objekten, die aus allen Richtungen auf die Bühne kamen, das bildnerische Geschehen. Vor allem die Abwurftechnik für die aus 13 m frei fallenden Objekte, wie ein 550 kg schweres Auto, ein präparierter 150 kg schwerer Klavierflügel, ein Rollstuhl und etliche Basketbälle waren technisch und organisatorisch besonders herausfordernd. Bühnentechnik und Requisite leisteten hierbei Außergewöhnliches. Die Produktion wurde von Unitel, ORF & ARTE aufgezeichnet.

Don Giovanni 2021: Anna Lucia Richter (Zerlina), Davide Luciano (Don Giovanni). Credit: SF / Ruth Walz

 

RICHARD THE KID & THE KING und MARIA STUART

Auf der Perner Insel realisierten wir zwei künstlerisch viel beachtete Koproduktionen, gemeinsam mit dem Schauspielhaus Hamburg RICHARD THE KID & THE KING und dem Burgtheater MARIA STUART. Im Bühnenbild von Katrin Brack für RICHARD bewegten sich 60 unterschiedlich große, leuchtende Kugeln. Stetig, aber nicht unmittelbar wahrnehmbar, veränderten die Kugeln ihre Positionen. Auf der Perner Insel, einer Bühne ohne Schnürboden und Zugeinrichtung, stellt diese offensichtlich einfache Anforderung eine Herausforderung dar, die mit sieben intern konstruiert und gebauten Zugeinrichtungen, mit je drei unterschiedlichen Geschwindigkeiten pro Zug-Linie und einer vollprogrammierbaren Steuerung in beeindruckender Weise gelöst wurde. Auch das von Annette Murschetz entworfene Bühnenbild von MARIA STUART zeigt die technische Komplexität nicht offensichtlich. 16 Stück aneinander gereihte, je 4x2 m große Drehtüren wurden während der Szene mit vier unterschiedlichen Oberflächen nicht wahrnehmbar für Zuschauer bestückt. Ein berührungsloses Zentrierungssystem hält die Türen nach gemeinsamer oder einzelner Drehung in der Nullposition. MARIA STUART, eine erfolgreiche Kooperation mit dem Burgtheater, wurde Anfang September in das Repertoire des Burgtheaters übernommen.

Richard the Kid & the King 2021: Paul Herwig (Lord Buckingham), Maik Solbach (Lord Hastings). Credit: SF / Monika Rittershaus

 

Die Neuproduktionen des JEDERMANN, von INTOLLERANZA 1960, DAS BERGWERK ZU FALUN, die Kinderoper DER STERN DER NICHT LEUCHTEN KONNTE, die Produktionen von JUNG & JEDER, die Wiederaufnahmen der 2020er Produktionen ELEKTRA & COSI FAN TUTTE, die Neueinstudierungen der TOSCA der Osterfestspiele 2018, sowie ein umfangreiches Konzertprogramm in der Kollegienkirche, im Mozarteum Salzburg wie auch auf den drei Bühnen in der Hofstallgasse waren wesentlicher Teil des künstlerisch vielfältigen und erfolgreichen Programms und ergänzten die technischen Herausforderungen in diesem Sommer.

www.salzburgerfestspiele.at

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite benutzerfreundlicher zu gestalten. Wenn Sie diese Webseite nutzen, akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies.